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PianoProject: Elegy Of Desperate Children (Review)
Artist: | PianoProject |
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Album: | Elegy Of Desperate Children |
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Medium: | CD | |
Stil: | Piano-Rock |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 98:24 | |
Erschienen: | 28.11.2014 | |
Website: | [Link] |
Es gibt Bands, die sollten ernsthaft darüber nachdenken, ob ihr Name Sinn macht oder Musikfreunde in die Irre führt. Die Dresdner Band PIANO PROJECT gehört zu dieser Gattung mit irreführenden Namen, da man natürlich sofort dem Glauben verfällt, hier gäbe es Piano-Musik, Richtung Jazz, Klassik oder Instrumental-Pop, zu hören, so wie bei den PIANO GUYS oder ähnlichen, sich gänzlich auf die Tasteninstrumente orientierende Musiker.
Das Piano spielt auf „Elegy Of Desperate Children“, einem Debüt-Doppel(!!!)-Album im sehr ansprechenden Digi-Pack samt umfangreichem Booklet mit allen Texten, zwar eine große, ausgesprochen angenehme Rolle, bildet aber nicht wirklich den ausschließlichen musikalischen Mittelpunkt dieses mal melodisch rockenden, oft dem Pop huldigenden, aber auch ruhigen und manchmal sich sogar an klassischen oder progressiven bis metallischen Strukturen orientierenden Albums. Leider überwiegen neben den instrumentalen, wirklich beeindruckenden Passagen auch der etwas zu umfangreich eingesetzte Gesang des Pianisten und ehemaligen Kruzianers (Mitglied des Dresdner Kreuzchores). Hiervon ein bisschen weniger würde am Ende deutlich mehr erreichen. Oder bei der manchmal zu auffälligen Akzentuierung der englischen Texte, die sich konzeptionell um kindliche Verzweiflungen drehen, wäre es vielleicht besser gewesen, alle oder einige Texte deutsch einzusingen.
Die vier Dresdner Musiker, die sich gerade für das große Live-Finale des „Sound-of-Dresden“-Contests (27. März 2015) qualifiziert haben, beschreiben ihren musikalischen Stil mit folgenden Worten:
"Jeder Song aufs Neue ein ‚PianoProject‘: Am Anfang ein Klavier und ein Thema, im Kopf schon die Melodie. Springt auf die Stimmbänder über, ergreift den Bass bis der Gitarrist nicht mehr an sich halten kann. Und dann setzt der Beat ein. Den Rest muss man einfach selbst hören und erleben."
Vieles von dem, was man dann selbst hört, ist wirklich beeindruckend, was wohl auch daran liegt, dass die jungen Musiker (alle Jahrgang 1990 bzw. 1991), hochgradige Vorbilder haben, wie PORCUPINE TREE, QUEEN, MUSE, LED ZEPPELIN oder METALLICA. Unverkennbar schleichen sich auch deren Einflüsse in die Musik des PIANO PROJECTS ein.
Besonders schön klingt es auch, wenn man die (unfreiwilligen?) Einflüsse von DUKE SPECIAL (Kennt den irgendwer von der Band? Ich weiß es nicht!) auf „Roadstory“ entdeckt. Ein Song, der mit knisternden Schallplattengeräuschen unterlegt ist und eine ausgezeichnete, verfremdete Gesangslinie im „Grammofon“-Stil enthält.
Demgegenüber taucht aber auch des Öfteren etwas brüchiger oder arienhafter Gesang, dem man deutlich die Erfahrungen des Dresdner Kreuzchores anhört, auf. Erfahrungen, die für rockige Musik nicht immer von Vorteil sind, wie man es besonders deutlich bei „Lost“ hören kann.
Das Konzept (Hochachtung vor der Idee, gleich diese Debüt-Doppel-CD als Konzept-Album anzulegen!) von „Elegy Of Desperate Children“, welches sich gegen die ständige Anpassung, widerspruchslosen Gehorsam und Unterwerfung vor vermeintlich Mächtigeren wendet, ist mehr als beachtenswert und zeugt von der großen Reife der noch jungen Musiker, die am Ende in „Be A Warning“ mit: „You could be a hero if you break out of the line!“, zum Ausdruck kommt. Der letzte, traurige Song „Sleep“, eine Art Schlaflied, beendet die CD mit Verzweiflung („How can we live in this hell?“), aber auch Hoffnung („Dream, dream, I will always think of you wherever I‘ll be.“). Ein grandiose Idee!
Was will ein Album im Grunde mehr, als die Leidenschaft von Musikern in ihrer Musik und den Texten zum Ausdruck zu bringen, ohne dabei immer nur nach Perfektionismus zu streben?
Glückwunsch zu dieser innovativen, an einigen Stellen noch etwas verbesserungswürdigen Leistung und viel Erfolg beim Sound-Of-Dresden-Contest!
FAZIT: Das Dresdener Quartett PIANO PROJECT, welches derzeit eifrig nach einem neuen Bassisten sucht, legt mit „Elegy Of Desperate Children“ ein beachtenswertes Debüt-Album vor, dem Rockmusik mit viel Piano (Aber nicht elektronischen Keys!) zugrunde liegt und das stellenweise wie nach alten, gestandenen Musik-Hasen, aber nicht jungen 25-jährigen Hüpfern klingt!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD 1:
- Desperate Child
- Lights
- Explosion
- Last Goodbye
- Born
- Roadstory
- Memories
- Thank You Mr. P
- Elegy Of Desperate Children (I: Symbol / II: Unit Of Peace / III: Requiem)
- Nightlights
- This Is The End
- CD 2:
- Rock‘n‘Roll Queen
- Revolution
- Miss You
- Highfly
- Brightening Up The Sky
- Lost (I: Lost / II: Hey J / III: Demolation Army/Hey World)
- Dead Man
- Remember Me
- Bang Bang Bang
- Be A Warning
- Sleep
- Bass - Felix Zöllner
- Gesang - Paul Knüpfer
- Gitarre - Franz Böhme
- Keys - Paul Knüpfer
- Schlagzeug - Florian Simon
- Elegy Of Desperate Children (2014) - 11/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Knut Wuchtig
gepostet am: 15.03.2015 |
Ich kenne eine ältere Scheibe der Band von 2011 mit anderen 4 Titeln. Diese EP ist noch zu haben. Bemerkenswert ist auch das Video zum Titel "Alone", welches man bei YouTube finden kann. |
BS Schweller
gepostet am: 18.03.2015 User-Wertung: 8 Punkte |
Ich kann dem Review nur zustimmen - ein komplettes, erwachsenes Album, das beeindruckt und gespannt macht auf das, wohin diese Band sich entwickeln mag. Die Schwächen sind benannt: stellenweise der Gesang (sehr ariesk, schwierige Stimme für dieses Genre), und eine weitere Schwäche, die ja an sich einen abolute Särke ist: der Ideenreichtum, bei dem manchmal der Eindruck entsteht, es musste, wollte und sollte alles gesagt werden, was das übervolle Musikerherz und -hirn zu bieten hat. Das ist toll und bemerkenswert, sollte aber meiner Höre nach gezügelt werden. Weniger ist eben oft mehr, verschießt doch noch nicht euer ganzes Pulver.
Alles in allem aber definitv Daumen hoch und weiter so, Jungs, großes Kompliment. |