Partner
Services
Statistiken
Wir
Katharina Nuttall: The Garden (Review)
Artist: | Katharina Nuttall |
|
Album: | The Garden |
|
Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Indie- und Dark-Pop, Electro, Folk, Singer/Songwriter |
|
Label: | Novoton | |
Spieldauer: | 38:15 | |
Erschienen: | 21.10.2022 | |
Website: | [Link] |
Welch wundervoller Garten einen erwartet, wenn wir uns mit KATHARINA NUTTALL, die uns bereits mit ihrem letzten, schon unglaubliche elf Jahre zurückliegenden Album faszinierte, auf musikalische Naturwanderung begeben, ist bei einem Blick auf den 'wilden Garten' des Covers nur entfernt zu ahnen. Denn „The Garden“ ist nicht etwa 'natürliche', auf akustischen Instrumenten basierende Musik, wie das Cover vermuten lässt, sondern Electro-, Dark-, Singer/Songwriter- und Indie-Rock der Extraklasse mit (Sprech-)Gesang und deutlichen Parallelen zu solch großartigen Musikerinnen wie ANNE CLARK, PJ HARVEY, AGNES OBEL und ANDREA SCHROEDER.
Doch ganz besonders kommen bei den vielen minimalistisch anmutenden Klangstrukturen, die vordergründig auf Nuttalls Stimme und effektvolle, mitunter experimentelle, und trotzdem sehr breit instrumentierte Sounds setzen, die HUNDREDS in den Sinn.
Und dass die in Norwegen geborene und nunmehr in Schweden lebende Tochter einer Norwegerin und eines Briten deutlich auch diese typisch skandinavischen Momente in ihre größtenteils nächtlich anmutende Musik mit einfließen lässt, ist genauso wenig zu überhören wie die Tatsache, dass sie in einem Elternhaus großgeworden ist, welches seitens des Vaters viel Wert darauf legte, dass sie das Klavierspiel erlernt, aber auch dass dort bevorzugt die Musik von RADIOHEAD und DAVID BOWIE auf dem Plattenteller lief.
Wie selbstverständlich tauchen daher auf „The Garden“ jede Menge Retro-Instrumente, wie Orgeln, Synthesizer und Mellotron, aber auch Flöten, Violinen, Posaunen, Zither und Percussion auf.
„The Garden“ ist – getreu ihrer offensichtlichen progressiven wie dunkelsoundigen Vorbilder – ein Konzept-Album über emotionale Strömungen und die Wiederauferstehung, welches Songs, Instrumentalstücke und gesprochene Worte miteinander kombiniert und sich an zwei mystisch-faszinierenden Romantik-Schriftstellern orientiert: CHARLES BAUDELAIRE (1821-1867), der Pariser Schriftsteller, dem als exzentrischer Dandy seine Leidenschaft für die Erotik zum Verhängnis wurde, weswegen er wegen 'gotteslästerlicher Gedichte' angeklagt und verurteilt wurde, sowie den englischen Romantiker JOHN KEATS (1795-1821), dem sie in „Inspired By John Keats“ sogar mit einem eigenständigen Song gedenkt, während der Album-Opener „Lethe“ ein Baudelaire-Text ist.
Der Keats-Text wiederum spiegelt die menschliche Sehnsucht wider, wie die Bäume tief verwurzelt zu sein, egal wie das Wetter sich entwickelt. Der musikalische Zauber liegt in der Form dieses tiefgründigen Art-Rocks, zu dem die Musikerin selber bemerkt: „Musik ist für mich ein Ort, an dem ich atmen und präsent sein kann, ein Ort der Reflexion und Stille. Mit der Musik kann ich meine eigenen Lebensumstände und die anderer Menschen kommentieren und habe die Möglichkeit, die Geschichten und Lebenserfahrungen meiner Mitmenschen zu vertiefen."
KATHARINA NUTTALL wälzt sich allerdings nicht nur in pathetisch anmutender, tief verwurzelter Trauer und Dark-Wave-Melancholie, sondern bewahrt sich auch immer einen (positiven) Blick nach vorn, wenn beispielsweise aus dem besungenen vergifteten Baum in „The Poison Tree“ mit „The Trees Of Green“ am Ende des Albums echte Hoffnung aufblüht und wir es hier zugleich mit einer wundervollen, tief emotionalen und zugleich ungewöhnlich melodiösen Ballade zu tun bekommen, die – wäre die Musikwelt nur halbwegs gerecht – das Zeug zum ganz großen 'Hit' hätte. All das (halbwegs) Hoffnungsvolle setzt sich dann im letzten Song „Forever Stay“ fort, in dem die Schönheit, wohl nicht nur des Gartens, sondern aller Orte, in denen man sich gerne bewegt, besungen wird.
FAZIT: Faszinierend! Emotional! Dunkel! Dieser skandinavische Garten aus Electro-, Dark- und Indie-Rock der Extraklasse mit berauschendem Singer/Songwriter-(Sprech-)Gesang von KATHARINA NUTTALL hält die wunderschönsten Gewächse für uns bereit – die größtenteils allesamt Nachtblüher sind. Alle Lichter löschen, jede Kerze im Haus entflammen und „The Garden“ laut hören – dann nimmt uns die musikalische 'Gärtnerin' KATHARINA NUTTALL auch auf ihrem vierten Album von der ersten bis zur letzten Minute gefangen!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Lethe
- The Poison Tree
- Velvet Moon
- Talk To Silence
- Inspired By John Keats
- Deep Blue (feat. The Hanged Man)
- The Trees Of Green
- Forever Stay
- Bass - Linus Andersson, Emma Pavlovic Svensson
- Gesang - Katharina Nuttall, Rebecka Rolfart
- Gitarre - Staffan Johansson, Linus Andersson, Katharina Nuttall, Rebecka Rolfart
- Keys - Katharina Nuttall, Jon Bordon, Christian Berg, Albert Sjöstam, Petter Lindhagen, Love Martinsen
- Schlagzeug - Jon Bordon, Love Martinsen, Daniel Fragerström, Albert Sjöstam, Joakim Janthe, Cnny Städe, Isak Sundström, Katharina Nuttall
- Sonstige - Linus Andersson (Electric Bow), Katharina Nuttall (Streichinstrumente, Flöten, Zither, Mellotron, Snare), Alex Louise Jansson, Kristina Ebbersten (Violinen), Stian Grimstad (Posaune), Billie Lindahl, Sarah Lundin, Jonas Thorell (Hintergrundgesang)
- Turn Me On (2011) - 14/15 Punkten
- The Garden (2022) - 13/15 Punkten
-
keine Interviews