Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Heaven Shall Burn: Of Truth And Sacrifice (Review)

Artist:

Heaven Shall Burn

Heaven Shall Burn: Of Truth And Sacrifice
Album:

Of Truth And Sacrifice

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Metalcore

Label: Century Media / Sony
Spieldauer: 97:42
Erschienen: 20.03.2020
Website: [Link]

Als zunächst einmal erschlagendes Doppel-Album ist "Of Truth And Sacrifice" HEAVEN SHALL BURNs bis dato ambitioniertestes Projekt, aber beileibe kein Wagnis, auch wenn die führende Metalcore-Band Deutschlands einmal mehr vermutlich mit Absicht Aufsehen erregt, indem sie mit Szene-Konventionen bricht.

Das hat längst Tradition und beschränkt sich nicht allein auf das kurioserweise nach völkisch-nationalromantischem Rumpel-Black-Metal aussehende Cover von Eliran Kantor. Die Ostdeutschen haben ihre binnen nur zweier angeblich ausgesprochen entspannter Jahre gesichteten Ideen quasi auf zwei Platten aufgeteilt, die Bestandsaufnahme und Aufbruch, Tradition und Vorschau zugleich verkörpern. Die erste soll Zuversicht und Kampfbereitschaft vermitteln, die zweite klingt eher nachdenklich und befasst sich mit Entbehrungen, die man in Kauf nehmen muss, wenn man für seine Ideale einsteht - alles eingebettet in ein Konzept um die Begriffe "Wahrheit" und "Opfer" (logisch bei dem Titel), in dem sich der Status der Gruppe als gutes Gewissen der Moshpit-affinen Nation widerspiegelt.

Die "Truth"-Seite der "Medaille" lässt sich als logische Weiterentwicklung bezeichnen. Gnadenlose Dampfwalzen wie das nach dem Intro brutal eröffnende 'Thoughts and Prayers' (die Perfektion des frühen, noch Bolt-Thrower-lastigen Stils der Jungs), 'Protector' (hier können sich so einige in die Jahre gekommene Göteborg-Schlappschwänze je eine Scheibe Power und Prägnanz abschneiden) oder 'What War Means' (führt mit der schleppenden zweiten Hälfte quasi auf die "Sacrifice"-Seite hin) stehen verhältnismäßigen "Experimenten" wie dem mit Synthesizern verbrämten 'Uebermacht' und dem fast neunminütigen, Soundtrack-artigen 'Expatriate' gegenüber, in dem neben einem Orchester der Stadt Minsk unter Dirigent Wilhelm Keitel - die Nummer wurde von Sven Helbig (Rammstein, Pet Shop Boys) arrangiert - ein langer, auf Deutsch vorgetragener Monolog aufsehen erregt. Das ist ein Maximum an Pathos, wie man es von HEAVEN SHALL BURN kennt und entweder liebt oder hasst.

Während hier nüchtern betrachtet nicht jeder Track zwingend nötig gewesen wäre, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen, weil einige zu stark an ältere Kompositionen angelehnt sind, befinden sich auf dem zweiten Tonträger mehr spannende Sachen. 'La Resistance' geht im Grunde als englischsprachige Rammstein mit ganz dicken Eiern auf dem Dancefloor durch, 'The Sorrows Of Victory' ist eine mustergültige Doom-Death-Ballade und 'Truther' ein nicht einmal drei Minuten dauerndes Paradebeispiel für effektive Komplexität. 'Eagles Among Vultures' verbreitet dezentes Industrial-Flair, bevor sich HEAVEN SHALL BURN mit 'Weakness Leaving My Heart' erneut in die Sinfonie wagen und dabei eine bessere Figur abgeben als im Pendant-Track der ersten Hälfte.

Irgendwo bei alledem mischen noch Chris Harms von Lord Of The Lost, Andreas Dörner von Caliban und Nasty-Frontmann Matthias mit, doch das ist eigentlich schnuppe. "Of Truth And Sacrifice" dürfte unter Fans der Band zum Selbstläufer avancieren, setzt in puncto Sound Betonwand-dicke Maßstäbe für diese Art von Musik und ist objektiv gesehen länger als notwendig, wenn auch alles andere als öde … nein, nicht eine Minute lang.

FAZIT: HEAVEN SHALL BURN müssen nach mehr als zwei Jahrzehnten niemandem mehr etwas beweisen und haben mit "Of Truth And Sacrifice" einen Zwitter geschaffen, der ihrem musikalischen wie ethischen Wesen entspricht. Die schiere Fülle an Musik lässt indessen auch nach längerer Beschäftigung keinen anderen Schluss zu, dass eine einzelne LP mit den stärksten Tracks einen schlüssigeren Gesamteindruck hinterlassen hätten, denn neben den offensichtlichen Hits enthält der Doppeldecker zu viel nur okayen HSB-Standard.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 4709x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • March of Retribution
  • Thoughts and Prayers
  • Eradicate
  • Protector
  • Uebermacht
  • My Heart And The Ocean
  • Expatriate
  • What War Means
  • Terminate The Unconcern
  • The Ashes Of My Enemies
  • Children Of A Lesser God
  • La Resistance
  • The Sorrows Of Victory
  • Stateless
  • Tirpitz
  • Truther
  • Critical Mass
  • Eagles Among Vultures
  • Weakness Leaving My Heart

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!