Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Jakob Helling Concert Big Band feat. Fay Claassen: Nerds & Sweeties (Review)

Artist:

Jakob Helling Concert Big Band feat. Fay Claassen

Jakob Helling Concert Big Band feat. Fay Claassen: Nerds & Sweeties
Album:

Nerds & Sweeties

Medium: CD/Download
Stil:

Big Band Jazz

Label: Quinton Records
Spieldauer: 56:58
Erschienen: 24.11.2023
Website: [Link]

Wer sehnt sich heutzutage eigentlich noch nach den großen Big-Band-Zeiten voller Swing und Leidenschaft und Lebensfreude eines GLENN MILLER oder BENNY GOODMAN oder JAMES LAST, die seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts mit ihrer Musik schwer zu begeistern wussten, indem sie im Dampflokomotive-Tempo den 'Chattanooga Choo Choo' 'In The Mood' tanzten oder sich zum König des Swing krönen ließen durften?
Aber auch, dass sie mit solch unglaublichen Sängerinnen wie einer ELLA FITZGERALD zusammenarbeiteten und mit ihrem swingenden Big-Band-Jazz der ersten Stunde Millionen begeisterten!
Oh ja, was waren das für Zeiten?!?!
Zeiten, die in der Schnelllebigkeit der Gegenwart und der Stream-Vermarktung von Musik als pure digitale Wegwerfkultur längst vergessen scheinen – an die aber ein paar unermüdliche Musiker immer wieder ebenso leidenschaftlich zu erinnern versuchen, selbst wenn die Chancen auf millionenfache Bewunderung und Beachtung gen Null tendieren. Solche Musik ist längst zur 'Nerds'-Sache geworden und verdient gerade darum Bewunderung und Hochachtung, was uneingeschränkt auch für diese liebevolle CD-Veröffentlichung „Nerds & Sweeties“ der Zusammenarbeit der JAKOB HELLING CONCERT BIG BAND mit der Jazz-Sängerin FAY CLAASSEN gilt, wobei wir wieder bei solchen Größen wie Miller, Goodman & Fitzgerald wären...

Im Sommer 2023 stellte der in Wien lebende Leiter und die verschiedensten Blechblasinstrumente spielende Musiker der CONCERT BIG BAND, Jakob Helling, zu seiner Zusammenarbeit für dieses Album mit der professionellen Jazz-Sängerin FAY CLAASSEN, die mit ihrem unverkennbaren Timbre zu den größten europäischen Jazz-Sängerinnen gehört, absolut begeistert fest: „Mit Fay Claassen an dieser Aufnahme zu arbeiten, ist für mich ein wahr gewordener Traum. Nachdem mich das Timbre ihrer Stimme, ihre Phrasierung und ganz einfach ihre Ausdruckskraft in so vielen Aufnahmen bewegt haben, ist meine Freude darüber, dass sie sich bereit erklärt hat, mit mir zu arbeiten, und dass sich unsere Zusammenarbeit als so produktiv und schön erwiesen hat, schwer in Worte zu fassen. Einige Stücke sind allerdings Instrumentalstücke. Mögen Sie die Ergebnisse genießen!“
Nachzulesen sind diese ebenso leidenschaftliche Worte wie die leidenschaftliche Musik dahinter in dem 16-seitigen Booklet, in dem man zu jedem einzelnen Stück des Albums auch eine umfangreichere Erläuterung in deutscher und englischer Sprache erhält. Übrigens steckt das CD-Jewelcase noch in einem Pappschuber.

Der COLE PORTER-Song „You'd Be So Nice To Come Home To“ eröffnet „Nerds & Sweeties“, bei dem die Big Band im Verein mit der Sängerin bereits ihr ganzes Können beweisen. Sofort ist man in diesem 'Great American Songbooks'-Feeling angekommen, das sich beständig über das gesamte Album hin fortsetzt. Noch dazu hat gerade dieser Song für Jakob Helling eine ganz spezielle und intensive Bedeutung, wie wir im Begleittext des Booklets erfahren: „Meine Partnerin Elina, mit der ich in der Zwischenzeit eine Familie gegründet habe, brachte mir dieses Stück bei, als wir uns kennenlernten.“

Besonders schön auch die traurige Ballade „Smiling Tears (For Toots)“, ein Stück des holländischen Bassisten Theo de Jong, für das Fay Claassen einen Text als Verbeugung vor dem belgischen Mundharmonika-Spieler Toots Thielemans schrieb und in dem es darum geht, dass die Kraft, die wir für unser Leben schöpfen, sowohl aus Freude wie auch Trauer besteht.

Helling selber schrieb demgegenüber das instrumentale Titelstück, mit dem er Hoffnung für die 'Nerds' verbreiten möchte, die eben an genau die Musik glauben, die sie noch immer machen und sich aus dieser Überzeugung heraus auch vielen finanziellen wie persönlichen Unsicherheiten aussetzen, sodass „Nerds & Sweeties“ zu einer Hommage an Hellings eigene Band wird.

So gesehen wird der swingende Big-Band-Jazz hinter „Nerds & Sweeties“ tatsächlich von besagten Nerds – also Menschen, die sich so sehr auf eine Sache konzentrieren, dass sie alles um sich herum vergessen – für Nerds, die leider heutzutage im Zeitalter permanenter Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit nur noch eine Nische für ihre Leidenschaften eingeräumt bekommen. Und eine der besonders wunderschön klingenden Nischen ist „Nerds & Sweeties“ geworden, die vor etwa 100 Jahren mit diesen Big-Band-Sounds sowie solchem weiblichen Gesang sicherlich fast die ganze anglo-amerikanische wie europäische Welt begeistert hätte. Und da sich die Zeiten nicht immer nur zum Besseren hin ändern, lassen wir diese CD einfach in unseren Player einfahren und träumen uns in eine Zeit zurück, in der man solch swingenden Jazz von einer Schellack-Platte aus dem Trichter seines Grammophons hörte...

FAZIT: Es ist wirklich mal wieder allerhöchste Zeit, daran zu erinnern, dass eine wichtige, unvergessliche Musik unserer Weltkultur der Big-Band-Jazz von solchen Größen wie GLENN MILLER oder BENNY GOODMAN oder der daran oft beteiligten Jazz-Sängern ELLA FITZGERALD war. Unvergessen – und trotzdem in der Stream-Gegenwart längst in den Hintergrund und leider auch die Bedeutungslosigkeit verdrängt. Da ist es schon extrem wichtig, dass uns ein Album wie „Nerds & Sweeties“ der JAKOB HELLING CONCERT BIG BAND gemeinsam mit der begnadeten, vielfach ausgezeichneten Jazz-Sängerin FAY CLAASSEN an die 'Goldenen Zwanziger' und deren goldene Jazz-Musik erinnern, die für alle Liebhaber großorchestraler Jazzmusik (Oh ja, die gibt es immer noch – und die sterben auch zum Trotz aller digitaler Musikmoderne nicht aus!) ein ganz großes Musikerlebnis sind.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1127x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • You'd Be So Nice To Come Home To
  • Cinema Paradiso
  • Nerds & Sweeties
  • Smiling Tears (For Toots)
  • Interlude For Three Brass Instruments And Mellotron
  • Sacred Love And Soul-Enlightening Blues
  • Another Step We Take
  • My Funny Valentine
  • Lucio Has An Issue – Live at Porgy & Bess in Wien

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Wer anderen eine ___ gräbt, fällt selbst hinein.

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!