Partner
Services
Statistiken
Wir
Stray From The Path: Euthanasia (Review)
Artist: | Stray From The Path |
|
Album: | Euthanasia |
|
Medium: | CD/LP/Download/LP farbig | |
Stil: | Hardcore, Thrash |
|
Label: | Uncle M Music | |
Spieldauer: | 38:48 | |
Erschienen: | 09.09.2022 | |
Website: | [Link] |
Man sollte verdammt hart im Nehmen sein und sich natürlich gerne auf eine extrem wütende Musik-Mischung aus Hardcore und Thrash, die manchmal auch gerne mit brachialen RAMMSTEIN-Gitarren-Riffs aufwartet, einlassen, um diese in New York und England beheimatete Band, die in ihren gesellschaftskritischen Texten zudem ihren ganzen Unmut über das System auskotzt, wirklich unbeschadet und ohne Gehör- oder Hirnschaden zu überstehen. Besonders dann, wenn STRAY FROM THE PATH schon vom Albumtitel her aktive Sterbehilfe ankündigen, ist klar, dass es verdammt heftig wird, wenn man sich auf „Euthanasia“ einlässt.
Darauf also ein fettes „Fuck You“, genauso wie es die anglo-amerikanischen 'Krachmacher' einem aus ihrer Musik immer wieder entgegenschmettern. Ein idealer Kommentar für die derzeitig bekackte Weltlage, die solche Musik einfach braucht, statt übertriebenes Gesäusel. Diese Wut ist angebracht und war wohl noch nie so deutlich bei STRAY FROM THE PATH zu hören wie auf ihrem bereits 10. Album – das besonders für Vinyl-Liebhaber sogar auf orangefarbenem Vinyl samt bedruckter Innenhülle mit allen Texten auf der einen und einem ganzseitigen apokalyptischen Foto voller Gasmasken auf der anderen Seite daherkommt.
Also bündelten die Bandmitglieder, denen bei der „Euthanasia“-Entstehung besonders extrem die Pandemie zu schaffen machte, all ihren Frust und entluden ihn auf dem Album: „Wir sahen zu, wie die Welt zusammenbrach und saßen zu Hause fest.“
Es waren wohl die pure Folter des Alltags, der pandemische Horror und eine schrecklich agierende Regierungs- und Wirtschaftskaste, die einen schonmal auf mörderische Gedanken kommen lassen konnten, welche einen bis zur „Guillotine“ führen: „Here come the guillotine / Off with their fucking heads“.
So brüllt Sänger Dijorio die apokalyptischen Texte heraus, während fette Bässe und Gitarrenbretter ihn begleiten und das Schlagzeug wilde, komplexe Schlagrhythmen beisteuert. Düster die Grundstimmung, doch umso lauter die musikalischen Attacken auf die Gier der Unternehmer, die Verlogenheit der Propaganda oder all die Kriegsgeilheit.
Allerdings wünscht man sich dann doch auf die Dauer, dass Dijorio nicht zu eintönig seine sich doch häufig wiederholenden Schrei-Exzesse abfeuert, so als hätte auch er ein Maschinengewehr in der Hand, dessen Magazin allerdings direkt aus seinem Mund geladen und abgefeuert wird. Vokal-Feuer frei!
Demgegenüber begeistert jedoch gleich der Opener der LP-B-Seite, denn hier kommt bei „Bread & Roses“, einem Plädoyer für mehr Menschlichkeit, mit Jesse Barnett der STICK TO YOUR GUNS-Sänger mit seiner angenehm tiefen Stimme mit ins Spiel und verleiht dem Album eine Art Wendepunkt.
Nur bleibt das auf „Euthanasia“ leider die Ausnahme.
Dieser saubere Gesang sollte vielleicht doch viel öfter bei STRAY FROM THE PATH auf der Tagesordnung stehen. Genauso wie die melodischere Gitarrenarbeit. Abwechslung statt übertriebener Aggression – keine wirklich schlechte Idee.
Doch dann heißt es eben wiederum bis zum Ende des Albums: Feuer frei! Wobei sehr positiv die rundum gelungene Produktion hinter „Euthanasia“ auffällt, die dem Thrash und Hardcore sowie den rausgeschrienen Textbotschaften einen zusätzlichen Kick verleiht.
So finster das Album begann, so endet es auch mit „Ladder Work“, das einem mit Space-Sounds anfangs wie ein Raumschiff aus der Ferne entgegenkommt, um sich kurz darauf voller Verzerrungen und sogar Turntable-Akrobatik sowie jeder Menge integrierter Sound-Collagen in einem metallischen Inferno zu verabschieden, wofür es sich über sechs Minuten Zeit lässt. Ein grandioses, absolut gelungenes Finale voller Abwechslung, bei einem Album, das sich manchmal in ein klein wenig Eintönigkeit verliert.
FAZIT: Mit „Euthanasia“ leisten die Thrash-Hardcore-Crossover-Mannen von STRAY FROM THE PATH nicht etwa Sterbehilfe, sondern rufen viel mehr mit ihren aggressiven Texten und der ebenso knallharten Musik auf einem ihrer bisher härtesten Alben zum totalen Overkill auf. Dabei schreit sich Sänger Dijorio nur zu gerne allen Frust aus Leib und Seele, während seine drei Begleiter ihn mit brachialer Gitarren- sowie wummernden Bass-Gewalt und komplex-kraftvoller Schlagzeug-Arbeit unterstützen – so, als würde es nicht mehr lange dauern, bis das Ende der Welt seinen bedrohlichen Anfang nimmt… Tatsächlich Zeit für aktive Sterbehilfe? Bei der geballten Wut und Power von STRAY FROM THE PATH scheint die Antwort bereits festzustehen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (17:46):
- Needful Things (4:00)
- May You Live Forever (3:15)
- III (4:09)
- Guillotine (3:37)
- Chest Candy (2:46)
- Seite B (21:02):
- Bread & Roses (feat. Jesse Barnett) (3:45)
- Law Abiding Citizen (4:10)
- The Salt In Your Spit (3:14)
- Neighbourhood Watch (3:18)
- Ladder Work (6:35)
- Bass - Anthony Altamura
- Gesang - Drew Dijorio
- Gitarre - Tom Williams
- Schlagzeug - Craig Reynolds
- Euthanasia (2022) - 11/15 Punkten
-
keine Interviews