Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Bernd-Michael Land: Slowing World – Auditive Skulpturen (Review)

Artist:

Bernd-Michael Land

Bernd-Michael Land: Slowing World – Auditive Skulpturen
Album:

Slowing World – Auditive Skulpturen

Medium: CD/Download
Stil:

Elektronische Musik

Label: Elektro Kartell/Cue-Records/Grooveunlimited
Spieldauer: 73:55
Erschienen: 22.06.2020
Website: [Link]

Weltunter(gang)!
Etwas in dieser Art möchten wohl viele heutzutage schreien, nachdem ein Virus nach und nach erst ein ganzes Land und dann die ganze Welt lahmzulegen scheint und sich von einer Epidemie zur Pandemie erhebt. Am schlimmsten aber ist, dass nicht etwa unsere Wirtschaft, sondern besonders auch unsere Kultur diesem Kack-Virus immer mehr anheim fällt und unser Land, bei dem die Kultur sowieso immer stärker den Bach runtergeht, kaum auch nur eine verhältnismäßig ähnliche Unterstützung seitens der Politik erhält wie die Wirtschaft. Das Land der Dichter und Denker war einmal – und das der Musiker gibt’s in anspruchsvollem Maße öffentlichkeitswirksam schon lange nicht mehr. Unsere Zeit wird knapp, auch wenn wir so tun, als hätte man uns die Ewigkeit in die Wiege gelegt, dabei schleichen wir nur noch dahin und BERND-MICHAEL LAND hat mit „Slowing World – Auditive Skulpturen“ nun den passenden elektronischen Soundtrack dazu geschrieben.

„Slowing World“ ist Wunsch und Angst zugleich.
Entflieht man der Hektik und rettet sich in Entspannung, bevorzugt man das Laut oder das Leise, lehnt man sich zurück oder prescht man voran?
„Meeresweite“ oder „Metallbad“?!
„Seelenruhe“ oder „Hamsterrad“!?
Und am Ende kommt es zum unfreiwilligen „Shutdown“, den wir nun alle nicht nur von einer negativen Seite erleben durften, denn das Ausbremsen der Wirtschaft hieß zugleich das Durchatmen der Natur, die durch uns im Grunde nur noch röchelte, trotz dynamischer Kids, die freitags auf die Straße gingen. Auf die musste man nicht hören, auf einen unerbittlichen Virus schon.

Die acht „auditiven Skulpturen“ spiegeln diese so unterschiedlichen Stimmungen in ihrer gesamten Vielfalt wider, während die Naturbilder im 24-seitigen CD-Booklet diese noch untermalen.
Natürlich begegnen wir in den fast 75 CD-Minuten immer wieder der Berliner Schule, die uns freundlich aus ihrem elektronischen Klassenzimmer anlächelt und Soundcollagen verbreiten Natürlichkeit – gleich bei der Eröffnung des Albums mit Wellenrauschen. Glocken und Becken zelebrieren ihren hohen Klang, während synthetische Flächen einen in SCHULZschEr Manier umgarnen. Irgendwann taucht dann sogar der dunkel-bedrohliche und beinahe hypnotisch erscheinende „Schlafwandler“ auf, um experimentell, manchmal gar KRAFTWERKelnd durch seine ganz spezielle Welt zwischen Traum und Realität zu wandeln.
Herrliche Stereo-Effekte verstärken noch dazu den Eindruck, sich auf einer spannenden Reise zwischen Raum und Zeit zu befinden, bei der ständig die Richtung gewechselt wird – ganz ähnlich dem „Oxygene“-Soundtüftler Jarre entsprechend.

BERND-MICHAEL LAND hat sich in deutschen Landen längst zu einem (altehr)würdigen Vertreter der Berliner Schule gemausert, der einen mit seinem Ideenreichtum und der schieren Kreativität seiner massenhaften Veröffentlichungen überrascht, die sich allesamt, trotz der hohen Quantität, durch gute bis sehr gute Qualität unter dem großen Genre der elektronischen Musik auszeichnen. „Slowing World – Auditive Skulpturen“ ordnet sich hierbei weit vorne in der Reihe mit ein. Noch dazu enthält das Album mit „Shutdown“ einen ansteckenden Ohren-Virus, der statt Panik wie Corona zu verbreiten, sich einem fast entspannt nähert und zärtlich auf die Schulter klopft und nach all dem Wellenrauschen und Vogelgezwitscher die Botschaft mit auf dem Weg gibt: „Hör einfach mal wieder richtig hin, denn jetzt hast du endlich mal wieder Zeit dazu!“ Bei „Slowing World – Auditive Skulpturen“ lohnt sich das für alle Freunde elektronischer Musik uneingeschränkt und (slowing) weltmännisch.

FAZIT: Mit „Slowing World – Auditive Skulpturen“ bewegt sich BERND-MICHAEL LAND in gewohnter Manier mal flott und dann wieder ganz ambientspannt auf dem elektronischen Experimentierfeld zwischen Berliner Schule und farbenfrohen Soundgewittern plus Natur-Collagen, denen auch ganz finstere, schlafwandlerische Seiten innewohnen können. Außerdem bietet er uns am Albumende noch seinen ganz persönlichen „Shutdown“ an, der viel besser als die Corona-Variante klingt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4531x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Meeresweite
  • Schlafwandler
  • Metallbad
  • Seelenruhe
  • Slowing World
  • Hamsterrad
  • Feierabend
  • Shutdown

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier gibt Milch?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!