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Gautier Capuçon: Destination Paris (Review)

Artist:

Gautier Capuçon

Gautier Capuçon: Destination Paris
Album:

Destination Paris

Medium: CD/Download
Stil:

Kaffeehausmusik der guten Sorte

Label: Warner Classics/Erato
Spieldauer: 76:08
Erschienen: 03.11.2023
Website: [Link]

Der erste Eindruck: Seit wann bin ich Experte für Kaffeehausmusik? Der zweite: Mit diesem Album will ich es werden!
Gautier Capuçons „Destination Paris“ ist ein schöner musikalischer Ausklang zu einem Jahr, das sich wie ein bösartiger Klon von 2022 gerierte. Ein euphorischer Rundumschlag durch frankophiles Kulturschaffen der bekannten Art.

Gautier Capuçon spielt mit viel Schmelz und Verve, überzeugt in kleiner Besetzung wie mit vollem Gebläse. Die Auswahl der Stücke ist an der Populärkultur ausgerichtet, aber in ihrer Vielfalt ergötzlich. Da gehen Ennio Morricone, Franz Lehar, Charles Aznavour, Claude Debussy, Maurice Ravel, Francis Lai, Vladimir Cosma („Reality“, really!) und weitere Komponisten eigenwillige Tete a tetes ein. Jean Jaques Goldman hat mit „Pense á nous“ eine hymnische Originalkomposition beigesteuert, volle Power mit Orchester und Kinderchor.

Capuçon trift bei allen den richtigen Ton, weil er das allzu Schmalzige beiseitelässt durch sein klares, präzises Spiel, das dennoch hochemotional ist. So gelingt ihm eine bewegende Interpretation des melancholischen „Chi mai“ von Ennio Morricone, der Erkennungsmelodie zum gar nicht melancholischen, finsteren Jean Paul Belmondo-Vehikel ohne Happy End „Le Professionnel“ („Der Profi“).

Selbst abgenudelten Stücken wie Bizets „Habanera“, Jaques Offenbachs „Barcarolle“ oder Franz Lehars „L’Heure exquisite“ aus der „lustigen Witwe“ gewinnt der Cellist neue Nuancen ab, weil er sie nicht wie museale Artefakte, sondern wie untersuchungswürdige Kleinode behandelt, die in der Moderne nicht eingemottet werden müssen. Für zahlreiche der Stücke muss man auch ein gewisses Alter erreicht haben, um sie noch „populär“ nennen zu können. Insofern eignet sich das putzmuntere Album auch als Hort fürs kollektive Gedächtnis. Und Joe Dassin könnte man mal wieder Augen und Ohren leihen. (Wieder)entdeckungen sind also ebenfalls möglich. Feine Sache, dies.



FAZIT: Gut gelaunt durch Paris streifen, ohne das Zimmer zu verlassen? GAUTIER CAPUÇON und seine exzellenten Begleiter machen es möglich. Adepten der vermeintlichen (und letztlich kleingeistigen) Hochkultur fluchen: „Das ist Kitsch as Kitsch can“ und bemängeln, dass der begnadete Künstler sich nicht mehr auf den ertragreichen Nebenstraßen des französischen Kulturschaffens bewegt. Kann man monieren, durchaus, aber man kann GAUTIER CAPUÇON auch mit Lust und Laune über die Champs-Elysées folgen. Soll keine Dauerbeschäftigung sein, sondern eine erholsame Auszeit. Flanieren statt lamentieren rulez.

Digital gibt es das Album auch in Dolby Atmos zu kaufen.

Jochen König (Info) (Review 960x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Angel Cabral: La Foule
  • George Bizet: Habanera aus „Carmen“
  • Mike Wilsh / Mike Deighan: Waterloo Road (Les Champs-Elysées)
  • Franz Lehar: L’heure exquise (Lippen schwiegen) aus „Die lustige Witwe“
  • Joseph Kosma: Les Feuilles mortes
  • Jean-Philippe Rameau: Danse des sauvages aus „Les Indes galantes“
  • Michel Legrand: The summer knows (L‘été 42)
  • Georges Brassens: Les Copains d’abord
  • Charles Gounod: Ah, je veux vivre! aus „Romeo et Juliette“
  • Francis Lai: Un homme et un femme
  • Jean-Jacques Goldman: Pense a nous, Envole-moi
  • Ennio Morricone: Chi Mai (aus dem Film „Le Professionel“)
  • Maurice Ravel: Pavane pour une infante défunte
  • Charles Aznavour: La Bohème
  • Claude Debussy: Beau soir
  • Richard Cocciante: Belle (aus dem Musical „Notre Dame de Paris“)
  • Philippe Sarde: La Chanson d’Hélène aus dem Film „Les Choses de la vie“
  • Jacques Offenbach: Barcarolle aus „Les Contes d’Hoffmann“
  • Georges Delerue: Thème de Camille aus dem Film „Le Mépris“
  • Gabriel Faure: Sicilienne
  • Vladimir Kosma: Reality aus „La Boum“

Besetzung:

  • Sonstige - Gautier Capucon (Cello), Maitrise de Radio France, Orchestre de Chambre de Paris, Lionel Bringuier

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