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Forgotten Gods: Memories (Review)

Artist:

Forgotten Gods

Forgotten Gods: Memories
Album:

Memories

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive- und Melodic-Rock, Art Pop, Psychedelic

Label: Eigenpressung/Just For Kicks
Spieldauer: 51:37
Erschienen: 17.01.2025
Website: [Link]

Was mit Vogelgezwitscher und einem zwischen den Boxen hin- und her-rasendem Auto beginnt, muss doch bestimmt in progressivem Bombast enden, oder?

FORGOTTEN GODS stehen jedenfalls auf beeindruckende Effekte in ihrer Musik, die dem melodischen Progressive Rock wortwörtlich die Bahn freimacht, manchmal aber doch etwas auf der Bremse steht, weil das Melodiöse zu groß und das Experimentelle und Gewagte zu kleingeschrieben wird.

Oder wie drücken es die Oxforder selber so schön unter ihrer bandcamp-Seite bei der Eigenbeschreibung aus: „FORGOTTEN GODS bringen euch die Musik, die ihr verdient – klassisch mit einem Hauch von Prog und härter rockend als El Nino. Für diejenigen, die gerne ein wenig tiefer in ihre Musik eindringen - das ist genau die richtige Band für euch!“


„Pillars Of Petra“, der mit einer knappen Viertelstunde längste Song des Albums, wartet anfangs mit deutlichen Tendenzen Richtung Weltmusik und psychedelischer Verspieltheit auf, um sich dann wieder in die klangvollere, melodiöse und hymnische Richtung zu entwickeln – oder besser gesagt: zu entfernen.
Eigentlich schade, denn hier vergeben sich die Briten einiges an Potenzial. Der Text dagegen rechnet unerbittlich mit dem Wahnsinn der menschlichen Selbstaufgabe zugunsten programmierter Strukturen ab, fragt, wo all die Philosophen, Poeten und Wissenschaftler geblieben sind, die sich auf ihren Verstand statt die alles vereinnahmende Technik verlassen. Orwells '1984' lässt grüßen, wobei gerade die oft eingeflochtenen akustischen Passagen, den elektronischen gegenübergestellt werden und damit eine echte Spannung erzeugen, wobei auch die vokalen Samples eine bedrohliche Atmosphäre vermitteln. Zudem entsteht bei diesem Song mitunter der Eindruck, sich in ein Album von MARILLION verirrt zu haben.


Auch dass der Gitarrist Steve Harris in der Band des ehemaligen IQ-Sängers Paul Menel aktiv war (man höre nur bei dem akustischen wie E-Gitarren-Solo auf dem balladesken „Alone“ genauer hin), ist an vielen Stellen von „Memories“ unüberhörbar, genauso wie die deutliche Leidenschaft für ausufernde elektronische Klangflächen sowie so einige Programmier-Raffinessen des Keyboarders Dave Bolland, die besonders verstärkt im abschließenden „Rose And Pink“ zur Geltung kommen.
Immer wieder auflockernd, aber auch Spannungen erzeugend werden zudem in jedem Song die Effekte programmiert, so als würden FORGOTTEN GODS der einen oder anderen Effekthascherei, welche man ganz speziell von den frühen PINK FLOYD gewohnt war, nacheifern wollen.


Auf „Memories“ aber lässt gerade der Gast im zweiten Longtrack „Vigil“, samt Bolero-Rhythmus und düsteren Klangflächen, aufhorchen: Peter Jones, der Herr über die TIGER MOTH TALES und CAMEL sowie „The?Truth“-Vater bei den SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR und fast ständiger Begleiter an der Seite von ROBERT REED, greift hier zur Flöte und verleiht den gut 10 Minuten eine angenehme zusätzliche Klangfarbe, wobei man sich wünscht, dass Jones gerne auch eine Probe seines großartigen Gesangs mit hätte beisteuern können, damit der Song zum Ende hin nicht zu sehr in diese etwas zu pathetisch ausladenden Harmonien (plus butterweicher Satzgesänge) abgleiten würde.
Als ein Vorbild, dem die 'Gottvergessenen' in „Everybody's Hero“ huldigen, klingt mitunter RUSH durch, selbst wenn die Stimme von Sänger Mark Cunningham mehr in Richtung SAGA oder IT BITES und GALAHAD tendiert – ganz ähnlich wie auch die Musik hinter FORGOTTEN GODS.


FAZIT: Sie sind definitiv nicht von allen guten Geistern oder Göttern verlassen, diese Melodic-Progger aus Oxford. Stattdessen öffnen sie sich in vielerlei musikalische Richtungen (Rock, Pop, etwas Psyche und Weltmusik sowie jede Menge Melodie und Harmonie) und stoßen damit wahrscheinlich so einige in sich verschworene Prog-Enthusiasten vor den Kopf, weil sie deutlich mehr in Richtung melodiebetonten (dafür aber sehr effektvollen) statt experimentelleren Rock tendieren. FORGOTTEN GODS präsentieren auf ihrem Debüt-Album als alteingesessene (und nicht etwa junge, burschikose) Musiker eine Reise durch die Erinnerungen an Zeiten und Weiten, die im Rahmen des KI-Wahns schnell mal in Vergessenheit zu geraten scheinen und setzen hierbei auf anspruchsvollen Rock mit einfallsreichen Soundspielereien und gelungenen Melodien, vorgetragen von einem beeindruckenden Sänger. Das reicht auf jeden Fall aus, um nicht nur einen angenehmen Eindruck, sondern auch ein richtig gutes Bauch- und Ohren-Gefühl beim Hörer zu hinterlassen.


Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 161x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Alive
  • Pillars Of Petra
  • Everybody's Hero
  • Vigil
  • Alone
  • Rose & Pink

Besetzung:

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