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Pink Lint: Don‘t Pull The Rug From Under Your Horse (Review)
Artist: | Pink Lint |
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Album: | Don‘t Pull The Rug From Under Your Horse |
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Medium: | CD/Download/LP+DL-Code | |
Stil: | Indie-Pop, Psychedelic, Singer/Songwriter, Minimalismus |
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Label: | Eigenvertrieb/Listen Records | |
Spieldauer: | 36:48 | |
Erschienen: | 23.11.2018 | |
Website: | [Link] |
Manchmal fragt man sich als Kritiker wirklich, was sich einige Musiker bei ihren auf den ersten Blick völlig bescheuert erscheinenden Covern denken, wenn die Musik dahinter so viel zu bieten hat. Bestes Beispiel dafür sind PINK LINT, deren Cover zu „Don‘t Pull The Rug From Under Your Horse“ wie eine Kombination aus ausgespucktem Kaugummi plus Häufchen Scheiße plus benutztem Kondom zu einem verzerrten Gesicht geformt auf pinkfarbenem Grund erscheint.
Soll das was Geheimnisvolles oder einfach nur Abstoßendes haben?
Eine Einladung zum Hören der LP ist es jedenfalls im ersten Moment nicht.
Doch dann ein Umdenken und Umschwenken – irgendwie wirkt dieses visuelle Etwas auch psychedelisch verworren … das erwartet uns auch hinter diesem Album; eigenartig abstoßend und trotzdem eine gewisse Neugier weckend … das erwartet uns auch auf „Don‘t Pull The Rug From Under Your Horse“; provokant und provozierend … das erwartet uns auch hinter den Texten des Albums; und minimalistisch-melancholisch … genauso klingt die PINK LINT-Musik. Manchmal glaubt man gar beim Hören, der von seinen PINK FLOYD-Ex-Mitgliedern so fies einfach zurückgelassene SYD BARRETT hätte sich aus seiner durch übermäßigen Drogenkonsum aufgebürdeten Zwangsjacke befreit und endlich ein halbwegs verständliches Solo-Album vorgelegt und mit „Loom“ darauf seine ganz persönliche Abrechnung verewigt: „He knows something they just wonder about / And he says: / ‚May I be a threat in your loom?‘“
Vielleicht versteht man die Zeilen und den Barrett-Vergleich sogar noch etwas besser, wenn man weiß, dass sich PINK LINT, die als Quintett samt einiger Orchestermusiker 2014 ihr Debüt „You Might Lose A Few Teeth But It‘s Fun“ vorlegten, als Band aufgelöst hatten, für den Bandkopf Oliver Burghardt zugleich eine Trennung und ein Umzug in eine winzige Einzimmerwohnung in Berlin-Neukölln anstand und ihm plötzlich „Leute, die mit sich selber auf der Straße reden“, gar nicht mehr so fremd erschienen: „Nach der Bandauflösung war ich zurückgeworfen auf Gitarre und Gesang und dann habe ich geschaut: Was kann man mit einer Gitarre alles machen? Die Idee war ursprünglich, ein Orchester nur aus Gitarren zu basteln.“
Oder um in der Gegenwart zu bleiben und nicht längst verstorbenen oder verschwundenen Musikern hinterherzutrauern, so beschreiten PINK LINT – oder in erster Linie der kreative Kopf Oliver Burghardt dahinter – genau den musikalischen Pfad, den der großartige Konstantin Gropper mit seinen GET WELL SOON zu ebnen begann. Musikalisch wie textlich bewegen sich beide auf einer Wellenlänge – und diese Wellenlänge sollte, wenn man noch Ohren und Geist als Einheit versteht, Musikgemüter mit einem melancholischen Hang für etwas Besonderes, weitab jeder mainstreamigen Anbiederung, bewegen. Minimalismus statt Mainstreamismus!
So nimmt uns das Album mit der seltsamen Weisheit, dass man einem Pferd nicht den Teppich unter den Hufen entreißen sollte, sofort mit seinem psychedelisch verspielten „Fiddler“ und dem dunklen Gesang samt krautig verrockten Spielereien gefangen, die sich in einer süchtig machenden Melodie vereinen, so als hätte ein „Arnold Lane“ sein abgefahrenes Hobby des Unterwäsche-Diebstahls von Wäscheleinen abgelegt und sich bei seiner Neuorientierung im Spiegelkabinett von Hesses „Steppenwolf“ verirrt.
Mit der traurig-melancholischen, akustischen Ballade „Terrific“ verabschieden uns PINK LINT dann nach recht kurz(weilig)en 37 Minuten wieder aus ihrem eigenartigen Album, durch das sich das alltägliche Scheitern und die Suche nach neuen Wegen, die sich oft wieder nur als Einbahnstraßen erweisen, wie ein Konzept durch alle Texte von Oliver Burghardt zieht: „Auf der Suche nach Texten ist es für mich so, als würde ich an einer Mauer kratzen und wenn ich Glück habe, finde ich ein Loch, das den Blick auf einen anderen Raum frei gibt.“
Am Ende sind es 10 oft etwas beklemmende, aber auch nicht vor Ironie zurückschreckende Musik-Räume, die wir auf „Don‘t Pull The Rug From Under Your Horse“ gemeinsam mit PINK LINT betreten dürfen.
FAZIT: Indie-Pop mit guten Texten und sogar psychedelisch verspielten Klängen von akustischen Gitarren über blubbernde Synthies und präparierte Pianos sowie traurigen Chören und jede Menge Samples, die sich aber immer schön im Hintergrund halten. Basis für all das sind Ruhe und eine ganze Menge Melancholie sowie eine Stimme, die auf „Don‘t Pull The Rug From Under Your Horse“ von PINK LINT hervorragend die Atmosphäre der von nachdenklich bis ironisch gestalteten Texte klangvoll mit allen Höhen und Tiefen zum Ausdruck bringt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (20:37):
- Fiddler (3:59)
- Et Tu, Brute? (3:10)
- C. Howard (3:47)
- Run Dog, Run (2:50)
- Nails (6:51)
- Seite B (16:11):
- Who Made You Up? (2:38)
- It‘s A Trap (3:42)
- Loom (3:00)
- Bat In The Patio (4:18)
- Terrific (2:33)
- Bass - Oliver Burghardt
- Gesang - Oliver Burghardt
- Gitarre - Oliver Burghardt
- Keys - Oliver Burghardt
- Schlagzeug - David Hoffmann
- Don‘t Pull The Rug From Under Your Horse (2018) - 12/15 Punkten
- Ü (2022) - 11/15 Punkten
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