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Cass McCombs: Mangy Love (Review)

Artist:

Cass McCombs

Cass McCombs: Mangy Love
Album:

Mangy Love

Medium: CD
Stil:

Singer/Songwriter, Folk, Americana, Kammermusikalisches und etwas Prog sowie viel Seele

Label: Epitaph Records / Indigo
Spieldauer: 59:19
Erschienen: 26.08.2016
Website: [Link]

Er ist ein einsamer Wolf, ein musikalischer Eigenbrötler, ein introvertierter Komponist, Texter, Sänger und Gitarrist.
Er scheut sich vor den Medien und erscheint wie ein wandelndes Geheimnis, das schon seit fast 15 Jahren kleine musikalische Wunder schafft und diese sechs Alben lang in seinen Musik-Wundertüten versteckte.
Er heißt CASS MCCOMBS und weiß, was Nine-Eleven bedeutet, weil er in New York unmittelbar mit dabei war und seine Musik wohl auch von diesem Ereignis dauerhaft geprägt wurde.
Er offenbart uns nun sein siebtes Studio-Album unter dem Titel „Mangy Love“ und es ist, wie die sechs zuvor, wiederum wundervoll!

In der Musik von CASS MCCOMBS treffen Singer/Songwriter-Elegien auf Folk und Americana, aber auch Kammermusik und progressive Klänge. Hörner, Flöten, Harfen, Saxofone, indianische Percussion und Chöre begleiten uns genauso wie eine traurige VAN MORRISSON-Aura, die zusätzlich atmosphärisch verspielte E-Pianos und Synthie-Klänge in sich zu vereinen versucht. Alles in erster Linie mit melancholischem Unterton vorgetragen, wobei die Texte oftmals melodramatische Geschichten erzählen, die mehr zu sagen und berichten haben, als so mancher mit leeren Worthülsen vollgeschriebener Roman. Selbst kleine Lebensphilosophien, für die man dankbar sein sollte, finden sich darunter. Und wenn CASS MCCOMBS feststellt „Laughter Is The Best Medicine“, fließt ihm dabei langsam eine Träne aus dem Auge. Und wir weinen irgendwann vor unseren Boxen mit, obwohl wir doch eigentlich lachen wollten.

Das wirklich Verrückte an diesem Album ist, dass jeder Song anders, aber immer mindestens in der Spannbreite von Gut bis Hervorragend klingt.
NEIL YOUNG lässt dabei genauso grüßen wie die TEARS FOR FEARS, vorausgesetzt sie würden von „Low Flyin‘ Birds“ singen: „All my dreams I‘d burn to fly / Windfallin out the clear sky / Mistle and a kiss goodbye“. Aber auch die leider in unseren Breiten deutlich unterschätzten PHISH, die mit zum Besten zählen (sollten), was der Indie-Rock seit den 80er-Jahren hervorbrachte, klingen immer wieder eindrucksvoll bei CASS MCCOMBS durch. „Cry“ wiederum arbeitet mit psychedelischen Sound-Collagen, während McCombs mit hoher, fast weiblich anmutender Stimme und feinen Melodiebögen die Empfehlung gibt, trotz all dem Leid, das einem begegnet, weiterzugehen und zu weinen, um dann vielleicht „In Chinese Alley“ anzukommen, wo man, von todtraurig untermalten, etwas an die TALKING HEADS erinnernden Sounds begleitet, ein erfrorenes, nacktes Mädchen unter dem Eis entdeckt.
Und wenn dann bei „It“, ein ganz offensichtlicher „Atom Heart Mother“-PINK FLOYD-Bezug samt DAVID GILMOUR-ähnlichem Gesang, durchklingt, dann wird sogar der Kritiker dieser Zeilen – ein echter Floyd-frühe-Zeiten-Fan – sogar rundum glücklich. Solch ein hymnisches Highlight auf einer dermaßen ungewöhnlichen CD wirkt schon fast göttlich, so sehr man auch dem Atheismus anhängen kann. „Switch“ setzt dieses Gefühl ähnlich fort, selbst wenn es vom Gesang her an die „Tales“ von ALAN PARSONS PROJECT erinnert. Jetzt möchte man CASS MCCOMBS in die Arme nehmen und ihm von ganzem Herzen dafür danken, dass er sogar die Wünsche erfüllt, nach denen sich ein progressives Musik-Herz sehnt.

Eine der größten Überraschungen wartet aber noch auf uns und verbirgt sich hinter „Medusa‘s Outhouse“, dem einzigen – diesmal wirklich bei Mr. NEIL YOUNG georteten – Song des Albums, zu dem McCombs ein „nicht jugendfreies“ Video veröffentlichte, das sich im Umfeld der Erotik-Branche bewegt, wohl sogar in einem Porno-Studio gedreht wurde, und ungeschminkt auf das Leben der Darsteller/Innen eingeht. Nicht nur die Musik, auch das, was wir zu sehen bekommen, geht unendlich tief und sollte schon jetzt als eins der All-Time-Music-Video-Highlights gelistet werden.

FAZIT: Wer CASS MCCOMBS noch nicht kennt, dem fehlt ein wichtiges Bindeglied in seinem anspruchsvollen Musik-Leben. Vorausgesetzt natürlich, man legt in seinen Hörgewohnheiten Wert auf Anspruch und lässt sich nicht über Radiowellen, Einkaufscenter- und Fahrstuhl-Beschallung fremdsteuern. „Mangy Love“ muss man einfach lieben, so traurig uns McCombs auch auf dem CD-Cover entgegenblickt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5059x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Bum Bum Bum
  • Rancid Girl
  • Laughter Is The Best Medicine
  • Opposite House
  • Medusa‘s Outhouse
  • Low Flyin‘ Bird
  • Cry
  • Run Sister Run
  • In A Chinese Alley
  • It
  • Switch
  • I‘m A Shoe

Besetzung:

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