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Mastodon - Once More 'Round The Sun - Massen-Review
In Sachen Charts gab es für MASTODON zuletzt nur einen Weg: den nach oben. Von "Blood Mountain" über "Crack The Skye" bis zu "The Hunter" wurden die Platzierungen jedes Mal besser, in den USA knackte man gar die Top 10 mit letztgenannter Platte, wenn auch nur gerade so. Und angesichts der Tatsachen, dass die Amerikaner noch immer einen ziemlich guten Ruf haben, zu den Bands zählen, die dem Metal (vermeintlich) neues Leben einhauchen und dadurch auch ein Publikum begeistern, das mit traditionellen Spielarten nicht mehr viel anfangen kann, wird wohl auch Album Nummer sechs, das auf den sommerlichen Titel "Once More 'Round The Sun" getauft wurde, ordentlich charten. Ob MASTODON noch immer heißester Scheiß sind oder doch nur ein laues Lüftchen, soll unser Massen-Review aufzeigen. Oder es zumindest versuchen.
Review von: Andreas Schulz (Profil)
Es - klappt - einfach - nicht. Ich kann es noch so sehr wollen, aber MASTODON erschließen sich mir nicht so recht. Das war beim Vorgänger "The Hunter" schon der Fall und das ist auch beim neuen Album "Once More 'Round The Sun" der Fall. Nicht, dass es jetzt hyperkompliziert wäre, was MASTODON darauf veranstalten, denn auch wenn man hier von progressivem Sludge sprechen kann oder muss, so bleiben die Songs immer noch nachvollziehbar und haben durchaus eingängige Momente. Und dass das, was die Herren da an ihren Instrumenten veranstalten, verdammt gut ist, steht auch außer Frage. Und trotzdem: zwischen mir und MASTODON wird es wohl niemals Liebe geben.
Vielleicht liegt es an der subtilen Überfrachtung, die in den Songs vorherrscht. Es ist ja nun mal nicht so, als gäbe es hier minutenlange Keyboardabfahren, atemberaubendes (und letztlich langweiliges) Griffbrettgewichse oder ultrafetten Bombast. Nein, das ist im Grunde alles recht erdig und auf den ersten Blick eher reduziert instrumentiert. Und doch passiert in den Songs auf perfide Weise so viel, dass es irgendwann anstrengend wird. So ab der Hälfte fängt das Album dann an, ein bisschen zu nerven und man verliert dadurch die volle Aufmerksamkeit und Konzentration - mit der Folge, dass es eben keinen wirklichen Spaß mehr macht, "Once More 'Round The Sun" zu hören.
Viele der Songs beginnen verheißungsvoll, mit schönen Licks, Riffs oder - wie bei "Asleep In The Deep", auch mal mit einer hübschen, melancholischen Melodie. Insgesamt fällt das Album trotz des Albumtitels und des quietschbunten Artworks etwas düsterer aus, die Stimmung ist gedrückter, als auf "The Hunter". Das sollte mir eigentlich zugute kommen, trotzdem bleibt es dabei, dass mir die Musik von MASTODON einfach nicht zu Herzen geht. Der Kopf sagt, dass das ja alles ziemlich gut ist und das Herz zuckt dazu nur mit den Schultern.
FAZIT: Ziemlich gute Musik - für andere Menschen als mich. Aber immer noch wesentlich erträglicher als PROTEST THE HERO...
10 von 15 Punkten
Review von: Markus L. (Profil)
Bereits das vorab veröffentlichte "High Road" dürfte für so manch ungläubig dreinschauenden Anhänger der Jungs aus Atlanta gesorgt haben. Zwar sind eingängige Hooklines bei Weitem kein Novum im Sound von MASTODON, mit einer Umsetzung in der hier dargebotenen Selbstverständlichkeit und einem obendrein nahezu poppigen Appeal war aber nicht zu rechnen. Doch kurz zurück zur Ausgangslage.
Nachdem bereits eine Handvoll scheinbar hochkarätige, jedoch für den Rezensenten eher uninteressante, Alben auf das Konto des Quartetts gingen, erschien 2009 mit "Crack The Skye" ein Album, das reichlich kontroverse Reaktionen mit sich brachte. Von den einen als ausufernd und ziellos tituliert, von andern, wie dem Rezensenten, als Meilenstein bis heute gefeiert. Doch bereits mit dem darauffolgenden "The Hunter" holte man zur Kurskorrektur aus, dampfte Songs auf das Wesentliche ein und hinterließ neben ein paar grandiosen Tracks eher den Eindruck einer Ansammlung nicht zu Ende gedachter Ideen. Ein wildes Brainstorming, zwischen himmelhoch jauchzend und totaler Belanglosigkeit.
