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Vemod: The Deepening (Review)
Artist: | Vemod |
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Album: | The Deepening |
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Medium: | CD/LP/MC/Download/CD+Buch | |
Stil: | Dark Ethereal Metal |
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Label: | Prophecy Productions | |
Spieldauer: | 48:26 | |
Erschienen: | 19.01.2024 | |
Website: | [Link] |
Im Jahr 2012, als mit "Venter På Stormene" jene Aufnahme erschien, welche später als erstes Langspielalbum von VEMOD katalogisiert wurde, erschien nahezu parallel auch die Komposition "Vi Er Natten" ("Wir sind die Nacht") auf einer Online-Compilation des Heathen-Harvest-Magazins. Das ist einerseits bemerkenswert, weil das nordnorwegische Trio mitnichten Musik am Fließband produziert, und weil die akustische Nummer andererseits einiges über das Selbstverständnis der Band aussagt, deren Musik den Zauber nicht nur des Natur-inspirierten Nordischen Black Metals spiegelt, sondern auch stark von Klangkünstlern wie Dead Can Dance beeinflusst wird. Wer bereits das Vergnügen hatte, ein VEMOD-Konzert erleben zu dürfen, der weiß um die Intensität der Musik, die Ambient als Mittler zwischen Himmel und Erde versteht.
Was das mit dem im Winter 2024 veröffentlichten Album "The Deepening" zu tun hat? Vielleicht hilft es, zu erahnen, welchen Anspruch VEMOD an ihre Musik richten und warum sie sich konsequent Zeit nehmen, um selbige wachsen zu lassen. Die in Nidaros aktive Band hätte seit "Venter På Stormene" zweifelsohne eine Handvoll "Fortsetzungen" aufnehmen und eine andere Karriere anpeilen können, doch das ist ihr Ding nicht. Und neben einigem anderen ist auch das bemerkenswert.
Das Klangbild von "The Deepening" macht gleich zu Beginn des Albums Staunen: Haben sich die Norweger ungewöhnlich viel Zeit genommen, um sich immer noch von einem Rahmen Grenzen setzen zu lassen, der einst Ulvers romantischen Black-Metal-Interpretationen Halt gab? "Der Guder Dør" erweckt diesen Eindruck äußerst charmant und beherzt, fast so, als wolle die Band den jugendlichen Enthusiasmus, von dem "Bergtatt" durchdrungen ist, ganz ähnlich zum Klingen bringen. Bei dem Stück handelt es sich um die älteste Komposition VEMODs und sie entwickelt die dämmrigen Abendgesänge Ulvers weiter zum nächtlichen Chor, der den Sternen-gekrönten Nachthimmel feiert.
Doch wo sich die Wölfe anfangs zumindest äußerlich an Genre-Standards orientierten, lösen VEMOD das Versprechen ihres Albumtitels ein: Ihnen geht es um eine Vertiefung, und Fans, Kritiker und Weise mögen streiten, was dabei noch als traditional, bereits als atmosphärisch oder als "post" im Sinne von Genregrenzen transzendierend bezeichnet werden darf. Ebenso wie Borknagar spürt die Band dem Mysterium des Nordens nach, widmet sich der musikalischen Landschaftsmalerei allerdings mit reduzierteren Mitteln. Dass das Trio dabei Black-Metal-typische Wahrnehmungen auf den Kopf stellt, verdeutlichen die Zeilen von "True North Beckons":
Look further beyond
past all these deceiving mirrors
imagine all aeons to come
and paint every star in the open sky
true north beckons
it is time to rise from this dreamless sleep
and leave monuments behind
Time is forever unceasing
yet we break all our boundaries
one by one by one
Forging with fire
breathing with hearts
larger than any of us
the mountains grow brighter
the rivers flow through
skin and earth and mind
I stood in a great hall of starlight
and they all spoke of love
forever immersed in truth
Auch die Frage, ob dieses Ansinnen noch romantisch naiv oder schon übermütig ist, soll beantworten, wer sich dazu bemüßigt fühlt. Die Konsequenz, mit der VEMOD ihre Kompositionen, zumeist Long Tracks, entfalten, erinnert nicht zuletzt an jene Künstler auf dem ECM-Label, welche die meditative Versenkung gleichfalls nicht scheuen. Doch während im Black Metal negative Gefühle die Vorherrschaft innehaben und nicht wenig Jazz- und Folk-Granden ins Melancholische eintauchen, klingen VEMOD spätestens mit "Inn I Lysande Natt" erhebend und hauchen ihrer Hörerschaft Mut ein.
Auf "The Deepening" weht ein frischer Wind, der weit trägt, ähnlich wie bei God Is An Astronaut, doch VEMOD nehmen sich auch hier im Vergleich deutlich mehr Zeit, und der für die Musik hauptverantwortliche Jan Even Åsli weckt an der Gitarre zuweilen Erinnerungen an Mark Knopfler. Wer braucht schon Genre-Grenzen unter dem nächtlichen Sternenhimmel?
FAZIT: Auch wenn dieser Satz wohl in mindestens jeder zweiten Rezension auftauchen dürfte, das Warten auf "The Deepening" hat sich wahrlich gelohnt. VEMOD entfalten ihre im landeseigenen Black Metal wurzelnde Musik zu unerhörter Größe und Schönheit. Das tut nicht nur der "Szene" gut, sondern wird zudem hoffentlich ein Echo in anderen Lebensbereichen bewirken – und sei es "nur" ein Mutmacher, ins Dunkelblau der Nacht zu wandern.
Disclaimer: Eine Wertung in Punkten entfällt an dieser Stelle, weil ich als ehemaliger Talentscout des Labels bei diesem Album eine gewisse Befangenheit kaum ausschließen kann.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Mot Oss, En Ild (instrumental)
- Der Guder Dør
- True North Beckons
- Fra Drømmenes Bok I (instrumental)
- Inn I Lysende Natt
- The Deepening
- Bass - Espen Kalstad
- Gesang - Jan Even Åsli, Eskil Blix
- Gitarre - Jan Even Åsli
- Keys - Jan Even Åsli, Espen Kalstad
- Schlagzeug - Eskil Blix
- The Deepening (2024)
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