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Sarah Straub: Alles das und mehr (Review)
Artist: | Sarah Straub |
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Album: | Alles das und mehr |
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Medium: | CD | |
Stil: | Liedermacherin mit fremden Liedern aus dem Wecker-Land |
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Label: | Sturm & Klang Musikverlag | |
Spieldauer: | 52:05 | |
Erschienen: | 06.09.2019 | |
Website: | [Link] |
„Ich singe, weil ich ein Lied hab‘“ eröffnet das „Alles das und mehr“-Album der deutschen Liedermacherin, internationalen Pop-Sängerin, Pianistin und diplomiert-doktorierten Psychologin, die bereits mit ihrem dritten Programm durch deutsche Lande tourt. Und sie singt auch, weil sie KONSTANTIN WECKERS Lieder liebt, ihn gar kennt und mit ihm gemeinsam auftritt, sodass ihre aktuelle CD, natürlich unter dem „Sturm & Klang“-Verlag von Wecker veröffentlicht, gleich ein komplettes Konstantin-Wecker-Text- und Cover-Programm beinhaltet.
Etwas gehässig könnte man nun behaupten, hier werden alte Kamellen eines alten Mannes von einer jungen Musikerin frisch mit Sexappeal vorgetragen und hat damit im Grunde gar nicht mal Unrecht.
Doch gerade wenn diese alten Lieder – wunderschöne Wecker-Titel voller Poesie und Gefühl – noch immer so extrem aktuell sind, ihre Wirkung noch immer erreichen, nur diejenigen wohl nicht erreicht haben, die an der Situation etwas mehr ändern und verbessern könnten, gerade dann ist so ein Album doch wichtig, weil es eben nicht vom altbekannten singenden Mahner Konstantin vorgetragen werden, sondern mit weiblichem Charme sowie hoher Stimme und einer trotzdem ganz ähnlichen Intensität. Allerdings wird am Ende der knappen Wecker-Straub-Musikstunde etwas schleierhaft, was SARAH STRAUB mit diesem Album bezweckt, denn leider ist auch die musikalische Orientierung ganz offensichtlich auf den großen Maestro abgestimmt – viel Piano, Streicher, Stimmungsbögen, Intonation. Und so wird der das Album eröffnende Klassiker „Ich singe, weil ich ein Lied hab‘“ zum Programm, auch wenn das Lied eben von Wecker, nicht aber von SARAH STRAUB ist. Der einzig große Unterschied ist eben die Stimme, die nun weiblich ist – aber bei weitem nicht über die weckersche Dynamik und dessen Volumen verfügt.
Angeblich soll „Alles das und mehr” auch ohne Medikamente wie ein Aufputschmittel und der Pulsschlag zum Herzen wirken, weil Musik ein Lebenselixier für Sarah ist. Allerdings wirkt das Album mit den durchgängigen Wecker-Cover-Songs doch eher wie ein Placebo. Es ist für die bayrische Musikerin, die „Inwendig warm“ sogar als Dialekt-Version (Na ja?!) präsentiert, wohl doch zu gewagt, nach zwei englischsprachigen Alben nunmehr ein deutschsprachiges hinterherzuschieben. Doch dazu hätte in diesem Falle auf jeden Fall doch der Mut zu eigenen, gerne auch an Wecker orientierten Texten gehört, nicht aber das Covern eines Liedermachers, der durch seine Interpretationen um Längen besser klingt als Sarah, was sich sogar auf beinahe erschreckende Weise im letzten Song, bei „Niemand kann die Liebe binden (mit Konstantin Wecker)“, in dem Wecker und Straub als „Duett(isten)“ zum Duett [Oder doch Duell(anten)?] antreten. Zwischen beiden liegen Welten – und das sollte auch so bleiben. Zuvor machte sich bereits bei einem der Lieblingslieder des Kritikers - „Die weiße Rose“ - mit schwach gesprochener Einleitung und im Grunde wenig passenden Gesang (Das beste ist mit Abstand das Piano-Spiel!) schon eine gewisse Form des Entsetzens breit.
Hallo, Herr Wecker, gefällt Ihnen dieser zweitklassige Aufguss eines ihrer erstklassigen Lieder etwa?
Wecker ist Wecker und nicht Straub. Straub aber ist nicht Wecker und wird es wohl auch nie sein – eine Frage der musikalischen Aura eben. Vielleicht wirkt das alles ja live – auf dem Studio-Album fehlt das Gefühl, das man hat, wenn man Wecker hört – und so macht sich ein Missgefühl breit. Oder um es mit Wecker auf „Was keiner wagt“ singt, zu sagen: „Wo alle loben, habt Bedenken.“
So bleibt zu diesem weiblichen Wecker-Experiment im Endeffekt ein eher trauriges FAZIT: „Alles das und mehr” von SARAH STRAUB ist ein bedenkliches Album, entstanden aus einer guten Absicht, am Ende aber am Original gescheitert. Wer Wecker singt, braucht mehr als eine weibliche Stimme und das Beherrschen der schwarzen und weißen Tasten. Es gehört ein extremes Charisma dazu, das gerne auch – wie bei KONSTANTIN WECKER – polarisieren darf. Das aber fehlt auf „Alles das und mehr“ von SARAH STRAUB. Eigentlich müsste es „Genug ist nicht genug“ heißen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Ich singe, weil ich ein Lied hab‘
- Das ganze schrecklich schöne Leben
- Empört euch
- Niemand kann die Liebe binden
- Den Parolen keine Chance
- Was keiner wagt
- Leben im Leben
- Du bist so hässlich
- Inwendig warm
- Uferlos
- Die weiße Rose
- Alles das und mehr
- Niemand kann die Liebe binden (mit Konstantin Wecker)
- Gesang - Sarah Straub, Konstantin Wecker
- Gitarre - Andreas Schmidt
- Keys - Sarah Straub
- Sonstige - Sarah Straub (Klarinette), Wolfgang Scherer (Streicher, Akkordeon)
- Alles das und mehr (2019) - 7/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Hans Jörg
gepostet am: 16.12.2019 User-Wertung: 13 Punkte |
Zum Glück ist Musik noch immer Geschmackssache. Und wer sie live noch nicht gesehen hat kann eingentlich sowie nicht mitreden. Und wenn man den Hintergrund, warum sie es aufgenommen hat, nicht kennt, schreibt man auch nicht so einen Unfug. Von wegen Zweitklassig. Sieht Konstatin schon mal ganz anders. Aber ist ja deine Website also schreib was du meinst. Nix für ungut. |