Partner
Services
Statistiken
Wir
Interview mit Never Void (06.03.2011)
NEVER VOID, der Name lässt mich spontan an Stoner Rock denken. Als sich jedoch das aktuelle Album „A Grain Thrown In The Sandbox” das erste Mal in meinem CD-Schacht ans Rotieren macht, überrascht mich eine perfekte Mischung aus Death Metal, Death Core und (Achtung!) Progressive Rock. Grund genug, dieser noch recht jungen Band ein größeres Forum zu bieten. Gitarrist Christian war trotz Grippe-Attacke bereit, sich meinen Fragen zu stellen.
Hallo Christian, NEVER VOID sind ja noch eher unbekannt, ich denke die Basics wären zu Beginn nicht schlecht, also: Wer? Was? Warum? Wer stinkt so, dass eurer Line-Up nicht so richtig stabil bleiben will?
Wir haben uns irgendwann 2004 gegründet, damals mit der Idee irgendwas zwischen QUEENSRYCHE und MR. BIG zu machen. Hat nicht ganz geklappt, ist dann doch etwas anderes geworden. Unser Sound hat sich über die Jahre immer wieder verändert. Das ist uns auch wichtig, da wir wenig Lust haben, uns zu wiederholen. Im Grunde ist das für uns aber nichts Besonderes. Wir schreiben eben Songs, ohne bewusst ein Ziel im Kopf zu haben. Wir setzten uns jetzt nicht hin und sagen: „Diesmal soll es so oder so klingen“. Das passiert einfach spontan, egal ob jetzt einer wie früher die Songs alleine schreibt oder wir es zusammen im Proberaum tun.Der sich immer wieder ändernde Sound hat natürlich auch was mit den gefühlt einer Million Line-Up-Wechseln zu tun. Jetzt scheint es, als hätten wir eine recht stabile Besetzung, die nun bestehen wird.
Warum es so viele Wechsel gab, weiß ich nicht genau. Ich denke, es hat damit zu tun, welchen Stellenwert man der Musik in seinem Leben einräumt. Der ist bei uns nun mal sehr hoch. Manche Leute merken einfach mit der Zeit, dass es vielleicht noch andere Dinge neben der Musik gibt. Das ist ja auch völlig okay.
Um die Frage nach dem WAS zu beantworten: Wir sehen unsere Band als Gesamtpaket, also die Musik, unser Sound, unsere Artworks, die Texte und auch das Licht bei unseren Konzerten. Besonders in das Licht setzten wir im Moment viel Mühe und Energie, um mit unseren Mitteln das Maximum rauszuholen.
Was bedeutet NEVER VOID für euch als Name?
Der Name hat für uns als Band eine Bedeutung. Allerdings wollen wir nicht die Vorstellungen, die jeder einzelne mit dem Namen verbindet, zerstören. Daher behalten wir „unsere” Bedeutung für uns. Ich denke, der Name ist wunderschön, um sich dazu Bilder oder Zusammenhänge auszudenken. Das macht doch mehr Spaß, als unsere vielleicht langweilige Idee hinter dem Namen zu kennen. Außerdem klingen die beiden Wörter gut, eigentlich gegensätzlich, aber zusammen dennoch schön.
Schreibst du die meiste Musik für NEVER VOID? Der komplette Aufnahmeprozess war ja recht lang, bist du Perfektionist?
Mein Bruder Stefan hat die gesamte Musik auf AGTITS geschrieben. Na ja, bis auf ein paar kleine Ausnahmen. Er hat auch die komplette Produktion geleitet. Wir sind zwar schon krasse Perfektionisten, dass die Aufnahmen aber so lange gedauert haben, hatte damit nichts zu tun. Da gab es einfach unendlich viele Probleme technischer Natur. Abgerauchte Rechner, kaputte Gitarren und dergleichen. Das hat einfach viel Zeit und Nerven gekostet. Aber mit dem Resultat sind wir so zufrieden, dass wir denken, dass es das Wert war. Wir nehmen ja alles selber auf, da kann so was halt passieren.
Aber wir wollen nicht in ein teures Studio gehen, wo alles schnell gehen muss und man sich nicht aus Details konzentrieren kann. Es ist uns sehr wichtig, in dieser Hinsicht weitestgehend autonom zu sein.Wir wollen mit Sounds experimentieren und uns auf spontane Ideen einlassen können, ohne zu wissen, dass jede Stunde Geld kostet. Trotzdem setzten wir uns meist klare Deadlines, um nicht völlig ins Uferlose zu driften.
Wie kam eurer Kontakt zu THE OCEAN-Shouter Meta und DISBELIEF-Drummer Corny Althammer zustande? Auch beim Mix und Mastering habt ihr mit Jochen Jacobs (TEXTURES) ja nicht gerade gekleckert.
Wir haben ganz einfach überlegt: „Wie schaffen wir es, soviel C-Prominenz wie nur möglich auf unser Album zu kriegen, um durch Namedropping ganz nach oben zu kommen“. Ne Spaß, das war eigentlich ganz einfach.
Meta haben wir einfach eine Mail geschrieben, ob er Lust hat die CD einzusingen. Ich bin schon lange ein großer Fan von THE OCEAN und fand seine Stimme schon immer sehr beeindruckend. Ursprünglich sollte er nur auf „Good Luck And A Gun” zu hören sein. Als dann aber unser Sänger Phil während den Aufnahmen gegangen ist, haben wir Meta einfach gefragt, ob er die ganze CD einsingen will.
