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Violent Femmes: Hallowed Ground - 40th Anniversary Edition (Review)
Artist: | Violent Femmes |
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Album: | Hallowed Ground - 40th Anniversary Edition |
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Medium: | LP/LP farbig/Remaster | |
Stil: | Alternative Country, Dark Folk, Punk |
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Label: | Craft Recordings/Concord/Universal | |
Spieldauer: | 39:01 | |
Erschienen: | 22.11.2024 | |
Website: | [Link] |
„Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, die erste Platte mit Pop-Songs zu machen und dann die Leute mit 'Hallowed Ground' zu verwirren. Eine schlaue kommerzielle Strategie sieht natürlich anders aus, aber vielleicht ist eben das der Grund dafür, dass wir als Band langlebig sind.“ (Brian Ritchie)
Als die VIOLENT FEMMES mit „Hallowed Ground“, ihrem zweiten Album, vor ihre verwunderten Fans traten, da stießen sie vor nunmehr 40 Jahren als bis dahin begeistert aufgenommene Indie-Folk-Band doch tatsächlich diesmal die, gerade in dieser Szene, oft verpönten Country-Türen auf.
Doch wie verrückt sie drauf waren und wie geschickt sie den Hörer auf die völlig falsche Fährte schickten, bewies bereits der erste „Country Death Song“, welcher wie ein lagerfeuriger Schunkelsong beginnt und wie aus dem Nichts mehrfach regelrecht explodiert. Ein Song, den in all seiner verschrobenen Verrücktheit selbst ein CAPTAIN BEEFHEART samt ZAPPA-Unterstützung keinen Deut besser hinbekommen hätte und den sich später in seiner Art von ruhig hin zu explosiv die sehr erfolgreichen MUMFORD & SONS auf ihrem Debüt-Album „Sigh No More“ 2009 zum Konzept machten.
Kein Wunder also, dass die VIOLENT FEMMES als die unangefochtenen Vorläufer der Alternative-Country-Bewegung gelten.
Doch nicht nur die verehrt sie. Auch die Avantgardisten kommen mit „Hallowed Ground“, das aus Anlass des 40. Albumgeburtstags nun als „Hallowed Ground - 40th Anniversary Edition“ erscheint, voll auf ihre Kosten. Hierzu lässt übrigens das Promo-Schreiben anschaulich wissen, dass „Craft Recordings und VIOLENT FEMMES das 40-jährige Jubiläum des Albums 'Hallowed Ground' mit einer umfangreichen Vinyl-Neuveröffentlichung würdigen, wobei die Songs des damals zweiten Albums ein Pionierwerk in den Genres Post-Punk, Rock und Alt-Country waren und sich zu einem Eckpfeiler des Katalogs und der Live-Auftritte der Band entwickelten.“
Auf jeden Fall sind die drei Jungs und ihre zahlreichen musikalischen Gäste extrem schräg drauf, wozu nicht nur die sie begleitenden HORNS OF DILEMMA beitragen, sondern das ganz Album im positiven Sinne ein Anti-Mainstream-Dilemma darstellt.
Beispielsweise liebäugelt „Sweet Misery Blues“ unüberhörbar mit LOU REED oder „Black Girls“ präsentiert Avantgarde der allerersten Güteklasse, wozu besonders der absolute Überavantgardist JOHN ZORN am schrägen Gebläse beiträgt. „Hallowed Ground“ bereitet von Anfang bis Ende Freude und oft weiß man nicht, ob die Band einen nun aus musikalischer oder textlicher Sicht schlichtweg verarscht oder es tatsächlich ernst meint.
Das beginnt schon bei den düsteren, christlich-religiösen, verunsichernden Texten, da man nie genau weiß, ob sie in ihrer extremen Religiosität nun ernst gemeint oder einfach nur übertrieben ironisch sind. Die Themen drehen sich um Glaube, Erlösung, völlige Hingabe und biblische Themen, bei denen eben der gute Jesus gemäß „Jesus Walking On The Water“ seine Wanderschaft über das Wasser antritt.
Und selbst das Album-Cover entstand unter Verwendung eines Fotos, welches den Ausschnitt einer Skulptur der Künstlerin Mary Nohl zeigt, der in seiner finsteren Ausstrahlung einerseits zur Musik passt und andererseits mehr an die Hölle als an den Himmel erinnert.
Darum enden wir hier am besten mit dem Hinweis, der als Aufkleber auf der LP bappt: „Für Fans von genre-übergreifender Dynamik, mutigen Texten und Musik, die sich allem Gewöhnlichen widersetzt“! Das passt! Denn genau nach dieser völlig neuen musikalischen Kategorie klingt „Hallowed Ground“ von den VIOLENT FEMMES.
FAZIT: Die beste Beschreibung von „Hallowed Ground“ der VIOLENT FEMMES verbirgt sich eindeutig hinter dem Adjektiv 'schräg'! Und das schon seit nunmehr 40 Jahren, weswegen aus diesem Anlass das längst zum Kult gewordene, die ganze punkig ausgerichtete Alternative-Country-Bewegung begründende Album als „Hallowed Ground - 40th Anniversary Edition“ in unterschiedlichen Vinyl-Farbversionen veröffentlicht wird, wobei bei diesen Texten und der Musik doch am besten das schlichte, seit Anfangszeiten typische Schwarz bestens passt. Auch hier gilt: Ein Album, das in jede gepflegte wie umfassende Plattensammlung gehört, die im Plattenschrank unter der Kategorie 'Kult' abgestellt werden.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (21:58):
- Country Death Song (5:03)
- I Hear The Rain (1:32)
- Never Tell (7:10)
- Jesus Walking On The Water (3:07)
- I Know It's True But I'm Sorry To Say (5:06)
- Seite B (17:03):
- Hallowed Ground (4:18)
- Sweet Misery Blues (2:52)
- Black Girls (5:42)
- It's Gonna Rain (4:11)
- Bass - Brian Ritchie
- Gesang - Gordon Gano, Brian Ritchie, Victor de Lorenzo, Peter Balestrieri, Cynthia Gano Lewis
- Gitarre - Gordon Gano
- Keys - Mark van Hecke
- Schlagzeug - Victor de Lorenzo
- Sonstige - Gordon Gano (Geige), Brian Ritchie (Celeste, Marimba, Maultrommel), Victor de Lorenzo (Tranceaphone, Stompatron), Tony Trischka (Banjo), Christina Houghton (Kastenzither), Peter Balestrieri (Tenorsaxophon, Mundharmonika), Drake Scott (Posaunen), John Zorn (Altsaxophon, Game Calls), John Tanner (Klarinette), Horns Of Dilemma (Klarinette, Posaune)
- Why Do Birds Sing? (30th Anniversary Reissue) (2021) - 12/15 Punkten
- Hallowed Ground - 40th Anniversary Edition (2024)
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