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Stoppok: Jubel (Review)
Artist: | Stoppok |
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Album: | Jubel |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Deutschrock, Singer/Songwriter |
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Label: | Ground Sound/Indigo | |
Spieldauer: | 40:10 | |
Erschienen: | 07.02.2020 | |
Website: | [Link] |
„Nehmen wir einfach mal an / Wir biegen das hier noch hin / Am Ende siegt die Vernunft / Alles macht wieder Sinn.“
(„Eine Annahme“ aus dem Album „Jubel“ von STOPPOK)
Er ist wirklich, im besten und positiven Sinne, gerissen, dieser STOPPOK!
Aber zugleich ist und bleibt er eben typisch STOPPOK, wenn er uns mit dem Titel seines neuen Albums auf die falsche Fährte oder den Holzweg führt, nur weil er eine Vorsilbe und einen letzten Buchstaben auf dem uns in fetten Lettern anspringenden Album-Titel Jubel unterschlägt!
Das wird dann aber gleich mit dem ersten Song nachgeholt, der da "Ver/Jubel/n" heißt und uns, als würde er die Corona-Epidemie vorausahnend aufgreifen, sogar mit ein paar garstigen Worten klarmacht, dass es so auf unserem „schönen Planeten“ nicht mehr weitergehen kann: „Wir war'n the pain in the ass / Für den schönen Planet / Waren hochintelligent, trotzdem tiefschürfend blöd / Haben alles vergeigt, was nur irgendwie geht / Ein Wunder, dass die Erde sich immer noch dreht.“
Ja, manchmal, wenn es (fast) zu spät ist und kluge, kritische Lieder nicht mehr zu helfen scheinen, dann schafft das anscheinend nur noch ein weltumgreifender Virus mit einem, wenn man ihn nur beim Namen ausspricht, fast liebevollen Klang wie „Corona“. Allen Religionen, allem Größenwahn, allem Rassismus, aller Machtbesessenheit, aller Profitgier zum Trotz!
Und so ist es fast schon beängstigend, wie klar STOPPOK in seinen hochanspruchsvollen und zugleich für jedermann und jederfrau, denen nicht der letzte Hirnschmalz abhanden gekommen ist, verständlichen Texten, von denen zwei von Danny Dziuk stammen [„Wenn 2 (zueinander passen)“ – bereits durch die ULLA MEINECKE-Version recht bekannt geworden – und „Ein Sternehotel“], die stellenweise wie der drohende Vorbote nach dem klingen, was uns gerade erwartet und hoffentlich endlich auch wachrüttelt.
STOPPOK bezieht, ob rockig oder ruhig, poppig oder soulig, akustisch oder elektrisch, lyrisch oder direkt, klar Stellung auf „Jubel“ und ist im Grunde musikalischer Überbringer der Botschaft, dass wir endlich wieder mehr auf uns und die Anderen, die Natur und die Hilfsbedürftigen achtgeben sollten, statt den permanenten Reizen von Wirtschaft und Politik, Macht und Reichtum, Egoismus und Größenwahn zu unterliegen. Allumfassende Solidarität und moralische Werte, statt börsianische Effektivität und rücksichtsloser Profit!
Auch auf seinem 18. Studioalbum ist STOPPOK die (nicht seine) Wahrheit wichtig, die eigentlich jeder erkennen kann, wenn er nur mit offenen Augen und verschlossenen Ohren gegenüber den alltäglichen Politiker-Phrasen durch diese Welt wackelt, schwankt, schleicht, schreitet, läuft, aber nicht marschiert – dabei reicht auch schon der Ort, in dem man wohnt, das Land, in dem man sich bewegt, die Menschen, mit denen man zu tun hat: „Nehmen wir einfach mal an / Das Böse ist vertrieben / Kein Hass der alles verpestet / Auf der Welt nur Menschen, die lieben.“ („Eine Annahme“)
Oder nehmen wir einfach noch dazu mal „Kein Update“, bei dem man denkt, man hätte sich in einen Song von TOM PETTY verirrt, während von BOB DYLAN bis zu den ROLLING STONES Zitate verwendet werden, um darauf zu verweisen, dass es zu spät für diejenigen ist, die sich nur noch auf Äußerlichkeiten und Netzaktivitäten konzentrieren, als gäbe es für alles ein Update. Für die jedenfalls gilt: „It's too late! It's too late!“
In dem Begleitschreiben für uns Kritiker zu dem „Jubel“-Album gibt es einen Satz, der unbedingt zitiert werden sollte, denn er bringt die Absicht hinter dem Album so herrlich und klar auf den unverJubelten Punkt: „Man könnte sagen, je orientierungsloser und wertfreier die Zeiten werden, umso klarer wird STOPPOK!“ Und dieser Satz ist in einer Zeit verfasst worden, in der noch kein Mensch auch nur im Entferntesten eine Ahnung von irgendeiner Corona-Virus-Pandemie hatte!
Dafür aber wussten wir nur zu gut, was wir anrichten, wenn wir Menschen auf der Suche nach dem Glück und der Flucht vor dem, was sie bis dahin als Unglück in aller Welt durchleiden und erleben mussten, nicht zur Seite stehen und wie zynisch es ist, sich den Magen vollzustopfen und ängstlich um den eigenen Wohlstand bangend unseren alltäglichen Rassismus zu propagieren oder Populisten auf den Leim zu gehen. Für all diese moralinsauren „Türzuhalter“ hat STOPPOK natürlich auch einen Song parat: „Lass sie rein“, der sich mit der Weisheit, welche nur die ganz Doofen unter uns nicht verstehen können, verabschiedet: „Sei ein Mensch und lerne zu teil'n“!
FAZIT: Wir sollten in „Jubel“ ausbrechen über das neue Album von STOPPOK! Genau das richtige Album, wenn es darum geht, darüber nachzudenken, wie es nach dem Corona-Virus weitergehen sollte. Eine wahrhaft musikalische Exit-Strategie zwischen Rock, Folk, Singer/Songwriter und humanistischen Texten (Ja, Texten über Menschen und die Menschlichkeit!) – nicht nur allen Gutmenschen, sondern besonders den Herren und Damen aus Politik und Wirtschaft empfohlen! Oder um aus „Geld oder Leben“ zu zitieren: „Freund oder Feind / Nicht immer leicht zu entscheiden / Denn in jedem, den du triffst / Steckt etwas von beiden“.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (18:23):
- Verjubeln (3:27)
- Geld oder Leben (3:00)
- Pack mit an (4:00)
- 100 Mio Follower (3:21)
- Wenn 2 (zueinander passen) (4:35)
- Seite B (21:47):
- Kein Update (3:52)
- Eine Annahme (4:14)
- Ein Sternehotel (3:22)
- Mal dein Herz an (3:23)
- Lass sie rein (4:28)
- Morgen kommt die Müllabfuhr (2:28)
- Bass - Reggie Worthy
- Gesang - Stoppok, Reggie Worthy, Sebel
- Gitarre - Stoppok
- Keys - Sebel
- Schlagzeug - Stoppok, Wally Ingram, Sönke Reich
- Sonstige - Hanmari Spiegel (Violine), Tess Wiley, Aino Löwenmark, Christina Lux, Love Newkirk, Karoline Kupperroth, Sofia Faulseit, Sonja Tusch, Christiane Athmer, Eva Vahrenwald (Gesang)
- Operation 17 (2016) - 12/15 Punkten
- Live At Rockpalast 1990 & 1997 (2019)
- Jubel (2020) - 13/15 Punkten
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