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Ben Sluijs Quartet: Particles (Review)
Artist: | Ben Sluijs Quartet |
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Album: | Particles |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Jazz |
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Label: | Off / Broken Silence | |
Spieldauer: | 58:02 | |
Erschienen: | 08.02.2019 | |
Website: | [Link] |
Geht es um Underdogs der Jazz-Szene, nehmen Insider in jüngerer Zeit ständig den Namen Ben Sluijs in den Mund. Dabei ist der Saxofonist und Flötist bereits 50 Jahre alt und arbeitete u.a. mit dem Brüsseler Jazzorchester sowie prominenten Zeitgenossen wie Philip Catherine oder Toots Thielemans zusammen, ohne in der hohen Riege seiner Zunft wahrgenommen zu werden. Ob es daran liegt, dass er aus dem Jazz-Zwergstaat Belgien stammt?
Ungeachtet der Antwort auf diese Frage zeichnet sich das bisherige Werk des Meisterbläsers durch Konstanz aus. Alben seines Quartetts erscheinen schon seit 20 Jahren regelmäßig, wobei die Besetzung nicht gleichgeblieben ist. Auf "Particles" profitiert Sluijs nun von der Miteinbeziehung zweier "junger Wilder"; es handelt sich um den Pianisten Bram de Looze und den Kontrabassisten Lennart Heyndels, die den neuen Kompositionen des Leaders tatsächlich juvenilen Schwung verleihen, ohne ihm seine beinahe ritterliche Würde zu nehmen. Der deutlichste Beleg dafür ist 'Mali', wo alle vier zusammen der Star sind.
Arbeitet die Gruppe im eröffnenden Titelstück noch mit Leerstellen als Gestaltungsmittel, als ob sich die Mitglieder erst noch finden müssten, schreitet sie im folgenden 'Song For Yusef' einträchtig auf leise orientalischen Wegen vorwärts. Die Dynamik der Aufnahme besticht von Beginn an: Klavier-Crescendos, die wiederholt abschwellen, zitternd gehaltene Flötentöne und Atemgeräusche, die praktisch als zusätzliches Instrument fungieren, bringen den Hörer ganz nah ans Geschehen.
Das wohl ironisch betitelte 'Miles Behind' stolpert wirklich mit einem fieberhaften Groove wie aus Davis' "In A Silent Way"-Phase, ehe mit 'Air Castles' eine klassische Ballade für den einsamen Abend im verrauchten Manhattaner Club folgt. Von Klischees hält sich die Combo jedoch weitgehend fern, und wenn stereotype Muster wie der flotte Walking-Bass-Swing bedient werden ('Cell Mates'), geschieht dies mit solchem Pfiff, dass man nicht von bloßen Stilblüten sprechen darf.
Das Metier Ballade beherrschen die Protagonisten auf beispiellose Weise, wovon das monumentale Finale 'Ice Chrystal' eindrucksvoll Zeugnis ablegt. Sluijs bleibt bei alledem meistens der Flöte verhaftet und haucht deshalb insbesondere dem sprunghaften 'Jemima' exotisches Flair ein.
FAZIT: Experiment "Alt trifft auf Jung" perfekt gelungen - Ben Sluijs und seine teils erneuerte Mannschaft spielen auf "Particles" fantasievollen Combo-Jazz, der die Klangfarben einer Vierbesetzung gänzlich ausreizt und als Vermählung klassischer Tugenden mit recht gewagten Songwriting-Ideen zeigt, was das Genre im Jahre 2019 noch Aufregendes zu bieten hat.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Particles
- Song For Yusef
- Miles Behind
- Air Castles
- Cell Mates
- Mali
- Jemima
- Ice Chrystal
- Particles (2019) - 12/15 Punkten
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