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Wucan: Live At Deutschlandfunk (Review)
Artist: | Wucan |
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Album: | Live At Deutschlandfunk |
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Medium: | CD/Download/Do-LP | |
Stil: | Progressive-, Psyche-, Folk-, Blues-, Heavy-Flute-Rock |
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Label: | MIG music | |
Spieldauer: | 76:44 | |
Erschienen: | 13.01.2023 | |
Website: | [Link] |
Diese großartige Dresdner Band, die nunmehr auf diesem Album beweist, dass nicht nur ihre Studio-Alben erste Sahne sind, sondern auch ihre Konzerte, lässt nichts bei allen Schubladisierern anbrennen und liefert zu ihrem Progressive Rock gleich noch eine klare Genre-Abgrenzung ab, indem sie diesen treffend als 'Heavy Flute Rock' beschreibt. Doch das ist bei Weitem zu kurz gegriffen, denn hier gibt’s grandiosen weiblichen Fette-Röhre-Gesang, druckvollen Folk, psychedelischen Irrsinn, rootsigen Blues- und Stoner-Rock sowie puren Ostrock, der in der DDR-Zeit mit Verboten überhäuft war, gleich mit dazu.
Willkommen im Universum von WUCAN!
„Live At Deutschlandfunk“ wurde bereits vor anderthalb Jahren am 10. September 2021 in der berühmt-berüchtigten Blues Garage in Isernhagen bei Hannover mitgeschnitten und nun endlich veröffentlicht, denn diese Aufnahmen dürfen auf keinen Fall in irgendwelchen stillen Archiv-Kämmerlein schlummern. Was für JETHRO TULL (bei WUCAN eine unbedingte Vergleichsgröße) ihr „Bursting Out“ war, ist für WUCAN dieses live-leidenschaftliche Dokument aus Corona-Zeiten, das anno 2021 Erinnerungen an die 70er-Jahre-Live-Konzerte solch großartiger Bands wie JETHRO TULL, LED ZEPPELIN und RENFT weckt.
Einen hervorragenden ersten Live-Eindruck rund um die Dresdner 'Heavy Flute Rockers' konnte man übrigens bereits fünf Jahre zuvor 2016 bei ihrem Auftritt im WDR-Rockpalast gewinnen.
Auch wenn Francis Tobolsky, die WUCAN-Frontfrau, manchmal bei ihrem Gesang ein wenig übertreibt, wenn sie sich Richtung Schreien oder vorsichtigem Growlen („Night To Fall“) bewegt und dabei einfach zu laut die Instrumentalfraktion übertönt, so ist dies tatsächlich der puren Leidenschaft und dem Rausch der Live-Atmosphäre geschuldet.
Wenn sie dann noch zur Querflöte greift, wird sie – und das drückt absolute Hochachtung aus – zum weiblichen IAN ANDERSON. Keine Kopie, sondern die pur weibliche Querflöten-Gigantin.
Die strengen Corona-Bedingungen bremsen leider die Leidenschaft etwas aus (Hört man aber nicht auf dem Tonträger!), sodass Tobolsky ein wenig traurig ins Publikum rufen muss: „Und wenn Tanzen nicht verboten wäre, dann würde ich euch bitten, zu tanzen.“
Das alles scheint aber endgültig vergessen, wenn WUCAN aus ihrem ersten Album „Sow The Wind“ den live fast 20 Minuten langen „Wandersmann“ anstimmen. Hier verfällt die Sängerin sogar ein wenig dem NINA HAGEN-Style beim Gesang.
Wow!
Ein rundum unfassbar gutes Konzert – genauso unfassbar gut wie die Studio-Alben dieses Dresdner Quartetts, das sogar nach wie vor bemüht ist, neben der internationalen 70er-Jahre-Ära auch den noch immer viel zu stiefmütterlich behandelten Ostrock hochzuhalten, weswegen auch ihre grandiose Interpretation des RENFT-Klassiker „Zwischen Liebe und Zorn“ auf „Live At Deutschlandfunk“ nicht fehlen darf.
Leider ist die Ausstattung der CD sehr spärlich (und für MIG music damit echt ungewohnt) ausgefallen. Ein einseitiger Einleger im Jewelcase – also hier hätte die fantastische Band und das ebenso fantastische Live-Album deutlich mehr verdient. Oder haben wir es etwa immer noch mit dem Problem zu tun, dass man am und im Osten statt der Spendierhosen auf die Spardosen setzt?
FAZIT: Kollege Schiffmann stellte zu WUCANs Studio-Album-Debüt „Sow The Wind“ (2015) fest: „Zeitlos, flexibel, emotional, handwerklich den Atem raubend und in puncto Spielfreude gen Maximum tendierend!“ Gleiches gilt nunmehr auch zu ihrem Live-Album-Debüt „Live At Deutschlandfunk“. Und zwar uneingeschränkt. Wer WUCAN noch immer nicht kennt, aber stattdessen permanent zum x-ten Mal seine Tull-Zeppelin-Renft-Platten abdudelt, bis sie nur noch laut knisternd ihre Kreise auf dem Plattenteller ziehen, der sollte unbedingt mal einen Blick aus der Vergangenheit in Richtung Gegenwart und Zukunft wagen – denn da leuchtet knisterfrei auf der Höhe der Zeit, aber auch der Vergangenheit, WUCAN!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Kill The King
- Father Storm
- Looking In The Past
- Zwischen Liebe und Zorn
- Don't Break The Oath
- Fette Deutsche
- Aging Ten Years In Two Seconds (Excerpt)
- Ebb And Flute / The Eternal Groove
- The Rat Catcher
- Night To Fall
- Far And Beyond
- Wandersmann
- Bass - Alexander Karlisch
- Gesang - Francis Tobolsky, Tim George
- Gitarre - Tim George, Francis Tobolsky
- Schlagzeug - Philip Knöfel
- Sonstige - Francis Tobolsky (Flöte, Theremin, Percussion)
- Sow The Wind (2015) - 12/15 Punkten
- Reap The Storm (2017) - 13/15 Punkten
- Live At Deutschlandfunk (2023)
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