Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Kypck: Zero (Review)

Artist:

Kypck

Kypck: Zero
Album:

Zero

Medium: Download/CD
Stil:

Doom(sday) Metal

Label: Ranka Kustannus / Soulfood
Spieldauer: 61:06
Erschienen: 16.12.2016
Website: [Link]

In der Doom-Metal-Szene Finnlands kann man sich ja immer einmal auf die eine oder andere handfeste Überraschung gefasst machen. Im Falle von KYPCK und ihrem aktuellen Album „Zero“ ist das der Gesang. Oder besser die Sprache, in der gesungen und gegrowlt wird: Russisch!

Allerdings haben sich die fünf finnischen Jungs mit ihrem Bandnamen einen Bärendienst erwiesen, weswegen sie noch einmal ausführlich unter ihrer Homepage auf die „richtige“ Schreibung des Bandnamens eingehen, der eigentlich eine „falsche“ Schreibung zugrunde liegt. Denn auf Russisch bedeutet „Kypck“ nun einmal „Kursk“ und nichts Anderes. Doch sei‘s drum – ähnlich verwirrend ist auch der Doom Metal, welcher uns hinter ihrer „Null“-Nummer erwartet!

Und da im weiten Land Russia die Rossijskije schelesnyje dorogi – also Eisenbahn – das wichtigste Beförderungsmittel ist, um sich dieses riesige Land zu erschließen, rollt diese auch gleich am Anfang von „Zero“ ein und am Ende des Albums wieder aus, womit der Rahmen des zwanglosen Konzepts vorgegeben wäre. Glücklicherweise darf man die Texte im 16seitigen Booklet nicht nur in russischer Sprache, sondern auch deren englischer Übersetzung lesen. Musikalisch begeben sich KYPCK deutlich auf die Seite der legendären, amerikanischen Düster-Metallisten TYPE-O-NEGATIVE, die schon in ihrem Bandnamen ebenfalls mit einer Null kokettieren, allerdings bezogen auf die Blutgruppe Null-Negativ, welche im musikalischen Sinne – ganz genau wie bei KYPCK - für die typisch-depressiven Stimmungen ihrer Texte und der damit verbundenen musikalischen Atmosphäre stehen. Auch wandten sich die Amis auf ihrem letzte Album „Dead Again“, das in erschreckender Weise den Tod ihres Sängers und Bassisten Peter Steele mit nur 48 Jahren im Jahr 2010 und die damit verbundene Bandauflösung „ankündigte“, russischen Thematiken zu, was unübersehbar schon am Cover des 2007er Albums zu erkennen war, auf dem übergroß der russische Wunderheiler RASPUTIN posierte, der heute genau vor 100 Jahren von Mitgliedern des Zarenhofs mit 16 Kugeln und Zyankali (Sicher ist eben sicher bei einem Mönch, Wunderheiler und Hellseher zugleich!) ermordet wurde.

Wer also noch immer seinen metallischen Depri-Phasen hinterhertrauert, denen die amerikanischen Blutgruppen-Musiker ihnen in die Ohren und Adern pumpten, der wird garantiert an „Zero“, das uns durchgängig zusätzlich zwischen jedem Song mit seinen Eisenbahngeräuschen überrollt, garantiert glücklich werden, wozu auch der großartige Gesang von E. Seppänen – den Band-Russologen oder besser „Russophoben“ – beiträgt: „Let the year begin, the black year of the world / And god shall forget his love for you.“

Solche Texte sind Programm bei KYPCK, das mit dem eigentlich vom Titel her optimistisch klingenden „I Am Free“ beginnt, aber im Text schon klare Depri-Kante zeigt: „My songs are silent to you – you are deaf / You shall die and the whole world will forget you / I‘m immortal … I‘m immortal / I rise and realise that I am free!“ - und mit der Vertonung von „Der weiße Tod“ des russischen Lyrikers und Romantikers Michail Jurjewitsch Lermontow (1814 – 1841) endet, dessen Leben nach einem verlorenen Duell mit 27 Jahren sein jähes Ende fand, nachdem er vier Jahre zuvor noch als Sieger aus dieser Form des tödlichen Kräftemessens hervorgegangen war.

So also klingt es, wenn russischer Realismus auf finnische Melancholie trifft und sich im Doom Metal vereinigt. Finster, bedrohlich und zugleich einzigartig. Mütterchen Russland und Väterchen Finnland beim metallischen Koitus inmitten der russischen Eisenbahn.

FAZIT: Mit ihrem vierten Album „Zero“ bleiben die „russophoben“ Finnen KYPCK sich und ihrem selbsternannten „Doomsday Metal“ in russischer Sprache treu. Melancholische Weltuntergangsstimmung gegossen in finstere Moll-Metal-Töne, welche die Finnen als würdige Nachfolger von TYPE-O-NAGATIVE präsentieren.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4231x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • I Am Free
  • 2017
  • Vengeance Is Mine
  • Stroll By The Banks Of Neva
  • I See A Face In The Sky
  • My Life
  • The Last Tour
  • Russophobe
  • Baikal
  • White Death

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier gibt Milch?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!