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Susanna & The Brotherhood Of Our Lady: Garden Of Earthly Delights (Review)
Artist: | Susanna & The Brotherhood Of Our Lady |
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Album: | Garden Of Earthly Delights |
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Medium: | CD/LP/Download/LP farbig | |
Stil: | Folk, Art-Pop, Electronics, Indie-Experimental |
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Label: | Eigenvertrieb/Cargo Records | |
Spieldauer: | 42:28 | |
Erschienen: | 22.02.2019 | |
Website: | [Link] |
Wenn eine norwegische Musikerin und ein Kritiker eine leidenschaftliche Kunst-Gemeinsamkeit für sich entdecken, dann bringt sie mitunter der Zufall über glückliche Umstände zusammen. Daraus kann eine Liebe – rein platonisch – entstehen, so wie im Falle zu SUSANNA & THE BROTHERHOOD OF OUR LADY, die mit ihrem (so viel schon vorab) faszinierend musikverschachtelten Album „Garden Of Earthly Delights” als Inspirationsquelle die Kunstwerke von HIERONYMUS BOSCH verwendet und dabei in Noten das malt, was Bosch mit seinen Farben und Motiven zum Ausdruck brachte!
Das über 500 Jahre alte Triptychon „Der Garten der irdischen Freuden“ bzw. „Der Garten der Lüste“, wie wir ihn im Grunde aus christlicher Sicht viel plumper ins Deutsche übersetzt haben, thematisiert die Schöpfungsgeschichte mit einer gehörigen Portion Erotik, während die prüde Auslegung von Wollust (immerhin eine Todsünde) spricht.
Schon hier – in den völlig unterschiedlichen Deutungshoheiten – liegt die Faszination der Bosch-Bilder. Ähnlich ist auch die musikalische Herangehensweise an Thema und Bilder von SUSANNA & THE BROTHERHOOD OF OUR LADY, die genauso wie Bosch, auf ihrem bereits 13. Album „Garden Of Earthly Delights” die innere Zerrissenheit der Menschen zwischen Glückseligkeit und Qual, Liebe und Wollust, Seligkeit und Sünde, Himmel und Hölle klangvoll darstellt. Getreu dem natürlichen Charakter des Albumtitels taucht als konzeptionelles Bindeglied immer wieder Vogelgezwitscher auf.
Susanna und ihre rein weibliche Band transportiert diese Gefühlswelten mit ihren größtenteils finsteren Klängen, die sich sehr experimentell in einem Universum zwischen TORI AMOS, ANNE CLARK und LAURIE ANDERSON bewegen, bis in unsere Gegenwart, wozu Susanna feststellt: „Dieses Album handelt in vielerlei Hinsicht vom Ausklammern, vom Umherschweifen und von einer Suche nach etwas anderem – in einem selbst und in der Welt, die einen umgibt. Es geht um die Schönheit des Lebens, um Überkonsum, um Kapitalismus, verbunden mit religiösen, mythischen und okkulten Bildnissen und Symbolen.“
Vieles wirkt textlich wie musikalisch auf „Garden Of Earthly Delights” kreativ bedrückend, nimmt einen zugleich umgehend in diesem seltsam natürlichen und zugleich futuristischen Kosmos gefangen, während man sich trotz dieses beängstigenden Gefühls, das einen beim Hören – ähnlich wie beim genauen Betrachten des Bosch-Bildes – überfällt, völlig fesselt.
Susanna spielt mit den Gefühlen des Hörers so wie Bosch mit denen des Betrachters. Experimental-Pop im Bosch-Bilder-Rausch, Electronics und Folk, genauso abwechslungsreich und detailliert, voller geheimnisumwitterter Parallelen, die ein intensives, mehrmaliges Hören erfordern, genauso wie das Betrachten all der winzigen, fantasievollen, oft schaurigen Figuren, die Bosch in seinen Bildern verewigte.
Große farbige Kunst kommt so zu großer klingender Kunst, vereinigt und intensiviert sich auf diese Weise um so mehr. Unbedingt sollte dieses Album im Madrider Museo del Prado laufen, wenn man sich dort bewundernd vor dem Bosch-Original mit dem gleichen Titel aufhält.
