Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Yves Jarvis: The Same But By Different Means (Review)

Artist:

Yves Jarvis

Yves Jarvis: The Same But By Different Means
Album:

The Same But By Different Means

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Avantgarde, Indie, Alternative, Electronics, Experimental, Minimalismus, Folk Noir, Psychedelic

Label: Anti/Indigo
Spieldauer: 49:39
Erschienen: 01.03.2019
Website: [Link]

Es hinterlässt einen sehr zwiespältigen Eindruck zwischen „Mag ich!“ und „Was soll denn das nun wieder?“ und macht noch dazu seinem Titel alle Ehre, dieses The Same But By Different Means des UN BLONDE-Mannes YVES JARVIS aus Montreal, der im völligen Alleingang „Dasselbe, aber mit anderen Mitteln“ macht und dabei den wie auf einem Flickenteppich daherkommenden Wust von Klängen, Melodien und Experimenten in Einklang zu bringen versucht. Hierbei bewegt Jarvis sich ganz offensichtlich in dem illustren Umfeld anderer Klang-Experimentierer wie THOM YORKE, SYD MATTERS und PATRICK WOLF, aber auch den Ambient-ENO lässt er dabei nicht außen vor.

Alle Songs sind komponiert, eingespielt, aufgenommen und gemixt im heimischen Wohnzimmer von YVES JARVIS, was man auch hört – ein typisches Home-Recording-Album, bei dem sich jemand im freien Fluss und mit viel Mut zu psychedelischen Experimenten allen Ideen und der Musik, die dabei herauskommt, hingibt. Aber er erzeugt in den knapp 50 Minuten auch jede Menge Stückwerk, das er auf 22 Titel, von denen viele unter eine Minute dauern (Die Zeitspanne der Songs erstreckt sich von 14 Sekunden bis 8 Minuten), zusammenfügt. Hier sind tolerante Ohren gefragt, die schon längst der Radiokultur abgeschworen und auf der Suche nach der unendlichen Ungewöhnlichkeit musikalischen Seins sind.

Bleiben wir gleich beim von Jarvis eigenhändig gestalteten Cover – in seiner Musik lässt Jarvis nicht nur die Hosen runter, sondern gleich alles in seinem experimentellen Minimalismus fallen, wie auf der Zeichnung des nackten, in einer Art von Yoga-Stellung knienden Künstlers. Andere Begleiter werden nicht gebraucht. Jeder schräge wie melodiöse Ton ist ein Eigengeschöpf, das sich über seine Hirnwindungen hin in seine Noten und Texte schleicht.
Macht euch nackig – nehmt die gleiche Stellung ein und ihre versteht die Musik von „The Same But By Different Means“ vielleicht besser. Und selbst wenn der Kritiker nicht seine Hüllen beim mehrmaligen Hören dieses schwierigen Albums fallen ließ, so kam irgendwann echtes Verständnis für das auf, was er da hörte und ihn anfangs höchstens befremdlich verwunderte.

Das Folk-Noir-Stück „Fruits Of Disillusion“ zum Beispiel, das sich einem langsam und unsicher nähert wie ein neugieriges, aber ängstliches Tier, dann sieht, dass man nichts zu befürchten hat und zärtlich um einen herumzutanzen beginnt.

„That Don‘t Make It So“ spielt dagegen mit Bar-Jazz-Hip-Hop-Klängen und PRINCE-Rhythmen sowie ein paar Rap-Gesangseinlagen, die ganz schnell nach noch nicht einmal zwei Minuten in wirren Electronics zu Ende gehen. Electronics, die in „Talking Or Listening“ noch stärker im besten Sinne eines THOM YORKE, in Verbindung mit belladeskem Gesang, ihre volle Entfaltung finden.

Er ist sehr surreal, dieser Folk Noir, wie ihn Jarvis selbst bezeichnet, und er hat seine Höhen und Tiefen, die sich zwischen verspielter Musikgenialität und verworrener Wimmelbild-Musik ohne erkennbaren Sinn bewegt. Und etwas Weiteres ist klar – dieses Album braucht so einige Durchläufe, um sich dem Hörer zu erschließen, auch wenn der Eine oder die Andere vielleicht schon nach dem ersten verstörenden Eindruck und dem abschließenden Achtminüter „The Truth“ (Sprechgesang trifft auf Sound-Samples und Ambient-Klang) ihm keine zweite Chance mehr einräumen.

FAZIT: Dieser psychedelische Ein-Mann-Trip unter dem Titel „The Same But By Different Means“ von YVES JARVIS, einem singenden Multiinstrumentalisten aus Montreal, ist ein gutes Beispiel dafür, wie viele noch so abwegige Musikstile in knapp 50 Minuten unterzubringen sind. „Folk Noir“ nennt es Jarvis, wir nennen es einfach mal seltsam und surreal, aber durchaus reizvoll.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3182x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • To Say That Is Easy
  • The Plight Comes
  • Sugar Coated
  • Nothing New
  • Constant Change
  • Out Of The Blue, Into Both Hands
  • Into The Forefront
  • 360
  • Forward
  • Curtain Of Rain
  • Hard To Say Bye
  • Fruits Of Disillusion
  • That Don‘t Make It So
  • Pigs At The Helm
  • Time And Place
  • Blue V
  • Goodbye Reason, Goodbye Rhyme
  • Dew Of The Dusk
  • Talking Or Listening
  • Glory To You
  • Exercise E
  • The Truth

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welche Farbe hat eine Erdbeere?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!