Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Dynfari: The Four Doors Of The Mind (Review)

Artist:

Dynfari

Dynfari: The Four Doors Of The Mind
Album:

The Four Doors Of The Mind

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Post Rock, Black Metal, Akustische (Alb-)Traumklänge

Label: code666/SPV
Spieldauer: 48:00
Erschienen: 27.04.2017
Website: [Link]

Betreten wir also mit den Isländern DYNFARI und ihrem gewagten musikalischen Mix aus Post Rock und Black Metal, ruhig-atmosphärischen Traum- und metallisch-brachialen Albtraumwelten, eine ganz spezielle Gedankenwelt, indem wir die vier Türen hinter „The Four Doors Of Mind“ öffnen. Der Schlüssel dazu ist eine silber glänzende (CD) oder pechschwarze (Vinyl) Scheibe, der Weg eine gute Stereo-Anlage, welche all diese post-blackmetal-rockende Klanggewalt, aber auch die filigran-fragile Akustik zur vollen Geltung bringt.

Und so hell auch das wunderschön gestaltete Digipak samt beigelegtem 12seitigen Booklet mit allen Texten erscheint, die Musik dahinter ist finster und bedrohlich, aber manchmal auch leuchtend hell, sogar esoterisch, wenn plötzlich die akustischen Gitarren auf „Sorg“ einen wahrhaft himmlischen Reigen anstimmen, während Sänger JÓHANN ÖRN das Gedicht „Sorg“ (die Sorge) von JÓHANN SIGURJÓNSSON, einem isländischen Dramatiker (1880 – 1919), der seine Texte in isländischer und dänischer Sprache verfasste, rezitiert.

Sigurjónssons Texte und die des 1973 geborenen amerikanischen Fantasy-Autors PATRICK ROTHFUSS bilden die Grundlage aller lyrischen Inhalte auf „The Four Doors Of The Mind“ und machen schon durch den permanenten Wechsel von Isländisch und Englisch einen großen Reiz aus. Gerade durch diese Kombination aus gesprochenen Texten und akustischer Begleitung halten sich die extremeren Black-Metal-Teile – inklusive Growls - in Grenzen und werden sicher aus Sicht der Metal-Fraktion zu kurz kommen. Mehr prog-rockig eingestellte Musikhörer werden wohl genau wegen dieser Gewichtung größeren Gefallen an „The Four Doors Of The Mind“ finden.

Natürlich kommen einem besonders in den härteren 4-Tür-Musik-Momenten manchmal, aber doch recht selten, DYNFARIs Landsleute SÓLSTAFIR in den Sinn, aber viel auffälliger ist, dass (auch) diesmal die ruhigeren, akustischen Klänge überwiegen, und neben dem metallischen Instrumentarium besonders auch das Akkordeon, welches das Album beispielsweise eröffnet sowie Bouzouki und Flöten in den Songs auftauchen, die sich hinter den vier Türen verbergen:
Tür 1: der Schlaf
Tür 2: das Vergessen
Tür 3: der Wahnsinn
Tür 4: der Tod

Wenn dann in „1st Door: Sleep“ nach einer getragen-ruhigen, akustischen Phase sogar urplötzlich ein Growlen einsetzt und Gitarre und Schlagzeug brachial drauflosbrettern, dann findet man sich mit einem Schlag in den frühen OPETH-Alben wieder. Und im Hinterkopf macht sich der Gedanke breit, ob vielleicht auch DYNFARI einen ähnlichen Weg wie OPETH wählen werden, als die ihre Growl-Gesänge endgültig ad acta legten und sich dem progressiven Rock und Metal verschrieben.

Das besonders bedrückende Momentum Maximum, welches sich hinter dem gesamten Album verbirgt, hängt zugleich mit dem traurigen persönlichen Hintergrund des singenden Gitarristen zusammen, der an einer Autoimmunkrankheit leidet und seinen Umgang mit dem Schmerz in den Album-Mittelpunkt stellt, sodass die vier Türen unter diesem Aspekt eine ganz besondere Bedeutung finden und man hofft, dass in Örns (Lebens-)Sinne nicht die Tür 3 und 4 aufgestoßen werden:
„Last is the door of death. The final resort. Nothing can hurt us after we are dead, or so we have been told.“

So entlässt uns die vierte, bedrückende, fast viertelstündige Musik-Todestür auch aus dem DYNFARI-Album.
Dem besten und zugleich persönlichsten Album der Isländer!

FAZIT: Manchmal sind es die eigenen Krankheitserfahrungen, die einen zu ganz besonders kreativen, künstlerischen Leistungen führen. Im Falle von „The Four Doors Of The Mind“ vertonen DYNFARI aus Island musikalisch sehr intensiv, manchmal fast esoterisch, natürlich mit jeder Menge kunstvoller Musik-Freiheiten zwischen atmosphärischem Black Metal und ruhigen akustischen Momenten sowie postrockenden Klang-Wällen, die Gefühlswelt ihres an einer schmerzvollen Autoimmunkrankheit leidenden Gitarristen und Sängers JÓHANN ÖRN. Dabei verwenden sie als lyrische Grundlage die Texte eines isländischen Dramatikers des 19. Jahrhunderts, Jóhann Sigurjónsson, und von Patrick Rothfuss, dem 1973 geborenen Fantasy-Schriftsteller. Ein wundervoll gestaltetes Digipak mit 12seitigem Booklet vervollständigt dieses zugleich bedrückende und beeindruckende Album.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3732x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • The Four Doors Of The Mind
  • 1st Door: Sleep
  • Sorgarefni Segi Eg Dér
  • 2nd Foor: Forgetting
  • Sorg
  • 3rd Door: Madness
  • Bikarinn
  • 4th Door: Death

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!