Noch dazu hat die norwegische, klassisch ausgebildete, Pianisten, Sängerin und Komponistin Susanna extra für dieses Album ihre Band BROTHERHOOD OF OUR LADY zusammengestellt, die sich aus führenden norwegischen Musikern zusammensetzt und diese nach genau der religiösen Gemeinschaft benannt, die Hieronymus Bosch zu Lebzeiten (Mitte des 15. bis Anfang des 16. Jahrhunderts) unterstützte.
Selbst die rundum hervorragend klingenden, mit herrlichen Stereo-Effekten angereicherten Aufnahmen erhielten ganz gezielt eine spezielle Atmosphäre, denn sie entstanden im Ocean Sound Studio an der Nordwestküste Norwegens, einem komplett aus einer Holzhütte ausgebauten Studio, das sich hoch über dem Wasser auf einem Felsvorsprung befindet. Und da das Motiv des Wassers sich auf allen drei Teilen des Triptychons entfaltet und ineinander übergeht, konnte kein besserer Ort für die Aufnahmen gefunden werden.
Selbst die Lieblingsfarbe von Susanna bestimmt die komplette Gestaltung von „Garden Of Earthly Delights”. Ganz offensichtlich ist es die Farbe Gelb – gelb das Cover, gelb das Vinyl. Nur die mit den Texten bedruckte Innenhülle ist blau. Und blau steht für Wasser. Damit schließt sich dann endgültig der Kreis um dieses kreisende Vinyl voller musikalischer Bilder!
Ein ganzes Album ausschließlich mit den klangvollen Interpretationen von HIEROYMUS BOSCH-Kunstwerken ist eine wahre Herausforderung – eine Herausforderung, die SUSANNA & THE BROTHERHOOD OF OUR LADY auf faszinierende Weise zu meistern versteht und die sie genauso farbenfroh wie die Bosch-Kunstwerke zu verwirklichen versteht.
FAZIT: „Es handelt sich zwar nicht um einen Soundtrack zu HIERONYMUS BOSCHs Bildern, aber ich finde schon, dass es da ganz deutliche Parallelen zwischen der Absurdität in seinen Bildern und dem heutigen Leben gibt. Die Menschheit war noch nie so aufgeklärt wie heute, noch nie so gut aufgestellt, um nachhaltige Lösungen für alle zu finden, aber wir verschließen immer noch die Augen vor Themen wie Armut, vor Umweltfragen oder auch vor Fragen der Gleichberechtigung“, stellt SUSANNA & THE BROTHERHOOD OF OUR LADY zu ihrem musikalischen Folk-Electro-Art-Pop-Indie-Musikkunstwerk „Garden Of Earthly Delights” fest, in dem sie die faszinierenden Bilder dieses Malers der Renaissance ebenso faszinierend in ihrer soundtechnisch perfekten, extrem verspielten Musik interpretiert und in der Gegenwart experimenteller, moderner Klangkunst verewigt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (21:00):
- Garden of Earthly Delights (2:32)
- Wayfarer (3:58)
- Ecstasy X (3:14)
- Death and the Miser (4:14)
- Ship of Fools (1:44)
- Ecstasy (3:29)
- Exterior (1:49)
- Seite B (21:28):
- Wilderness (3:12)
- Wayfarer II (2:21)
- Gluttony and Lust (3:20)
- Beautiful Life (2:58)
- By Earth and Starry Heaven (1:47)
- City of Hope (2:06)
- River to Hell (2:40)
- Gathering of Birds (3:04)
- Gesang - Susanna Wallumrød, Ina Sagstuen, Natali Abrahamsen Garner, Stina Moltu
- Gitarre - Stina Moltu
- Keys - Susanna Wallumrød, Ina Sagstuen
- Sonstige - Ida Løvli Hidle (Akkordeon) Natali Abrahamsen Garner, Ina Sagstuen (Electronics), Stina Moltu (Tape-Recorder)
- Garden Of Earthly Delights (2019) - 13/15 Punkten
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