Partner
Services
Statistiken
Wir
Symphony X: Underworld (Review)
Artist: | Symphony X |
|
Album: | Underworld |
|
Medium: | CD/LP | |
Stil: | Melodic Progressive Metal |
|
Label: | Nuclear Blast | |
Spieldauer: | 64:03 | |
Erschienen: | 24.07.2015 | |
Website: | [Link] |
Schon wieder Dantes Inferno? Ist der arme Mann nicht schon oft genug durch die Hölle gegangen?
Aber wenn’s dem Songwriting auf die Sprünge hilft, verflucht, warum nicht, schickt Dante nochmal runter, neue Kohlen aus dem Feuer holen. Was das Musikalische angeht: Wer nach „Iconoclast“ fürchtete, SYMPHONY X würden sich langsam auf eine Richtung festzurren lassen, der darf jetzt einen neuen Atemzug nehmen. „Underworld“ wendet den zuletzt gefahrenen Härtekurs etwas ab und bietet stattdessen einen ganzen Haufen griffiger Refrains, die sich tief ins Langzeitgedächtnis einbohren.
Durch die Fanfaren der Ouvertüre muss man wohl durch. Das gehört sich eben einfach so, wenn man die Tore der Hölle überschreitet, wobei dieses Stilmittel mit seiner traditionalisierten Vorhersehbarkeit langsam nervt. Immerhin wird es im zweiten Teil recht cool ausstaffiert. Ab „Nevermore“ gehen die Mundwinkel aber nach oben, ja Hallo Spencer! Michael Romeo setzt auf High-Speed-Riffing von Sekunde 1 und hat binnen sechs Sekunden knapp 60 Anschläge durchgehauen. Kein Wunder, dass der erste Refrain des Albums nicht länger als 45 Sekunden auf sich warten lässt. Als Russell Allen in diesem Moment den Titel schmachtet, gehört das bereits zu den heftigsten Ohrwürmern der Platte, insbesondere, da der Song darauf ausgelegt ist, durch Gitarrensoli und anschwellende Keyboardflächen die Situation zu dramatisieren.
Ein Auftakt mit Schmackes, und der folgende Titeltrack nimmt nur bedingt den Wind aus den Segeln. Pinnellas schwergliedrige Synthieflächen und sakrale Männerchöre scheinen das Tempo zu drosseln, doch Romeo und Rullo würden dem widersprechen.
Spätestens die Hardrock-Ballade „Without You“ lässt hingegen keinen Zweifel mehr: Der Ohren-zu-und-durch-Kurs von „Iconoclast“ mit seiner gnadenlosen, manchmal klischeehaften Power-Attitüde („Stand Up And Fight“) ist abgewendet. Emotionen sind ausdrücklich erlaubt.
„Kiss Of Fire“ verwendet erneut Fanfaren und Choräle zum Zwecke der Spannungsbildung, die wie Messerstiche aus der Komposition ragen, während Romeo Gitarrenläufe absondert, die auch mal ins Dissonante abgleiten. „Charon“ hat dann wieder eine dieser einprägsamen Gesangslinien, an denen es dem Vorgänger eben etwas fehlte; Russell muss jedenfalls eine Menge Spaß gehabt haben, sticht er doch viel deutlicher hervor als zuletzt.
„To Hell And Back“ ist der längste Song der Platte und vielleicht auch der erste, der sich spürbar Zeit für den Aufbau nimmt. Den Refrain könnte man sich kurioserweise auch von Myles Kennedy gesungen auf einem SLASH-Album vorstellen, dazwischen gibt es aber viel Elektronisches, Soli, bedächtige Zwischenspiele und im zweiten Teil auch wieder verstärkt Metallenes.
Und die nächste Ohrwurm-Breitseite: Zwar wird „Darkest Hour“ mal wieder auf „Kingdom’s Power“ gereimt und „together“ auf „forever“, aber Russell schwingt so schön mit, dass man ihm der Zeilen wegen nicht böse sein kann. „Run With The Devil“ setzt sogar noch einen drauf, macht klar, dass gar nicht so viel nötig ist, um eine gute Melodie zu schreiben, auf die kleinen Akzente kommt es eben an. Drumherum verändert der Song Tempo und Stimmung gegenüber dem Nachbarstück in beinahe schon jazziger Manier. „Swan Song“ klingt mit seinen stetigen Piano-Treppen dagegen annähernd klassisch, eine altmodische, epische Powerballade, die vielleicht im Gesamtbild am wenigsten ins Album passt, andererseits stellvertretend für die vielen Stimmungswechsel steht, die sich SYMPHONY X aktuell wieder zutrauen. Zum Abschluss muss es mit „Legend“ natürlich ein letztes Mal schnell und laut werden.
FAZIT: Nichts gegen das ganz ordentliche „Iconoclast“, an dem man sich immerhin die Zähne ausbeißen konnte, aber „Underworld“ ist abwechslungsreicher und schlüssiger. Über ihren eigenen Schatten wachsen SYMPHONY X natürlich nicht; sie zelebrieren das Progressive genau wie DREAM THEATER weiterhin als Stil, nicht als Idee.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Overture
- Nevermore
- Underworld
- Without You
- Kiss Of Fire
- Charon
- To Hell And Back
- In My Darkest Hour
- Run With The Devil
- Swan Song
- Legend
- Bass - Michael Lepond
- Gesang - Russell Allen
- Gitarre - Michael Romeo
- Keys - Michael Pinnella
- Schlagzeug - Jason Rullo
- Paradise Lost (2007) - 12/15 Punkten
- Paradise Lost - Special Edition (2008)
- Iconoclast (2011) - 11/15 Punkten
- Underworld (2015) - 12/15 Punkten
-
keine Interviews