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Bernd-Michael Land: Transmitter 594kHz (Review)
Artist: | Bernd-Michael Land |
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Album: | Transmitter 594kHz |
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Medium: | CD | |
Stil: | Elektronische Musik mit natürlichen Geräuschen |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 73:52 | |
Erschienen: | 07.07.2017 | |
Website: | [Link] |
Bedrohlich elektronisch, voller finsterer Synthetik und zugleich voluminöse Klangräume erobernd, beginnt „Transmitter 594kHz“ von BERND-MICHAEL LAND, um mit uns Ätherwellen-Kontakt aufzunehmen, wie es anno dunnemals die Radiosender-Mittelwellen taten, was für viele von uns längst zu ihrer eigenen abgeschlossenen Hörgeschichte gehört. Wir sind alle so digital drauf, dass uns selbst beim „ohralen“ Koitus eine Siri auftaucht und danach fragt, welches unser speziellen Wünsch sind.
Diesbezüglich verhält es sich mit dem aktuellen Album des elektronischen Klangtüftlers BERND-MICHAEL LAND doch deutlich anders, denn er gedenkt mit „Transmitter 594kHz“ der Zeit, als wir verzweifelt an Transistor-Radioknöpfen drehend den Kontakt zu dem von uns gewünschten Sender herstellen wollten, der mal verrauscht, mal gar nicht oder mitunter sogar richtig gut ohne Monotonie seinen Mono-Ton in unsere Wohnstube akustisch ergoss. „Transmitter 594kHz“ ist eine Hommage an die Mittelwelle – und sie wurde, um bereits den nostalgischen Hintergrund zu wahren, im ehemaligen großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks im Radiosender Weiskirchen aufgenommen.
BERND-MICHAEL LAND ist ein offensichtlicher Verehrer der Berliner Schule und bewegt sich mit seiner Musik gekonnt zwischen ASH RA TEMPEL und TANGERINE DREAM oder KLAUS SCHULZE und KRAFTWERK. Aber auch ein JEAN MICHEL JARRE steht ihm sehr nahe, wie gleich der Einstieg in das Album mit „On Air“ beweist, während „Nachtschleife“ zugleich Erinnerungen an EDGAR FROESEs Solo-Zeit und sein 74er-Debüt-Album „Aqua“ weckt. Das komplexeste und seltsam verspielte, einerseits wie ein D-Zug-dahinrollende und andererseits sich im kreativen Geiste eines MANUEL GÖTTSCHINGs bewegende „Gitterspannung“ ist auf dem Album ein ganz besonderes Highlight.
Allerdings verleiht Land allen erkennbaren Einflüssen auf „Transmitter 594kHz“ oftmals eine deutlich dunklere Note und seine Electronics fusionieren mit vielen natürlichen Geräuschen. Er selber spricht dabei von einer „neuen, hybriden Realität in Klang, Raum und Zeit“, wobei er seine analogen und digitalen Synthesizer und Sequenzer mit verfremdeten Naturgeräuschen vereint. Eine ungeahnt symbiotische und zugleich sich wunderbar ergänzende Vereinigung, die noch dazu in einem vollen, sehr voluminösen Sound raumfüllend und mit vielen Effekten angereichert unseren Lautsprechern so einiges abverlangt.
Zur musikalischen Umsetzung von „Transmitter 595kHz“ verwendet BERND-MICHAEL LAND alle Synthesizer, Sequenzer und Sampler des ehemaligen großen Sendesaals vom Hessischen Rundfunk, die er in Echtzeit und ohne Einsatz irgendwelcher Computertechnik einspielt. Ganz ähnlich, wie es auch immer KLAUS SCHULZE in seinen frühen Jahren praktizierte.
Leider erschöpft sich zum Ende hin auf dem längsten, gut zehnminutigen Stück „Elektronentanz“ die Musik ein wenig in zu vielen finster-elektronischen Wiederholungen, die eher an die Struktur eines Horror-Films als an eine Hommage an die Mittelwellen-Frequenzen erinnert (Oder soll hier vielleicht die Trauer darüber zum Ausdruck gebracht werden, dass nicht nur das Zeitalter des Mittelwellen-Radios, sondern auch die Mittelwellen-Frequenzen als solche endgültig vorbei sind?), bis dann das „Trägersignal“ im flotten KRAFTWERK-Klang doch noch ein dynamisches, richtig spannendes, hell leuchtendes Ende setzt.
Am Ende resümiert Land in dem 16seitigen Booklet: „Wir leben heute in einer modernen digitalen Welt und die nicht mehr zeitgemäße Empfangsqualität sowie die hohen Kosten führten zu der Konsequenz, dass auch der Radiosender in meinem Heimatort Rodgau abgeschaltet wurde.“ Allerdings bot sich damit für Land die Gelegenheit, in dem historischen Gebäude des Hessischen Rundfunks sich ein kleines Studio einzurichten und dieses Album aufzunehmen.
Wenn Licht- und Schattenseiten sich vereinen, kann eben mitunter als FAZIT etwas ganz Neues daraus geboren werden. Das elektronisch-natürliche Kunstwerk „Transmitter 594kHz“ von BERND-MICHAEL LAND ist jedenfalls ein ausgezeichneter Beleg dafür.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- On Air
- Sendemast
- Wellenreiter
- 594 Kilohertz
- Nachtschleife
- Transduktor
- Gitterspannung
- Mediumwave
- Elektronentanz
- Trägersignal
- Keys - Bernd-Michael Land
- Meeresgrund (2016) - 13/15 Punkten
- Transmitter 594kHz (2017) - 12/15 Punkten
- Das Lächeln der Bäume – Metamorphose / Intervall / Odyssee / Quintessenz (2018) - 13/15 Punkten
- Hyperreale Reflexion (2019) - 11/15 Punkten
- Die Mondlandung – 50th Anniversary (2019) - 11/15 Punkten
- Slowing World – Auditive Skulpturen (2020) - 12/15 Punkten
- Rodgau Field – Ein akustisches Portrait (2021) - 12/15 Punkten
- Humano:Id - Visionen (2022) - 10/15 Punkten
- Begegnungen - Ich sehe dich (2023) - 11/15 Punkten
- Einskommafünf – Die Endlichkeit allen Seins (2024) - 13/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Oliver Kramuschke
gepostet am: 16.12.2018 User-Wertung: 15 Punkte |
Mir ist das Ganze Drumherum mit Mittelwelle und Co. zwar nicht klar, aber ich finde Bernies CD einfach traumhaft ! Sie ging mir sofort ins Ohr, was mir eher selten passiert ! 1. Sahne ! |