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Straymonk: Pling (Review)

Artist:

Straymonk

Straymonk: Pling
Album:

Pling

Medium: CD/Download
Stil:

Jazz

Label: Unit Records
Spieldauer: 54:03
Erschienen: 23.09.2016
Website: [Link]

Der Normalsterbliche mit durchschnittlichen Englischkenntnissen hat bei STRAYMONK vielleicht das Bild eines streunenden Mönchs im Kopf, der Jazzliebhaber hingegen löst hier das kleinste Puzzle der Welt: Aus BILLY STRAYHORN und THELONIOUS MONK setzt sich der Bandname des Schweizer Quartetts zusammen und verspricht somit die Beherrschung größter Kontraste. Denn wie könnte die Tastenführung auf dem Piano noch polseitiger ausfallen als im Vergleich des klassisch-verträumten STRAYHORN mit dem eigenwilligen, kauzigen MONK?

Insbesondere, da STRAYMONK selbst nicht einmal ein Piano im Repertoire haben, sondern sich bei der Nachstellung seit jeher auf ein reduziertes Set aus Schlagzeug, Kontrabass und zwei Altsaxophonen beschränken, was den Spagat gleich noch eine Nummer anspruchsvoller macht. Darüber hinaus hat man den Fokus schon auf dem zweiten Album „Plays Mingus“ (2012) auf den Bassisten Charles Mingus verlagert, was das Augenmerk in diesem Moment folgerichtig auf Andreas Zitz verschob. Diesmal geht man sogar noch einen Schritt weiter: „Pling“ basiert nun erstmals auf den hauseigenen Kompositionen von Saxophonist Nathaniel Su.

Dass man sich weiterhin nach STRAYHORN und MONK benennt, begründet Su dann auch mit dem hörbaren Anspruch, einen fliegenden Wechsel zwischen verstiegenen und leicht nachvollziehbaren Kompositionen zu bieten, wie er gleich in den ersten beiden Stücken demonstriert: Das Titelstück dreschen Jonas Ruther mit eilenden Becken und Dominique Girod mit hektischen Basslinien voran, dazu liefern sich Gabriel Dalvit und Nat Su mit ihren Saxophonen Duelle, die stilprägend für das gesamte Album sein werden: Sie verschlingen sich ineinander, lösen sich wieder zu Soloeinschüben und kommen dann wieder in einer Schlaufe zur Harmonieverknüpfung zusammen, ähnlich den zusammenklebenden Bändern einer vinylschwarzen Lakritzschnecke, wie sie den Spieldrang eines Kindes reizen. Auf „Mr. Michael“ wiederum wird im Kontrast dazu ein After-Party-Kontext gebildet und ein entschleunigendes, beinahe benebeltes Tempo vorgegeben. Zur wirklichen Ruhe nach dem Sturm gelangt die Band aber erst auf „After The Fact“, weil Ruther hier nicht nur einen langsamen Beat vorgibt, sondern auch die Anschläge deutlich reduziert und das ohnehin eher reduzierte Arrangement stellenweise beinahe zum Stillstand kommt.

Auf die Spitze getrieben wird derlei Dynamik mit „Abeokuta“, das mit einem harmlosen Basssolo beginnt und aus dem nichts in den Süden geföhnt wird, vielleicht nach Brasilien oder Kuba. Dann wieder eine flache Linie mit Beckenliebkosung, die an das zarte Grundrauschen eines Radios erinnert – neben den Gedanken wird der Atem angehalten. Und bevor mit „Brad's Delight“ ein abschließender Querschnitt geboten wird, setzt „Beef“ das Herzstück der Platte noch einmal richtig in Szene. Wie eines der Saxophone solo eröffnet und sich das andere im Sinne einer polyphonen Steigerung keck zwischenschaltet, das hat schon große Klasse. Was hier beswingt, beinahe schon nach Big Band tönt, klingt früher im Album noch nach dem Putzkommando in einem geräumten Ballsaal; was an einigen Stellen old school wirkt, strebt woanders nach Neuerfindung. Und manchmal scheint in der Verwendung von nachhinkenden Sax-Einlagen sogar der verschmitzte Humor eines BILLY MAY durch.

FAZIT: Das erste Album nach selbstgeschaffenen Standards darf als äußerst gelungen bezeichnet werden. Dass Songwriter Nat Su sein eigenes Sax im Zusammenspiel mit demjenigen seines Kollegen Gabriel Dalvit zum Fixpunkt erklären würde, war natürlich abzusehen, erst recht bei dem ohnehin sehr reduzierten, dafür aber um so prägnanter akzentuierten Set. Erfreulich, dass es nicht beim eingefahrenen Spiel nach bewährten Regeln bleibt: „Pling“ macht seiner Onomatopoesie tatsächlich alle Ehre und erhellt seine weitreichenden Wurzeln mit leuchtenden Explosionen von Miniballons, auf denen verschnörkelt geschrieben steht: The Bebopification of the Cool.

Sascha Ganser (Info) (Review 4473x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Pling
  • Mr. Michael
  • After The Fact
  • Abeokuta
  • Hold The Thought
  • Beef
  • Brad's Delight

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Pling (2016) - 12/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
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