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Marcus Stiglegger: Schwarz - Die dunkle Seite der Popkultur (Review)
Artist: | Marcus Stiglegger |
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Album: | Schwarz - Die dunkle Seite der Popkultur |
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Medium: | Buch | |
Stil: | Sachbücher / Film, Kunst & Kultur |
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Label: | Martin Schmitz Verlag | |
Spieldauer: | 204 Seiten | |
Erschienen: | 29.01.2021 | |
Website: | [Link] |
Müsste man in Deutschland einen Kulturkritiker ohne pseudo-intellektuelle Dünkel nennen, dann MARCUS STIGLEGGER. Der Mainzer Filmwissenschaftler dreht selbst und macht auch Musik, was vermutlich auch der Grund dafür ist, dass keine seiner bisherigen Buchveröffentlichungen - ob fachspezifischer oder belletristischer Art - eine jener schreiberischen Entsprechungen von altbackenem Brot war, die man allzu oft von schlauen (grauen?) Theoretikern vorgesetzt bekommt. Kenntnisreiche Autoren garantieren eben nicht zwangsläufig ER-kenntnisreiche Lektüren …
Stiglegger, der übrigens auch hinter dem tollen Ikonen Magazin steckt, schenkt sich sein jüngstes Werk quasi selbst zum 50. Geburtstag, indem er eine Reihe von Betrachtungen zur Nichtfarbe Schwarz und ihrer vielfältigen Konnotation im kulturellen Kontext zu einem umfassenden Streifzug durch die Medien, unterschiedliche Kunstformen, (Jugend-)Szenen sowie nicht zuletzt die Philosophie bündelt. Im Ganzen geht das unscheinbare Büchlein durchaus als im positiven Sinn erschöpfende historische Analyse durch, für deren Verständnis und - jawohl - Genuss man kein Akademiker sein muss, sondern lediglich Interesse am abstrakten Umgang des Menschen mit der dunklen Seite des Seins haben.
Semantische Definitionen und Verwendungszusammenhänge von "Schwarz" sind rasch abgefrühstückt, dann geht der Autor mit spürbarem Wissen und Freude am Sujet ans Eingemachte. Am Beispiel des Horror-Klassikers "Rosemaries Baby" wird Kino zur Grundlage sämtlicher darauffolgender Abzweigungen in andere Bereiche, allen voran Musik, Politik und Mode respektive das greifbar "objektivierte" Schwarz allgemein. Dabei gelingt es Stiglegger scheinbar beiläufig, ganze Biografien von Kunstschaffenden in gedrungener Form aufzubereiten und zugleich auch denjenigen, die beispielsweise schon hinlänglich über Neofolk- und Ambient-Noise-Militarismus, britischen Gothic und New Wave, Das Œuvre von Regisseur David Lynch oder skandinavischen Black Metal aufgeklärt sind, neue Denkanstöße zu geben.
Im Zuge all dessen wird es auf keiner Seite tendenziös oder prahlerisch, obwohl mit Wissen und hochtrabender Sprache geprotzt werden könnte. Übers schludrige Lektorat (u.a. "Megadeath" statt "Megadeth, "Solstafir" ohne Akzent) sieht man hinweg, ein paar Fotografien lockern den gut lesbaren Fließtext auf, sind aber nicht zwingend notwendig, um eine unbedingte Empfehlung für diesen Band auszusprechen. Der Abdruck eines Gesprächs mit Marcus' Kollegen Christian Fuchs fungiert als dynamisches Sahnehäubchen zum Schluss.
FAZIT: Kein spröder Anwärter auf Sekundärliteratur, die in Uni-Bibliotheken verstaubt, sondern ein zugleich sachlicher und spritziger Panoramablick auf einen anfangs zu allgemein wirkenden Sachgegenstand - "Schwarz - Die dunkle Seite der Popkultur" lädt zu einer Reise in den metaphorischen Nerd-Kaninchenbau ein, ohne dass man sich in die Abgründe stürzen müsste, die MARCUS STIGLEGGER hier beleuchtet.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr