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Presto Ballet: Dreamentia (Review)

Artist:

Presto Ballet

Presto Ballet: Dreamentia
Album:

Dreamentia

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive- und Melodic-Rock, Art Pop, Psychedelic

Label: Pat Pak Records/Just For Kicks
Spieldauer: 75:21
Erschienen: 04.07.2025
Website: [Link]

„Seit unserer Gründung (vor über 20 Jahren – T.K.) haben wir uns der Schaffung von Musik verschrieben, die traditionelle Grenzen überschreitet und komplexe Arrangements, fesselnde Melodien und zum Nachdenken anregende Texte miteinander verwebt. Unsere Musik verbindet den Geist des klassischen Progressive Rock mit modernen Elementen, was zu einem Hörerlebnis führt, das bei alten und neuen Fans Anklang findet.“ (Kurdt Vanderhoof – Gitarrist und Kopf hinter PRESTO BALLET)

Das PRESTO BALLET fordert seine Hörer wieder zum Tanz auf – einen göttlichen Tanz, bei dem es seine entspannten und oft melodiösen sowie harmonischen Rhythmen vorgibt. Diesmal klingt alles auch noch besonders verträumt, denn es ist „Dreamentia“-Time, in der wir uns von der Moderne abwenden und unseren Glauben an das Ursprüngliche wiederfinden sollten. Und alle, die sich hierbei gerne tief in die Siebziger- und Achtziger-Jahre begeben, in denen STYX und das ALAN PARSONS PROJECT verstärkt auf den zwar immer noch progressiven und mit härteren Seiten ausgerichteten Melodic Rock und AOR setzten, die werden ganz schnell im Gleichschritt zu den Klangwelten der Amerikaner, die im Falle von „Dreamantia“ satte 75 Minuten andauern, mittanzen.


Aber es gibt auf „Dreamentia“ auch jede Menge interessante, progrockige Stolpersteine zu entdecken.

Da hat sich im Falle der langen Wartezeit auf „Dreamentia“, da das vorherige der insgesamt nunmehr sieben Alben schon ganze sechs Jahre zurückliegt, doch so einiges an Material angesammelt. Und „Dreamentia“ knüpft trotzdem nahtlos dort an, wo 2019 „The Days Between“ aufhörte:


Symphonischer Melodic Rock mit deutlicher Vintage-Schlagseite, die offensichtlich ihre Nähe zu STYX nie verleugnet, vielleicht den einen oder anderen SAGA-Schlenker („Fanatic In The Attic“) wagt, sich gar vor DEEP PURPLE-Anleihen nicht scheut („Meet 'Old Harry'“) und sehr unterhaltsam ist, wenn man auf feine Rhythmus-Arbeit und eingängige Melodieführungen sowie mitunter synthetische Keyboard-Sounds setzt.
Zugleich aber taucht gerade dieses Album tief in klassischen Konzept-Album-Prog der guten, altehrwürdigen Meister ein.

Der Kopf hinter dem PRESTO BALLET, Gitarrist Kurdt Vanderhoof von METAL CHURCH, sieht „Dreamantia“ als die Fortsetzung der Geschichte über Andy Rottman an, die bereits 2012 mit „Relic Of The Modern World“ begann und nun zu Ende erzählt bzw. musiziert wird.
In der Geschichte geht es um einen älteren Mann und Andy Rottman, der die modernen Technologien eher bedrohlich als nützlich empfindet und sich entscheidet, diesem ganzen digitalen Wahn und den unerträglichen, immer gefährlicher werdenden Technologien zu entziehen. Diesen alten 'göttlichen' Mann sehen wir übrigens, wenn wir die CD dem Jewelcase entnehmen, denn dahinter sitzt er mit langem Haar und Bart (etwas an Gandalf erinnernd) auf einer alten Bank neben einem knorrigen uralten Baum und blickt mit verschränkten Händen hoffnungsvoll in die Ferne. Doch bereits der erste Eindruck täuscht, denn dieser alte Mann, der wie Aladin aus der Wunderlampe in diesem Falle aus einer alten Sturmlaterne (Sieht man auf dem Frontcover!) erscheint, ist Mumbletypeg und begleitet Andy bei seiner Reise durch 'Dreamantia'.
Jedenfalls versuchen Andys Freunde seinen digitalen Entzug infrage zu stellen, da es aus ihrer Sicht einem Verschwinden aus einer Welt, die von Technologien dominiert wird, gleichkommt. So wird er zu einem echten Träumer! Und nachdem er sich von seinem Handy, dem Computer und den sozialen Medien trennt, erfahren wir, wie sein Leben in dem frei erfundenen „Dreamentia“ weitergeht, der Parallelwelt, in der sich die 'Gottmaschine' über Gott erhoben hat.


