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The Petards: The Petards (Review)
Artist: | The Petards |
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Album: | The Petards |
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Medium: | LP | |
Stil: | Bärenstarker Rock, Beat, Psychedelic |
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Label: | Bear Family Productions | |
Spieldauer: | 35:22 | |
Erschienen: | 15.06.2018 | |
Website: | [Link] |
Wenn Knallfrösche in Schrecksbach während der 60er-Jahre-Beat-Ära Musik-Geschichte schreiben, dann klingt das wie ein makabres Märchen von Monty Python – oder es ereignet sich als wahre Geschichte inmitten eines kleinen deutschen 3000-Seelen-Städtchens in unmittelbarer Nähe der innerdeutschen Schreckensgrenze, an der keine Knallfrösche rumballerten, sondern Grenzsoldaten den Flüchtenden samt deren Wunsch nach Freiheit in den Rücken schossen.
Wenn heutzutage sich auch noch die musikalische Bärenfamilie in diese Geschichtsschreibung mit einmischt, dann kann nur etwas ganz Besonderes dabei herauskommen – also versuchen wir es einfach mal so:
Als die Brüder Horst und Klaus Ebert aus Schrecksbach 1962 noch in einer Schülerband namens Magic Stompers Free- und Dixie-Jazz sowie Cover-Stücke spielten, schlug gerade die Beat- und Swing-Musik urknallmäßig auch in deutschen Landen ein und hinterließ Tiefenwirkung bei den beiden. Schnell holte man sich noch einen Bassisten und kurze Zeit später einen Schlagzeuger in die Band und gründete zwei Jahre darauf THE PETARDS (aus dem Französischen: Knallfrösche). Bald erschienen die ersten Singles mit mäßigem Erfolg, doch durch intensives Touren und ein paar Fernsehauftritte im Südwestfunk und im ZDF gelang 1967 mit Beat-Eigenkompositionen der Durchbruch und ihre Debüt-LP „A Deeper Blue“ verkaufte sich über 100.000mal. Damit hatten THE PETARDS es mit den LORDS und RATTLES, den erfolgreichsten deutschen Beat-Bands der damaligen Zeit, auf eine Stufe geschafft.
Das zweite Album „The Petards“ (1968), welches Bear Family Records nun neu gemastert im Original-Cover plus zusätzlichem Einleger mit deutscher und englischer Band-Biografie sowie einem DIN-A3-Poster auf 180 Gramm schwerem Vinyl veröffentlicht, enthielt mit „Pretty Liza“ sogar ihren ersten Nummer-1-Hit und war noch erfolgreicher als das hunderttausendfach verkaufte Debüt.
Allerdings sollte wenig später mit dem Weggang von Klaus Ebert – unangefochtener Kopf von THE PETARDS – der Erfolg ausbleiben und die Band löste sich 1972 auf.
„The Petards“ ist so das beste und zugleich spannendste sowie abwechslungsreichstes Album des – im Gegensatz zu den RATTLES und LORDS unerklärlicherweise – längst vergessenen deutschen Beat-Quartetts, welches durchaus auch Bezüge zu THE TRAFFIC, THUNDERBIRDS und den SMALL FACES herstellt, da hier nicht nur auf typische, wohlklingende Beat-Strukturen, sondern auch eine gehörige Prise Blues- und Psyche-Rock gesetzt wird, welche vorsichtig auch eine weitere Tür in Richtung Progressive Rock öffnen, ohne sich dabei einseitig in komplex-verkopften Kompositionen oder übertriebener Experimentierkunst zu verlieren.
Psychedelisches ja – bombastisch in die Länge gezogene Kunstrock-Elemente nein!
Zugleich ist auf „The Petards“ immer wieder erkennbar, dass die beiden Brüder sich durchaus auch im Jazz-Bereich ihre ersten Musik-Sporen verdienten. Noch dazu kam der absolut starke und charismatische Gesang von Horst Ebert (auf dem LP-Cover links), der am 12. Oktober 2014 – zwei Tage nach seinem 71. Geburtstag – an einer schweren Krankheit verstarb.
Aus heutiger Sicht ist es schlichtweg unverständlich, dass uns gerade Bear Family Records dieses Album, das völlig unbegründet so lange in Vergessenheit geraten war, wieder schmackhaft machen muss, denn es ist eine echter Musik-Honig-Leckerbissen, der gerade wegen seiner progressiv-psychedelischen Eigenständigkeit, aber auch Beat-Eingängigkeit niemals in Vergessenheit hätte geraten dürfen. Sogar der „Musikexpress“, die damals größte deutsche Musikzeitschrift, wählten THE PETARDS zur „besten Nachwuchsgruppe“ und das Album „The Petards“ auf den 5. Platz der „LP des Jahres“, während der Hit „Pretty Liza“ sich 1968 sogar vor den BEATLES-Songs in der deutschen Hitparade platzieren konnte.
FAZIT: „Mit ihrem ureigenen Stil, einem starken Sänger und hervorragendem eigenen Songmaterial gebührt dieser osthessischen Formation ein ewiger Platz auf dem Thron des Rock in Deutschland!“
So heißt es im Einleger der vor 50 Jahren erschienen und nun von Bear Family Records neu remasterten LP „The Petards“ von THE PETARDS. Und dass dieser Satz keine Übertreibung darstellt, beweist dieses heutzutage völlig unterschätzte Beat-Album voller herrlicher psychedelischer Elemente, das 1968 sogar in der größten deutschen Musikzeitschrift „Musikexpress“ auf den 5. Platz in der Kategorie „LP des Jahres“ kletterte!
PS: Und wo die LP samt Poster von Freunden guten Beats aus dem Hause Bear Family gekauft wird, ist ja eigentlich klar, genau hier mit einem Klick und nicht bei...
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (17:26):
- Flittermouse (3:59)
- Never More (2:47)
- Out In The Rain (4:15)
- Girl Where Are You Going Now? (3:15)
- The Fountain(2:10)
- Seite B (17:56):
- Tonight (3:01)
- Mockingbird Crying (3:22)
- Some Sunny Sunday Morning (2:53)
- Bridal Ballad (2:10)
- Pretty Liza (2:31)
- On The Road With My Bag (3:59)
- Bass - Roger Waldmann
- Gesang - Horst Ebert, Klaus Ebert, Roger Waldmann
- Gitarre - Klaus Ebert, Horst Ebert
- Keys - Klaus Ebert, Horst Ebert
- Schlagzeug - Arno Dittrich
- Sonstige - Klaus Ebert (Flöte, Geige)
- The Petards (2018)
- Hitshock (2018)
- Pet Arts (2019)
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