Zurück im Jahr 2014 bleibt folglich eine ambivalente Erwartungshaltung. Doch MASTODON lassen sich nicht lange bitten und sorgen direkt mit dem eröffnenden Tripple für klare Verhältnisse. Hervorzuheben ist besonders das sich von der ersten Sekunde an in den Gehörgängen verankernde "The Motherload", das in Sachen einprägsame Hookline im Vergleich zu "High Road" sogar noch einen drauflegt. Obendrein kehrt bei der Produktion wieder gewohnte Qualität ein. Alleine der Tom-Sound auf "The Hunter" wusste schon das komplette Hörerlebnis zu zerstören. Eine Todsünde, ist doch Brann Dailor mit seinen markanten Wirbeln ein absolut tragendes Element der Identität der Band. Gefühlt auf "Once More 'Round The Sun" sogar noch stärker als je zuvor, steuert er doch einen Großteil der hervorragenden Vocal-Passagen bei. Großes Manko in dieser Hinsicht ist und bleibt weiter Brent Hinds, der an der Gitarre mit technisch versiertem Spiel brilliert, am Mikro jedoch nicht ohne Grund zumeist mit eine Extraladung Effekten verschleiert wird.
Nach dem starken Beginn läutet das überraschend kurze Titelstück eine gewisse Zäsur innerhalb des Longplayers ein. Waren die Songstrukturen zuvor sehr klassisch geprägt und entsprechend leicht zugänglich, zeigt sich die Band mit "Chimes At Midnight" oder auch "Asleep In The Deep" von ihrer verspielteren, Riff-lastigeren und allgemein komplexeren Seite. Gelegentlich blitzen gar die auf "Crack The Skye" so gekonnt verwobenen Reminiszenzen an PINK FLOYD, KING CRIMSON oder ähnlichen Prog-Rock-Koryphäen auf. In diesem Zusammenhang ist zudem "Aunt Lisa" hervorzuheben, das mit einer geradezu bizarren Bandbreite an Gesanglinien aufwartet. Von brachial durch Vocoder oder ähnliches entstelltem Aggro-Gesang über liebliche Strophen bis hin zu verträumtem Raunen und dem sich geradezu bizarr logisch integrierenden "Hey Ho"-Kinderchor am Ende.
FAZIT: "Once More 'Round The Sun" ist das, was bereits "The Hunter" anstrebte, jedoch nicht umzusetzen vermochte. Schlüssig verknüpft finden sich alle Trademarks, vom geradlinigen Headbanger-Riff bis hin zu progressiven Ansätzen und kauzig verspielter bis eingängiger Melodieführung. Wäre da nicht das ein oder andere Füllmaterial, wie beispielsweise das unspektakuläre "Feast Your Eyes", das erst am Ende wirklich packende "Halloween" oder das etwas ziellos wirkende "Diamond In The Witchhouse", wäre hier sogar eine noch höhere Wertung möglich gewesen. In jedem Fall ist "Once More 'Round The Sun" ein Schritt in die richtige Richtung und zeugt von Mut. Man darf gespannt sein, was MASTODON auf dem nächsten Longplayer aus dem Hut zaubern.
12 von 15 Punkten
Review von: Norman R. (Profil)
Die Zahl der Hoffnungsträger im Metal ist heutzutage verschwindend gering. MASTODON haben sich ihren Platz unter den Innovatoren redlich verdient, denn ihre höchst abwechslungsreiche Diskografie ist bislang von nahezu makelloser Schönheit. Auch wenn der letzte Output "The Hunter" nicht jedem geschmeckt haben dürfte, haben es die vier Verrückten aus Atlanta gerade auf diesem Album so bravourös wie kaum eine andere Band geschafft, den Drahtseilakt zwischen Anspruch und Eingängigkeit zu meistern. Dementsprechend hoch gesteckt waren wohl nicht nur meine Erwartungen an "Once More "Round The Sun", von dem man wenn nicht Großartigkeit zumindest eine ordentliche Portion Mut erwarten könnte.
"High Road" als Single auszukoppeln, stellt sich in vieler Hinsicht als eine intelligente Entscheidung heraus. Zunächst unterstreicht der Song die Worte von Drummer Brann Dailor, der "Once More..." als eine Art Sommeralbum sieht. Sowohl das heavy Strophenriff als auch der radiotaugliche, vom benannten Drummer gesungene Refrain wirken recht eingängig, jedoch auch etwas konstruiert und für Bandverhältnisse erstaunlich berechenbar. Allerdings hat mir vor gut drei Jahren auch "Curl Of The Burl" nicht sonderlich zugesagt, das dazugehörige Album jedoch sehr. Doch die Hoffnung währt nicht lange: "High Road" ist tatsächlich der beste Song des Albums. Auch das ist ein intelligenter Schachzug von MASTODON, aber ein ernüchternder für die Zuhörerschaft.