Schade, dass man diese Geschichte anhand der Texte im spärlichen vierseitigen Booklet nicht nachlesen kann. Dafür ist diese großartig erzählte Parabel aber sehr ausführlich auf der Band-Homepage dargestellt.
Heiße Empfehlung: Bitte die Geschichte im Vorfeld lesen. Es lohnt sich und erschließt einem das Album viel besser, auch weil sie von ihrer Atmosphäre her deutlich an das „Paradise Theater“ von STYX erinnert.
Leider werden einige Songs auf „Dreamentia“ recht plötzlich einfach ausgeblendet, was dem schlüssigen Konzept des Albums hinter der Geschichte um Andy Rottman nicht gut tut. Fließende (effektvolle) Übergänge wären hier die eindeutig bessere Wahl gewesen.

Herzstück von „Dreamantia“ ist offensichtlich der sehr komplexe, extrem kritische und über 18 Minuten Zeit in Anspruch nehmende Longtrack „The Quiet Prayer Of War“, bei dem die Band eine Vielzahl unterschiedlicher Einflüsse und Ereignisse (die besonders schrecklichen unserer moderneren Geschichte, beginnend mit dem 1. Weltkrieg) in einen Topf wirft und ein mehr als gelungenes Gebräu aus RUSH bis hin zu RICK WAKEMAN und etwas GENESIS zusammenrührt, das zu keiner Zeit fade oder nach 'Gut gewollt und nicht gekonnt...' klingt. Eher bleiben hinter diesem Album-Epos ein paar andere Songs dann doch etwas zurück.


Man solle „Dreamantia“ also unbedingt als ein Gesamtkunstwerk mit einer umfangreichen Geschichte verstehen, in der es darum geht, dass man alles, wirklich alles – und ganz besonders seinen Glauben – an die Verheißungen der Moderne und ihrer einen immer stärker in Beschlag nehmenden Technologien verliert, die sehr zutreffend als 'die Gottmaschine' bezeichnet wird.

Beeindruckende Story, beeindruckende Musik! Eine feine Kombination, auch wenn musikalisch bei solcher Geschichte durchaus noch etwas komplexer und mutiger vorgegangen hätte werden können. PRESTO BALLET bleiben sich aber lieber treu, als die Grenzen noch deutlicher zu überschreiten, so wie es ihr Andy Rottman mithilfe von Mumbletypeg eindeutig tut.


FAZIT: „Dies ist das, was ich gerne als 'obligatorisches Prog-Rock-Konzeptalbum' bezeichne und sich in Anlehnung an die Schablonen meiner Lieblings-Prog-Rock-Helden der 70er-Jahre entwickelt!“ So bezeichnet Kurdt Vanderhoof, der Kopf hinter PRESTO BALLET, sein aktuelles, von der Story her sehr ambitioniertes Album „Dreamentia“, das tatsächlich einer progressiven Zeitreise gleichkommt, die sich von STYX bis RUSH bewegt und dabei die Geschichte erzählt, wie wir unseren Glauben verloren, weil wir statt den alten Göttern die neue 'Gottmaschine' (digitale, moderne Technologien) anbeten. Man sollte sich nicht nur wegen der über 75 Minuten Musik viel Zeit nehmen, sondern auch ganz speziell wegen der Geschichte dahinter.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 197x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Dreamentia Theme
  • Finding Light
  • Into The Silent City
  • Mumbletypeg
  • The God Machine
  • Fanatic In The Attic
  • Meet 'Old Harry'
  • The Quiet Prayers Of War
  • Biloxis
  • Thinning The Veil
  • Giving Up The Dangers

Besetzung:

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