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The Decemberists: As It Ever Was, So It Will Be Again (Review)
Artist: | The Decemberists |
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Album: | As It Ever Was, So It Will Be Again |
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Medium: | CD/Download/Do-LP | |
Stil: | Folk-Rock, Americana, Country-Pop, Progressive-Rock, Singer-Songwriter, Indie-Pop |
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Label: | YABB Records/Thirty Tigers | |
Spieldauer: | 67:48 | |
Erschienen: | 14.06.2024 | |
Website: | [Link] |
Was für ein Brett! Und was da alles drin steckt an Ideen, Zitaten und purer Klangfülle (vielleicht auch an Prog-Rock-Wichtigtuerei). Nach dem Motto "Ein Ausrufezeichen gehört an den Schluss" haben THE DECEMBERISTS "As It Ever Was, So It Will Be Again", ihr neuntes Studioalbum in gut 20 Jahren, mit einem über 19-minütigen Epos inklusive gesungenem "Hosianna" ("Hosanna, hosanna, hosanna yeah!") abgeschlossen. Dass dieser Prog-Folk-Rock-Brocken mit dem Titel "Joan In The Garden" trotz seiner epischen Länge als Video-Single vorab ausgekoppelt wurde, sagt einiges darüber, wie stolz die Band darauf ist.
"Die Idee zu 'Joan in the Garden' gibt es schon seit den 'I’ll Be Your Girl'-Sessions", erklärt der DECEMBERISTS-Mastermind und Leadsänger Colin Meloy. "Nachdem ich Lydia Yuknavitchs wunderbar verrückten Roman 'The Book of Joan' gelesen hatte, war ich von Jeanne d’Arc begeistert. Ich wollte meine eigene Version von Johanna machen – aber der Song, der dabei herauskam, handelte ebenso sehr vom kreativen Prozess wie von der tatsächlichen Frau, von Engelsbesuch und kreativem Besuch und der halluzinogenen Qualität von beidem." In fast 20 Minuten Song passt eine Menge rein, also hat das Quintett aus Portland/Oregon sich keinerlei Mäßigung auferlegt.
"Joan In The Garden" krönt gewissermaßen nach sechs Jahren DECEMBERISTS-Schaffenspause ein ohnehin üppiges, ja überbordendes Album. Und man kann sich natürlich fragen, wie zeitgemäß ein solcher Monster-Track in Zeiten von Streams, Playlists und abnehmenden Aufmerksamkeitsspannen noch ist - aber ein bisschen stur und kompromisslos war diese Band ja schon immer.
"As It Ever Was, So It Will Be Again" ist das bisher längste Album der DECEMBERISTS und ihre erste absichtlich so kompilierte, "echte" Doppel-LP mit vier thematischen Seiten. Die Platte wurde von Meloy und dem Top-Studiotüftler Tucker Martine produziert, es gibt Gastauftritte von James Mercer (The Shins) und Mike Mills (R.E.M.). Und den Einfluss der beiden genannten Band kann man auch gut hören, etwa in "Long White Veil", das einigen 90er-Jahre-Hits von Michael Stipe/Mike Mills/Peter Buck gefährlich nahe kommt, oder im Opener "Burial Ground", bei dem Mercer selbst mitsingt.
Des weiteren haben der hyperaktiv-wuchtige Stadion-Indierock von Arcade Fire ("Born To The Morning"), federleichter Sixties-Westcoast-Pop ("Tell Me What's On Your Mind"), klassischer Country ("William Fitzwilliam") und in einem Stück - wiederum fast schon mehr als nur ein Zitat - der Mariachi-Wüsten-Folk von Calexico ("Oh No") ihre Spuren im aktuellen DECEMBERISTS-Sound hinterlassen. Aber natürlich ist diese bunte Mixtur insgesamt eine durchaus originelle, man kann der Band keine schnöde Abkupferei nachsagen (oder sie klaut zumindest bei den richtigen Vorbildern).
Eine andere Frage ist: Braucht man nach DECEMBERISTS-Meisterstücken wie "Picaresque" (2005), "The Crane Wife" (2006), der irrwitzigen Progrock-Oper "The Hazards Of Love" (2009) oder "The King Is Dead" (2011) eine Comeback-Platte, die all das quasi in Überlänge noch einmal zelebriert? Sagen wir es diplomatisch: Für Fans ist dieses Ausrufezeichen eine feine Ergänzung des Album-Katalogs - und sicher kein Rückschritt. Aber die Band-Gefolgschaft (die in den USA ja schon mal riesig war und mehrere Top-Ten-Platzierungen in den Albumcharts einbrachte) wird sich durch "As It Ever Was, So It Will Be Again"eher nicht vergrößern lassen.
FAZIT: Auf ihrem neunten Album fassen THE DECEMBERISTS vieles, was an ihrem Songwriting und ihrem Sound immer so toll war, in einer epischen Comeback-Anstrengung zusammen. Und ja, angestrengt oder bisweilen auch anstrengend klingt das dann einige Male auf "As It Ever Was, So It Will Be Again", vor allem beim Prog-Folk-Rock-Ausrufezeichen "Joan In The Garden" über die Heilige Johanna und vieles mehr. Diverse feine Songs in der 13-Track-Liste sorgen dennoch für einen soliden bis guten Gesamteindruck. Ob diese verdiente Band mit ihrem nun einigermaßen auserzählten Indie-Folk-Stilgemisch aber wirklich noch gebraucht wird? Nächste Frage.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Burial Ground
- Oh No!
- The Reaper
- Long White Veil
- William Fitzwilliam
- Don't Go To The Woods
- The Black Maria
- All I Want Is You
- Born To The Morning
- America Made Me
- Tell Me What's On Your Mind
- Never Satisfied
- Joan In The Garden
- Bass - Nate Query
- Gesang - Colin Meloy, Elizabeth Ellison, James Mercer, Mike Mills
- Gitarre - Colin Meloy, Chris Funk
- Keys - Chris Funk, Jenny Colee, Mike Mills
- Schlagzeug - John Moen, Miguel Bernal, Reinhardt Wolfgang Melz
- Sonstige - Chris Funk (Banjo, Mandoline), Jenny Conlee (Akkordeon, Vibraphon), Kelly Pratt (Trompete, Flügelhorn, Euphonium, Tuba, Saxophon, French Horn, Posaune), Jesse Chandler (Flöte, Bassklarinette)
- As It Ever Was, So It Will Be Again (2024) - 10/15 Punkten
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