"Tread Lightly" hält zu Beginn die Hoffnung auf frische Sounds mit Akustik-Gitarren-Klängen zwar noch kurz aufrecht, dümpelt dann aber am Rande der Belanglosigkeit herum. Nach dem abermals von Dailor gesungenen Refrain verliert man sogar vollkommen den Faden und erwischt sich später dabei, mit den Gedanken woanders gewesen zu sein. Ein Gefühl, das einem im Zusammenhang mit MASTODON bislang völlig fremd war, einen auf "Once More..." aber immer wieder beschleicht. "The Motherload" bläst in ein ähnliches Horn, auch wenn der poppige Refrain über ein paar mehr Widerhaken verfügt. Trotzdem weiß er nicht so ganz zu gefallen, ob es eher an der schwach produzierten Stimme von Dailor oder dem allzu offensichtlichen Schmusekurs mit dem Radio liegt, weiß ich nicht zu beantworten. Gleiches gilt im Übrigen für "Ember City".
Natürlich klingen MASTODON immer noch wie MASTODON inklusive komplexer Gitarrenarbeit, vielen spaceigen Sounds und drei Gesangsstimmen. Dass man sich ebenfalls nicht vom durchaus erfolgreichen "The Hunter"-Sound verabschieden wollte, ist verständlich, doch leider wirkt das Meiste auf der neuen Scheibe wie B-Seiten-Material des Vorgängers. Einige Melodiebögen und Gesangspassagen können sich sogar dem Verdacht der Zweitverwertung nicht erwehren. In diese Kategorie gehören der Titeltrack, "Aunt Lisa" (in dem THE COATHANGERS sich mit RAMONES-"Hey Ho, Let"s Go"-Gesang für den Gastauftritt MASTODONs in einem ihrer urkomischen Musikvideos revanchieren), das recht fröhliche "Halloween", sowie der vom abermals auftretenden NEUROSIS-Fronter Scott Kelly gesungene, sphärische 8-Minuten-Epos "Diamond In The Witch House". Überhaupt gibt es wenige harte Momente und noch weniger kantige Frickelarbeit, dafür umso mehr gute Laune und rockige Melancholie.
Die zweite Single "Chimes At Midnight" zeigt zumindest zeitweise an der Gitarrenfront, wo MASTODON eigentlich her kommen, doch auch dieser Track versinkt bis auf den atmosphärisch dichten Rahmen in grauem Mittelmaß. Polyrhythmische Monster wie auf den "Remission" oder "Leviathan" gehören wohl leider genauso der Vergangenheit an wie die Progspektakel auf "Blood Mountain" und "Crack The Skye". Nach dem ersten Chorus von "Feast Your Eyes" flackert kurz das Interesse der Band an mit obskuren Melodien bespickten Prog Rock auf, mehr passiert aber leider auch hier nicht. Einzig "Asleep In The Deep" bleibt als kleiner Lichtblick übrig, der vor allem mit seinem mehrstimmig gesungenen Refrain und seiner skurrilen Stimmung punkten kann. Durchgängig stark ist der Song aber auch nicht, vor allem der etwas zu stark an BARONESS angelehnte Beginn kommt nicht gut.
FAZIT: "Once More "Round The Sun" verfügt über ein paar erwähnenswerte Momente, aber keinen durchgängig guten Song. Weder die Hitdichte von "The Hunter" noch die dichte "Crack The Skye"-Stimmung können MASTODON auch nur ansatzweise reproduzieren, viel mehr klingt das neue Album nach dem verkrampften Versuch, sich selbst radiotauglich zu machen. Dabei bleibt die Genialität des Quartetts fast vollständig auf der Strecke, die meisten Lieder kommen nicht auf den Punkt und fühlen sich an wie die Überreste des Vorgängers. Das erste wirklich schwache Album schreit nach einem neuerlichen Kurswechsel des Quartetts, sonst wird es schwer die kreative Sackgasse zu verlassen. Aber das können sie ja eigentlich am besten.
8 von 15 Punkten
Review von: Sascha Ganser (Profil)
Ein Name wie MASTODON verspricht immer noch schaufelweise "Epic Greatness" – nur wird diese seit 2011 anteilsmäßig eher in die Produktion statt ins Songwriting investiert. Solange fett auf die Kacke gehauen werden kann, scheint das Resultat fast egal. Man erfreut sich eben an der abstrakten Kunst der zufällig generierten Spritzer an der Wand. "The Hunter" wäre mit dem Verkaufsetikett "Triple-Sized Randomly Skippable Stupid Noise Trash" vor drei Jahren angemessen beschrieben gewesen. Und "Once More `Round The Sun" ist "The Hunter 2".
