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me.man.machine.: Plastic Faith (Review)

Artist:

me.man.machine.

me.man.machine.: Plastic Faith
Album:

Plastic Faith

Medium: CD
Stil:

Indie- und Alternative-Rock und Pop

Label: Sony Music / Finest Noise
Spieldauer: 59:47
Erschienen: 11.12.2015
Website: [Link]

Für genau so ein Album, das mit „Break Me Down“ genauso finster wie die Nacht und das Cover, hinter dem es sich verbirgt, beginnt, und dem Plastik-Glauben den musikalischen Krieg erklärt, während uns der Terror bedroht und wir angeblich so demokratieverliebten Zeitgenossen wieder heiße Kriege unterstützen, ist es allerhöchste Zeit. Denn es zeigt uns nicht nur den Schatten, sondern auch das Licht, welches wir leider mit unserem Kleingeist, unserer Naivität, unserer Dummheit sowie unserem Hass auf alles, was nicht genauso wie wir tickt, permanent verdunkeln. „Plastic Faith“ von ME.MAN.MACHINE. ist der musikalische Zeigefinger, der sich auf die tickende Zeitbombe legt, bevor diese hochgeht. MUSE haben mit „Drones“ etwas Ähnliches versucht. Die Schweizer Band aber macht es deutlich besser, selbst wenn sie bei weitem nicht den Bekanntheitsgrad von MUSE besitzt, aber durchaus Ähnlichkeiten zu den Briten aufweist. „Plastic Faith“ jedenfalls überflügelt das Dronen-Album um Längen.

Unverkennbar ist nach wie vor die U2-Affinität des zum Quintett aufgestockten, bei ihrem Debüt noch als Quartett angetretenen, Musik-Ensembles, besonders als die BONO-Mannen noch mit „The Unforgettable Fire“ und „Joshua Tree“ Musikgeschichte schrieben. Die Schweizer haben ein Faible für hymnische Klänge und getragene Stimmungen sowie Melodien, die sich bereits beim ersten Hördurchgang wie ein Edelstahlbohrer in die Gehörgänge fräsen. Bestes Beispiel dafür ist „What Have I Become“. Natürlich trägt einen großen Anteil daran auch ROLAND HÄUSLERs charismatische Stimme, die ihre Stimmbänder zwischen BONO und EDDIE VEDDER zieht.

Trotzdem besteht während nicht einer Minute dieser plastischen Glaubens-Musikstunde die Gefahr, dass wir der oftmals ruhigen Grundstimmungen wegen sanft entschlummern. Immer wieder schlägt die mal harmonisch, mal melancholisch, mal bedrückend-düster wirkende Stimmung auch in kräftig rockende Tonlagen um, damit man dem lieben Morpheus gehörig auf seine flauschig-einschläfernden Schäfchen-Wolken pinkeln kann, bis der Donner-Gott Thor erwacht, um jeden, der seinen Namen mit einem Steinar missbraucht, kräftig in den braunen Arsch zu treten. Es geht eben um den Plastik-Glauben auf dieser CD und der begegnet uns - lauscht man den Texten, die leider nicht im Booklet zu finden sind - immer und überall in den unterschiedlichsten Facetten. Momentan beispielsweise in Form von dicken, ganz in rot gekleideten Männern mit weißem Vollbart, die einen dicken Sack auf dem Rücken tragen und an denen nichts, bis auf ihre Bierwampe, echt ist. Sowas soll verkaufsfördernd sein. Ja, unter solchen Bedingungen haben ME.MAN.MACHINE schlechte Karten, weil sie eben unter den Mantel schauen und dort höchstens ein kleines, verschrumpeltes Säckchen entdecken. Eher um solche Dinge drehen sich ihre 13 Songs, also um das so offensichtlich Erscheinende, das am Ende nur sein beschissenes Sein hinter einem schönen (Geld-)Schein versteckt. Und um dieses ganz große Kino zur Vollendung zu bringen, gibt‘s auch noch jede Menge Gitarrenklänge von SIMON ØSTRUP, die ein ähnliche Sogwirkung haben wie die U2-Saitenspielereien auf „Where The Streets Have No Name“ oder „Pride (In The Name Of Love)“!

Aber die echte Überraschung erwartet uns dann zum Schluss!
Während in „Long Gone“ bereits Cello, Viola und Violine anklangen, verabschiedet sich „Anew“ mit bittersüßen, todtraurigen Streicherpassagen, die einem fast schmerzhaft Tränen in die Augen treiben. Der dunkle Abgesang für ein Album, das vor lauter Schönheit immer ein helles Leuchten parat hat, vorausgesetzt, man begnügt sich nicht mit dem Betrachten einer Oberfläche, sondern geht auch mal auf die Knie, um darunter zu schauen.

FAZIT: „Plastic Faith“ ist ein Album für diejenigen, die sich in der Weihnachtszeit nicht mit plastischem WHAM-Pop der Marke „Last Christmas“ begnügen, sondern zu LENNON greifen, der „Happy Xmas (War Is Over)“ singt, während auf dem Video dazu das Leid der Kriegsopfer in lebendig erschütternden Bildern präsentiert wird.
Lasst uns nicht mit sündhaft teuren Geschenken die Geburt eines Jesus-Kindleins feiern, sondern mit ME.MAN.MACHINE. und ihrem neuen Album die musikalische Nächstenliebe als Gegenbewegung zum „Plastic Faith“ zelebrieren.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3167x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Break Me Down
  • Indestructible
  • Phobophobia
  • Long Gone
  • Back Again
  • Adore
  • Wake Up
  • Let Go Tonight
  • Rush
  • Sober
  • Sister
  • What Have I Become
  • Anew

Besetzung:

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