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Philip Weyand: Kosmee (Review)
Artist: | Philip Weyand |
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Album: | Kosmee |
|
Medium: | CD/Download | |
Stil: | Modern Jazz |
|
Label: | XJAZZ!Music | |
Spieldauer: | 47:12 | |
Erschienen: | 11.10.2024 | |
Website: | [Link] |
Und wieder einmal Jazz!
Und wieder einmal werden genau aus diesem Grunde viele unserer Leser genau hier mit dem Lesen aufhören.
Eine sehr verständliche Reaktion. Denn längst ist der früher doch (gerade auch in der DDR) sehr vielbeachtete und angesagte Musikstil zur winzigen Nischen-Musikkultur geworden. Durchaus verständlich, weil alle, die sich auf diese komplexen und oft schrägen Klänge einlassen, die müssen sich diesen auch völlig hingeben und sollten sich darauf konzentrieren – dafür (viel) Zeit nehmen. Und wer hat die schon in der Hektik des Alltags. Nebenbeihören geht da einfach nicht. Und all das gilt genau so auch für das kosmisch klingende „Kosmee“ von dem jugendlichen Quintett um PHILIP WEYAND.
Und so kosmisch der Albumtitel auch klingen möge, „Kosmee“ ist erneut nach „Myosotis“ (2022), das sich ganz dem 'Vergissmeinnicht' hingibt, ein 'blumiges' Album geworden, welches sich voll und ganz der diesmal gewählten Zierblume widmet, deren Name aus dem griechischen Wort 'Cosmos' entlehnt wurde. Also doch ein 'kosmisches' Album, dieses „Kosmee“, auf dessen CD-Cover die gemalte Blume prangt. Und mit sehr bildhafter Sprache beschreibt Weyand daher unter seiner Homepage die Wirkung und Inspiration hinter „Kosmee“:
Ein süßer, schwerer, subtropischer Duft.
Auf Gras gebettete Melodien, einfach und komplex zugleich in ihrer Schönheit.
Licht wie am Abend kurz vor Sonnenuntergang, wenn die Kosmee ihre Blütenblätter schließt.“
Kunterbunt wie die Blumen – so gesehen von Vergissmeinnicht bis Tausendschönchen – sind auch die musikalischen Einflüsse auf „Kosmee“.
Doch gerade der regelrecht avantgardistische, sehr frei verspielte wie improvisierte Beginn mit dem Titelstück verunsichert.
Es ist der gewagteste Song – auch vom improvisierten Gesang der neu zu der bis dahin als Quartett agierenden Band hinzugekommenen, deutlich von Norma Winstone beeinflussten Londoner Vokalistin her – den Pianist Weyand hier als Einstieg wählt.
Doch dann werden im Laufe des Albums die Töne deutlich ruhiger und harmonischer sowie weltmusikalischer, sodass selbst die dem experimentellen Jazz nicht ganz so offen gegenüberstehenden Musikliebhaber durchaus ihre Freude beim Hören empfinden werden.
Bestes Beispiel hierfür ist der einzige Cover-Song „Don't Explain“.
Hier begibt sich das Quintett auf die Spuren der großen BILLIE HOLIDAY, bei der Sängerin Aitzi Cofre Real ihr ganzes Können beweisen darf. Und sie kann! Genauso wie Kristina Shamgunova, die zu den barjazzig anmutenden Klängen ein wunderschönes Saxophon-Solo beisteuert.
Jedes Stück ist eine kleine, oft andersfarbige wie andersartige Blume im bunten Musikstrauß, den man sich eben nicht ins Wasser stellt, sondern in den CD-Player einfahren lässt und der so zum farbenfrohen Notenstrauß wird.
Und dann gibt es außerdem noch das Highlight des Albums: die Single-Auskopplung „Clytia“, in der es um die Metamorphose der gleichnamigen Figur aus der griechischen Mythologie geht, bei der Apollo, der Lenker des Sonnenwagens, ihre Liebe nicht erwidert. Voller Schmerz verwandelt sich Clytias Körper daraufhin langsam von einer Frau zu einer Sonnenblume. Harmonie (Hoffnung) und Schmerz (verschmähte Liebe) – beides hört man ausgiebig auf „Clytia“.
Eine faszinierende mythologische Geschichte, die klangvoll und sehr emotional im gleichnamigen Song untermalt wird und auf diese Weise auch die Gesamtwirkung hinter „Kosmee“ illustriert, das sich sperrig jazzend hin zu einem sonnenblumigen, recht ruhigen und doch immer wieder frei dahinschwebenden und vor dem einen oder anderen Experiment nicht haltmachenden Album entwickelt, bei dem beschwingt-brasilianische, von Weyands Studienjahr in Salvador da Bahia inspirierte Einflüsse („Moreré“) genauso wie bedrückende, traurige Molltöne („Vanta“) zu entdecken sind.
FAZIT: PHILIP WEYAND und sein Quintett (Saxophon/Flöte, Piano, Bass, Schlagzeug und Gesang) flechten auf dem nach einer Zierblume benannten „Kosmee“-Album einen bunten Blumenstrauß schöner wie schräger Jazz-Melodien, die sich von modernen über brasilianische bis hin zu klassischen traditionellen Klängen einer Billie Holiday ranken. Live und ohne jeglichen doppelten Boden aufgenommen im Oktober 2023 im Kölner Loft. Nach dem 2022er-'Vergissmeinnicht'-Debüt „Myosotis“ eine gelungene und um die britische Sängerin Aitzi Cofre Real erweiterte Fortsetzung des farbenfrohen Noten-Bouquets.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Kosmee
- Moreré
- Clytia
- Don't Explain
- / / /
- Eine Agitate
- Vanta
- Clytia (Reprise)
- Still & Sometime
- Bass - Nico Klöffer
- Gesang - Aitzi Cofre Real
- Keys - Philip Weyand
- Schlagzeug - Micha Jesske
- Sonstige - Kristina Shamgunova (Saxophon, Flöte)
Interviews:
-
keine Interviews