Mit Corny hatten wir es noch einfacher. Den kenne ich schon ziemlich lange, er spielt in der Band meines Cousins DEAD EYED SLEEPER, mit der wir gut befreundet sind und ist einer der besten Schlagzeuger, die ich überhaupt kenne. Als unser alter Drummer Stephan dann ausgestiegen ist, das Studio aber schon gebucht war, haben wir einfach Corny gefragt. Er hatte dann nur 6 Wochen Zeit, die Songs zu lernen. Das war schon eine Herausforderung.
Schon bevor wir aufgenommen haben, war klar, dass wir das ganze bei Jochem Jacobs mixen und mastern lassen wollen. Der Sound, den er macht, ist einfach der Hammer. Sehr fett und brutal ohne steril und kalt zu klingen. Er hatte sofort Bock mit uns zu Arbeiten und ohne ihn wäre das Ergebnis sicher nicht halb so gut.
Wer hat den ganzen Spaß eigentlich finanziert? Sicher habt ihr irgendwelche reguläre Jobs?
Wir studieren alle bzw. haben einen ganz normalen Job. Das Ganze hat uns finanziell schon ziemlich die Hose runtergezogen. Das war echt hart und ging soweit, dass wir Teile unseres Equipments oder andere Sachen verkauft haben. Aber das ist okay, es gehört eben dazu.
Bastau Bitch scheint mir eurer eigenes Label zu sein? Wurde es aus der Not geboren oder um euch Unabhängigkeit zu garantieren?
Bastau Bitch ist wirklich mehr ein Spaß als alles andere. Es ist sozusagen unser Haus-Label. Alles was wir selber herausbringen, erhält das kleine Logo. Das hat aber keine weitere Bedeutung.
Liest man euren Promotext, sind eure Ansprüche ja recht hoch. Bisher könnt ihr sie in meinen Augen ja erfüllen. Hast du Angst, irgendwann nicht mehr deiner musikalischen Vision nachgehen zu können, sondern größere Kompromisse eingehen zu müssen, sei es wegen Label oder Lebensumständen?
Eigentlich mache ich mir darum wenig Gedanken. Wegen einem Label schon mal gar nicht. Ich würde eher gar keine Musik herausbringen, als mir vorschreiben zu lassen, wie ich Songs zu schreiben habe.
Lebensumstände sind da schon was anderes. Letztendlich glaube ich, dass man das nur begrenzt beeinflussen kann. Mag sein, dass wir irgendwann aus welchen Gründen auch immer unsere Musik nicht mehr so machen können wie im Moment. Aber darüber nachzudenken wäre Zeitverschwendung.
Das mit dem Anspruch stimmt schon. Wir proben einmal in der Woche für ca. 8 Stunden. Wir wollen einfach einen sehr eingespielten, tighten Sound. Dafür muss man viel üben.
Wir haben eine klare Vorstellung, wie wir diese Band machen wollen und so lange wir das so ohne größere Einschränkungen machen können, ist alles gut. Ich glaube, wir sind da auch sehr kompromisslos. Wir lassen uns nicht gerne reinreden und sind vielleicht in der Hinsicht ein wenig stur.
Eure Mischung aus Deathcore/Deathmetal/Progressiv ist ja sehr eigen. Musiker hören Vergleiche ja nicht immer gerne, aber welche Bands/Musiker haben dich eigentlich maßgeblich beeinflusst?
Mit Deathcore haben wir in etwa so viel zu tun, wie Lena mit Cannibal Corpse. Um genau zu sein, finden wir die meisten Bands dieser Schublade musikalisch regelrecht zum Kotzen. Ich will wirklich niemanden beleidigen, aber es ist halt Mainstream-Musik. Im Grunde genau das Gleiche wie Lena oder andere Eintagsfliegen. Es ist ein Trend, der hoffentlich bald durchgestanden ist. Es sollte um Musik und im weitesten Sinne um Kunst gehen, nicht um Klamotten, Frisuren oder darum, wer das bunteste Bandshirt hat.
Im Grunde haben wir es nie verstanden, warum Musik immer zwanghaft einem Subgenre zugeordnet werden muss. Ich denke, dass das letztendlich nur ein Mechanismus ist, um Musik besser zu verkaufen. Wir waren auch nie Teil einer bestimmten Szene oder so. Uns geht es einfach um Musik und den Inhalt, den wir damit transportieren wollen.
Uns haben Bands wie THE OCEAN, MASTODON, MESHUGGAH, CONVERGE oder TRAP THEM, aber auch GOJIRA, ISIS, LED ZEPPELIN oder BEHEMOTH beeinflusst. Wahrscheinlich noch ca. tausend andere Bands. Jeder von uns hört sehr viel verschiedenes Zeug. Ich persönlich höre in den letzten Jahren viel Hardcore und Post-Hardcore, mein Bruder Stefan auch. Er hört allerdings sicher noch mehr Death Metal als ich. Stephan, unser Schlagzeuger, steht total auf Klassiker wie AEROSMITH, GUNS ´N´ROSES oder auch Elvis. Aber auch SLIPKNOT oder LAMB OF GOD findet man auf seinem MP3 Player.