Partner
Services
Statistiken
Wir
Kiku feat. Blixa Bargeld & Black Decker: Eng, düster und bang (Review)
Artist: | Kiku feat. Blixa Bargeld & Black Decker |
|
Album: | Eng, düster und bang |
|
Medium: | CD/Download | |
Stil: | Experimental |
|
Label: | Everest Records | |
Spieldauer: | 67:28 | |
Erschienen: | 29.09.2017 | |
Website: | [Link] |
Im experimentellen Bereich gestaltet sich die Hörerfahrung der meisten Werke anstrengend, um nicht gleich von Ungenießbarkeit zu sprechen. Dies trifft auf einen Großteil des Schaffens der "industriellen" Avantgarde nicht nur in Deutschland zu, der wiederum auch das Projekt KIKU angehört.
Dessen hier vorliegendes zweites Album stellt mit Soundscapes unterlegte Texte zur Diskussion. Es wabert und pulsiert im Bestreben, etwas Lyrisches in Musik einbetten, die ihrerseits nur in Grundzügen vorhanden ist. Das Werk des hiesigen Schriftstellers schlechthin an der Schwelle zur Romantik - Jean Paul - stand Pate für KIKUs zweite Kollaboration mit EINSTÜRZENDE-NEUBAUTEN-Visionär Blixa Bargeld, zu der sich diesmal auch Rapper Black Cracker aus New York gesellte. Daraus ergaben sich englisch- und deutschsprachige Narrative mit der Anmutung ausgelebter Gedankenstrom-Technik, die wieder Erwarten mitunter Gänsehaut erzeugen.
KIKU betreiben elektronische Abstraktion mithilfe kaum wahrnehmbarer Tonmodulationen, wobei höchstens sporadische Grooves etwas "zum Festhalten" geben, das sich irgendwo im kühlen Trip-Hop verorten lässt. So praktizieren die beiden Köpfe Klanghypnose und ziehen jegliche Mittel heran, die sie zu brauchen meinen - Jazz-Elemente und tatsächlich auch eine richtiggehend sakrale Melodik, die zu den im Text angeschnittenen großen Lebensfragen passt.
Zwar ist "Eng, düster und bang" in harmonischer Hinsicht eher monophon ausgerichtet, aber dennoch auch über seine Inhalte hinaus vielschichtig, im geistlichen Kontext verortet und trotzdem nicht notwendigerweise vergeistigt. Die Tracks lassen sich als zusammenhängende Suite begreifen oder einzeln anwählen und vor allem auch wiedererkennen, was das Hören weniger kompliziert macht als zunächst gedacht.
Man kann sich genauso von der finsteren Musik mitreißen lassen, wie ob der Texte ins Nachdenken kommen, und zwar über die ungewissen gesellschaftlichen wie politische Entwicklungen des Jetzt. Die Urheber realisieren ihre musikalischen und konzeptionellen Visionen nach dem Baukasten-Prinzip, indem sie sich Komponenten heraussuchen, die der entsprechenden Umsetzung angemessen sind, und emulieren auf diese Weise (unbewusst? mit Kalkül?) das Verhalten des modernen Menschen allgemein in seinem virtuellen wie wirklichen Umfeld.
FAZIT: Wortkunst ohne wesentliches Massenappeal, doch investiert man nur ein wenig mehr Zeit in "Eng, düster und bang" gewinnt man auf Kopfebene neue Einsichten bezüglich der Conditio Humana, während der zitternde musikalische Unterboden Bauch und Beine zum Wackeln bringen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Zuneignung / Nightmare
- Ich lag einmal vor der Sonne auf einem Berge
- Wo bist Du
- Misstöne
- Hohlspiegel
- Atomic Bomb
- Overkill
- Tanz
- Eng, düster und bang
- Morgen wie Ich
- Like This
- Eng, düster und bang (2017) - 10/15 Punkten
-
keine Interviews