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Holly George-Warren: Janis Joplin: Nothing Left to Lose - Die Biografie (Review)
Artist: | Holly George-Warren |
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Album: | Janis Joplin: Nothing Left to Lose - Die Biografie |
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Medium: | Buch | |
Stil: | Musikgeschichte / Biografie |
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Label: | Droemer | |
Spieldauer: | 528 Seiten | |
Erschienen: | 04.10.2019 | |
Website: | [Link] |
Janis Joplin wird bis heute von Zeitzeugen, die während der kurzen, prägenden Phase der Singer-Songwriterin selbst jung gewesen sind wie auch Nachgewachsenen vermisst, die sich mit einer Frau zwischen künstlerischem Ungestüm mit urgewaltiger Stimme und schweren psychischen Problemen identifizieren können oder möchten. Das mag vor allem an den vielen zeitlosen Botschaften in ihren Liedtexten und den zahlreichen Mythen liegen, die sich naturgemäß um einen solchen Menschen bilden (zumal angesichts ihres frühen Todes), lässt sich aber immer noch zu selten anhand der Tatsache erklären, dass sie mit ihren Gefährten einen durchaus revolutionären Sound entwickelte.
Ihre Schlüsselalben, allen voran "Cheap Thrills", verbanden immerhin wie praktisch niemand vor Janis Joplin bzw. ihrer Band Big Brother and the Holding Company harten Rock mit Funk und Soul sowie Blues, wie ihn insbesondere die Label-Schmieden Motown und Stax etabliert hatten. Ergo hat die Künstlerin zeitgenössische Americana, wie wir sie heute kennen, maßgeblich mitgeprägt, worum es auch, aber nicht nur in "Nothing Left to Lose" geht. HOLLY GEORGE-WARREN erweist sich mit diesem in puncto Umfang zunächst überwältigenden Werk als überragende Chronistin, wobei so ziemlich jeder Aspekt der tragischen Gestalt abgehandelt wird, die dem Wälzer seinen Titel gibt.
Die Autorin, die sich in der Vergangenheit auch Alex Chilton oder The Grateful Dead in Büchern widmete, ist jedoch auch und gerade eines: empathisch und teilweise regelrecht poetisch, ohne dass etwas von der Faktenfülle verlorenginge, durch die sich dieser Titel im Besonderen auszeichnet. Geschöpft wurde aus Unterhaltungen und privaten Schriftstücken von Joplin selbst sowie ihrem persönlichen Umfeld respektive Zeitgenossen. Anders als in zahllosen anderen Biografien braucht es zu keiner Zeit grell zu sein oder Namedropping betrieben zu werden; wer zu Wort kommt, hat tatsächlich etwas zu sagen, und gleichwohl dies Spekulationen - wir haben die Mythen ja gerade angesprochen - nicht völlig ausschließt, intensivieren sie die ohnehin kräftige Würze des Buchs letzten Endes zusätzlich.
Vielleicht hätte George-Warren den zeitgeschichtlichen Hintergrund fester einbinden sollen, denn was auf der Polit- und Sozialbühne geschah, während Janis ihren mitunter qualvoll zu begleitenden Auf- und Abstieg erlebte, bleibt nahezu völlig außen vor.
FAZIT: "Nothing Left to Lose" ist ein stark literarisch gefärbtes, aber auf Fakten fußendes Buch, einfühlsam wie informativ und mit kleinen Schönheitsfehlern versehen, derer sein Sujet ungleich mehr hatte; sie sind das, was Janis Joplin zur Legende machte, und wer vor allem etwas zur Person erfahren möchte - weniger musikalische Erbsenzählerei oder gesellschaftliche Zusammenhänge aus der Lebenszeit der zerbrechlichen Frontfrau -, liegt mit dem Band goldrichtig. Ein Mann hätte sich dem Thema zweifellos ganz anders genähert, und dieser Umstand macht die Sache umso unvergleichlicher.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr