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Anne-Mari Kivimäki: Ilja (Review)
Artist: | Anne-Mari Kivimäki |
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Album: | Ilja |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Folk |
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Label: | Nordic Notes / Broken Silence | |
Spieldauer: | 40:50 | |
Erschienen: | 08.06.2018 | |
Website: | [Link] |
Nomen est omen: ANNE-MARI KIVIMÄKI widmet sich auf "Ilja" dem Vermächtnis des vor mehr als einem halben Jahrhundert verstorbenen Akkordeonisten Ilja Kotikallio aus Suistamo (gehört heute zu Russland) in der Region Karelien und überspannt damit den Bogen rein folkloristischer Musik, ohne ihn zu brechen. Das im Rahmen der Doktorarbeit der Künstlerin für die Sibelius-Musikakademie erörterte Thema führt zwangsläufig in politische Gefilde, die man beim Hören zwar nicht betreten muss, doch eine Auseinandersetzung mit den Hintergründen lohnt zum Verständnis dieser akustisch bunten Offerte definitiv.
Kivimäki spürt einer durch Krieg und politische Zerwürfnisse schwammig gewordenen Vergangenheit nach, indem sie Kotikallios Schaffen sehr frei in eigene Kompositionen bettet oder "nur" relativ originalgetreu interpretiert. Die Grenzen zwischen dem Ursprünglichen und Neuen verschwinden, das Alte wird im Jetzt wieder lebendig, und damit verliert das Schicksal der Kunst im Sog äußerer, nicht beeinflussbarer Einwirkung im Grunde genommen an Relevanz.
Zurück bleibt die Musik selbst. Schon frühere Alben (“Lakkautettu Kylä” und “Aikapyörä” ) der Schöpferin zeichneten sich durch ihre starke Identifikation mit der Landschaft und Kultur aus, die sie umgibt, und das gilt auch für "Ilja". Kivimäki interagiert vorwiegend mit Jouhikko-Spieler Pekko Käppi und greift abgesehen von mehreren Gastmusikern (u.a. Label Kollegen auf Nordic Notes wie Eero Gundström) auch auf elektronsiche Klangerzeuger zurück, die gleichwohl subtil eingebunden werden.
Das zarte 'Ljuuli, ljuuli & Raja' bildet nur eine Facette der emotionalen Bandbreite des Albums ab. Ihm quasi entgegen steht das umso temperamentvollere 'Kontokin kulmilla', und mit dem kurz gefassten 'Anarkiaa Karjalassa' das man als Vorwort auf das umso weiter ausholende 'Pitkänvaaraan' auffassen kann, entwickelt das Material endgültig ein zeitgenössisches Eigenleben, das vielleicht vergessen lässt, was russische Unterdrücker nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Menschen Kareliens und ihrer Kultur getan haben.
Sollte dies der Künstlerin gelingen, wäre es eine beachtenswerte Leistung; bleibt "Ilja" lediglich für sich selbst stehen, ist das gewiss auch keine Schande, sondern ein Zeugnis der Gegenwartsrelevanz folkloristischer Musik jeglicher Couleur.
FAZIT: Als mindestens halb akademisches Werk ist "Ilja" nicht verkopft, ganz im Gegenteil. ANNE-MARI KIVIMÄKI gehört auch dem Quartett Suistamon Sähkö an, das sich ebenfalls eingehend mit der musikalischen Tradition der genannten Region in Karelien beschäftigt, und würdigt mit ihrem aktuellen Album ein folkloristisches Erbe das verblüffend zeitgemäß und trotz belastender Geschichte leichtfüßig klingt - gefühlsbetont, aber nicht weltfremd. Auf diese Weise macht sie ihre eigenen Wurzeln ein Stück weit verstehbar, sowohl für sich selbst als auch den Hörer, eine reife Leistung ohne ungebührliche Rührseligkeit.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Ilja
- Kontokin kulmilla
- Ljuuli, ljuuli & Raja
- Siitä alko pyhä
- Karjalan poikia Karjalassa
- Anarkiaa Karjalassa
- Pitkänvaaraan
- Kaivos 2.0
- Ajettih Da Tsiganaiset
- Lakautettu Kylä (2016)
- Ilja (2018) - 12/15 Punkten
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