Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Steep Canyon Rangers: Morning Shift (Review)

Artist:

Steep Canyon Rangers

Steep Canyon Rangers: Morning Shift
Album:

Morning Shift

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Country, Folk, Singer/Songwriter, Bluegrass, Americana

Label: Yep Roc Records
Spieldauer: 47:25
Erschienen: 08.09.2023
Website: [Link]

Wenn sich die STEEP CANYON RANGERS auf ihre musikalische Reise begeben, dann dürfen alle Freunde der Western- und Folk- und natürlich Southern-California-Klänge sie begleiten. Hier wird gefiddelt und mit flotten Rhythmen, die uns an die Western unserer Kindheit erinnern, wenn dort zum Tanz aufgespielt wurde, gespielt, dass es eine wahre Freude ist. Die Stimmung ist bestens und wir werfen unseren Cowboy-Hut in den Ring und tanzen einfach mit.

Das ist der erste Eindruck von „Morning Shift“…
Doch der täuscht.
Denn so auf Friede-Freude-Eierkuchen, wie es uns der beschwingte Country-Folk aus North Carolina des schon 14. Studio-Albums der bereits dreimal für den Grammy nominierten Band aus Asheville weismachen will, ist „Morning Shift“, sowie man sich etwas näher mit den Texten, die in dem vierseitigen LP-Einleger zu finden sind, beschäftigt, nicht ausgefallen, selbst wenn an allen Ecken und Enden uns die musikalischen Sonnenauf- und -untergänge in der Americana-Wüste regelrecht anzulächeln und einzuladen scheinen.

Graham Sharp, der mit seinem Banjo eine ungemein wichtige Rolle bei dem North-Carolina-Ensemble spielt, stellt zum besseren Verständnis schonmal fest, dass seine Nachbarschaft anscheinend verflucht sein muss, weswegen er ihnen gleich mit der ersten Single „Hominy Valley“, in der es um die Geschichte von Generald Rutherfords Feldzug gegen die Cherokee während des Revolutionskriegs geht, ordentlich einen drüberverhilft.

Übrigens besagt die Geschichte, die sich zu einem zentralen Thema des Albums entwickelt, dass als Rutherfords Armee erfuhr, dass sie von zwei Cherokee-Scouts verfolgt wurde, sie deshalb einen Bach vergiftete, aus dem einer der beiden Indianer trank. Die Folgen waren tödlich für ihn. Sein indogener Freund und Begleiter begrub ihn darauf einer Tradition folgend aufrecht sitzend auf dem Hügel unter einer riesigen Eiche, damit er auch weiterhin Wache halten und alles beobachten könnte. Dieser Song dient als Einstieg für „Morning Shift“ und irgendwie entwickelt er seine ganz spezielle Aura, so als würde uns die Seele des toten Scouts durchgängig beim Hören dieses Albums beobachten, auch wenn der Tod ihm zwar längst den Körper, aber nicht seine (musikalische) Seele genommen hat. Dem kann man auch mit dem flotten Instrumental „Old Stone House / Handlebars / Chimney Rock“, das wie ein wilder Ritt durch die Steppe klingt, nicht entfliehen.

Doch es sind nicht die instrumentalen Passagen, die „Morning Shift“ ausmachen, sondern die vielfältig gesungenen, spannenden Geschichten.

Jeder Song erzählt so seine eigene kleine Geschichte voller Leben oder auch Sterben – rund um die Berge, Seen und Täler von North Carolina – in einem hervorragend von Darrell Scott produzierten Klang, der diesem Album so seinen ganz eigenen Carolina-Sound verpasste, der zudem noch im Inn Bat Cave, einem historischen Zufluchtsort an einer längst vergessenen Kreuzung der südlichen Appalachen aufgenommen wurde. Mehr Authentizität geht nun wirklich nicht – oder wie Scott, der zudem an der Gitarre und beim Gesang mitwirkt, selber feststellt: „Es war ein Aufnahmecamp. Wir haben zusammen gegessen, wir haben die ganze Zeit im Inn gewohnt und dort aufgenommen. Auf diese Weise entstand eine sehr organische Platte in diesem rustikalen, historischen Haus.“

Ein Album, das auch von den vielen unterschiedlichen Solo-Stimmen seiner Bandmitglieder und natürlich den grandiosen Satzgesängen, wenn diese sich vereinen, lebt.
Neu hinzugekommen ist diesbezüglich für „Morning Shift“ der preisgekrönte Singer/Songwriter sowie Gitarrist Aaron Burdett, der dem Album einige neue Impulse verleiht und eine echte (nicht nur vokale) zusätzliche Bereicherung für die STEEP CANYON RANGERS darstellt.

Bei den vielen Western- und Country-Rhythmen verblüfft einen allerdings, dass die LP-Ausgabe des Albums orangefarben daherkommt. Bei all den Steppen-, Wüsten-, und Weidland-Sounds von „Morning Shift“ hätte man doch eher ein grün- oder sandfarbenes oder dunkelrotes (wie der Sonnenuntergang) Vinyl erwartet.

Besonders aufregend bei den STEEP CANYON RANGERS ist der Gesang von Graham Sharp, der mit seiner warmen, mollbeladenen Tiefe immer wieder an einen JOHNNY CASH erinnert, während die ihn begleitenden Satzgesänge ihresgleichen suchen und locker den EAGLES den vokalen Himmel streitig machen.

Mit der traurigen, nachdenklichen, wunderschön harmonischen Ballade „Recommend Me“, wiederum von Graham Sharpe gesungen – so gesehen das „Hotel California“ der STEEP CANYON RANGERS – endet das Album und hinterlässt einen zwar traurigen, aber zugleich zutiefst bewegenden Eindruck, wenn es uns mit folgenden Zeilen verabschiedet: „I'll help you fly should you decide to / When they start talking you'll defend me / When the role is called you'll recommend me.“

Kein Kommentar darum, außer: Ein richtig gutes Album!

FAZIT: Wenn sich die STEEP CANYON RANGERS mit „Morning Shift“ auf ihre musikalische Reise begeben, dann dürfen alle Freunde der Western- sowie Folk- und natürlich Southern-California-Klänge sie begleiten und noch dazu den Texten, die in bester Singer/Songwriter-Manier spannende Geschichten aus dem 'Wilden Westen' erzählen, lauschen. Hier sind echte Profis am Werk, die auf ihrem nunmehr bereits 14. Album, das quasi mit den beeindruckenden Satz- und Solo-Gesängen die EAGLES auf den Boden holt und in ihr kalifornisches Hotel einmietet, absolute Größe beweisen. Die Jungs bzw. Rangers aus Asheville, NC, erheben sich mit deutlich weniger Pop-, dafür aber umso mehr Country-Flair, nunmehr selber Richtung Himmel – aus dessen Perspektive sie gerne auch die Hölle auf Erden beobachten.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1656x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (24:38):
  • Hominy Valley
  • Deep End
  • Second In Line (Junior)
  • Old Stone House / Handlebars / Chimney Rock
  • Harvest Queen
  • Ghost Of Glasgow
  • Seite B (22:47):
  • Above My Burdens
  • Birds Of Ohio
  • Alabama Calling
  • Morning Shift
  • Fare Thee Well, Carolina Gals
  • Recommend Me

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Schreibe das folgende Wort rückwärts: Regal

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!