Man muss schon eine Menge Humor haben, um lächelnd hinzunehmen, wie die Herrschaften aus Atlanta nach den auf ihre Weise völlig unterschiedlichen Meisterstücken "Leviathan", "Blood Mountain" und "Crack The Skye" höheren schreiberischen Ansprüchen Lebewohl sagten. Auch muss man wohl ein gewisses Faible für Gimmick- und Trashkultur aufbringen. Nur dann ist zu ertragen, wie sich Kongeniales mit Stupidem abklatscht, wie Geistesblitze über verdorrte Felder jagen.
Als hätte es das sauschlechtgute Coverartwork (der synästhetische Chaot in mir möchte es auswringen und in seinen Farben baden) nicht schon erahnen lassen, legt die quasi als "More Of The Same" vermarktete nächste Sonnenumrundung eine ungeahnte Fülle an technisch vorzüglich umgesetzten, jedoch melodisch mitunter richtig banalen Riffs vor, verpackt in einer grellen, magnetisierenden Produktion, die dicke Farbbomben vor dem inneren Auge platzen lässt und eine qualitative Auseinandersetzung mit dem Material in den ersten Durchläufen gar nicht zulässt. Schon auf "Tread Lightly" kommt alles zusammen, was (nicht) zusammengehört: Der Refrain ist ähnlich klanghaft wie Wolfsgejaule auf Draculas Anwesen, aber wie aus dem Nichts kommt da dieses coole Interludium angaloppiert. Die Rhythmik verspricht eine kumulative Anhäufung weiterer Instrumente, noch schwerere Gitarren und walzenderes Schlagzeug und dann einen fetten Klimax am Ende. Spätestens nach sechsmaliger Durchexerzierung des Viervierteltakts wird das Break sehnlichst erwartet, stattdessen wird ohne einen dramaturgischen Wechsel aber noch zwei weitere Male auf dem immer noch coolen Riff gesurft – bevor man zum Refraingejaule zurückkehrt. Das ist so schlecht, dass es schon wieder gut ist. Als dann ein eigentlich viel zu schnelles Solo den Song virtuos abschließt, wird endgültig Edeltrash draus.
Auf dieser so zugänglichen und doch befremdlichen Klaviatur der knüppelfetten Omnipotenz schlagen sich MASTODON also fast eine Stunde lange die Stoßzähne aus dem Schädel, lassen 70s Hardrock mit Frickelei aus der Progschule kollidieren, führen Queens-Of-The-Stone-Age-Gesangsfärbungen ein und reihen im destruktivistischen Stil eine Schnapsidee an die nächste, ohne sich einen feuchten Kehricht um das äußere Gesamtbild zu scheren. Dabei klingt die Platte eigentlich sogar viel weicher und kommerzieller als alles zuvor. Da ist nicht mehr diese intensive Dichte der frühen Hardcore-Platten, bei dem man das Gefühl hatte, da wurde in unmenschlich engen Maschen ein königlicher Metallteppich gewoben, auch der mathematische Bogen des bislang einzigen lupenreinen Prog-Ausrutschers "Crack The Skye" wird vergeblich gesucht. Dies ist nun eher ein reich gedecktes Buffet, bei dem auch das Auge mitisst, und so wirkt "Once More `Round The Sun" fast ein wenig wie der ungestüme, trampelhafte, sorg- und konzeptlose kleine Bruder von BARONESS’ "Yellow & Green", das ähnlich farbenfroh, jedoch bei weitem andächtiger war.
FAZIT: Lässt man sich einmal drauf ein, kann man mit "Once More `Round The Sun" einen schönen 2014er Sommer verbringen. Offenkundig wurde die mit "The Hunter" entdeckte Konzeptlosigkeit zutiefst genossen und sie möchte nun – quasi als Konzept – weitergeführt werden. Die neue Platte ist zugleich schlechter und besser als ihr Vorgänger, mit anderen Worten: sie ist spaßiger. Dynamischer. Schlichtweg einen Hauch relevanter. Und doch schlägt man verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen, bedenkt man die Perlen im Archiv jener Musiker, die da so fröhlich mit Säuen werfen.
10 von 15 Punkten
Durchschnittspunktzahl: 10 von 15 Punkten.
Damit Einstieg auf Platz 36 in den Massen-Review-Charts.