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Interview mit Callejon (09.08.2012)
Ein Plattenvertrag beim Major Sony, der Einstieg des neuen Albums "Blitzkreuz" (Review) auf Platz 9 in den deutschen Albumcharts - die rheinischen Metalcore'ler CALLEJON erklimmen die Karriereleiter derzeit mit atemberaubender Geschwindigkeit. Die neuen Superstars der harten deutschsprachigen Musik? Das werden dann wohl die nächsten Platten zeigen. Dass die Band aber angesichts der Erfolge nicht abgehoben ist, sondern den Boden der Tatsachen im Auge behält, zeigt das Interview mit Gitarrist Bernhard Horn, der unsere Fragen ausführlich beantwortet.
Hallo und herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung eures neuen, inzwischen vierten Albums "Blitzkreuz". Meine Frau kennt euch noch aus euren Anfangstagen und zumindest deine damalige Freundin Sara von der Düsseldorfer Uni. Zehn Jahre später seid ihr bei einem Majorlabel unter Vertrag und somit auf der Karriereleiter einen mächtigen Schritt nach oben geklettert. Klar, dass ihr euch das damals nicht habt träumen lassen. Wie fühlt sich das heute an? Wie ein wahrgewordener Traum?
Hi, erst mal vielen Dank für die Glückwünsche! Tatsächlich bin ich immer noch mit meiner Freundin von damals zusammen – die Liebe zu CALLEJON ist also nicht die einzige, die die letzten zehn Jahre überstanden hat. In dieser Zeit hat sich bei der Band ja eine Menge getan, allerdings ist das alles nicht von jetzt auf gleich passiert, sondern Schritt für Schritt. Alles, was wir erreicht haben, haben wir uns erarbeitet und erkämpft, und ich glaube, dass das für uns als Band eine sehr wichtige Erfahrung war. Wir wissen, dass all das nicht selbstverständlich ist, und auch nicht für immer andauern muss. Dass all das einer natürlichen Entwicklung entsprungen ist, gibt uns, denke ich, eine gesunde Einstellung zu unserem Erfolg. Es ist natürlich auch die Erfüllung eines Traums, aber wenn man hinter die Kulissen dieses ganzen Musikbusiness schaut, und ein paar Abläufe mitkriegt, bekommt man auch eine andere Einstellung zu solchen Dingen. Es ist längst nicht alles so glamourös, wie es verkauft wird. Also im Klartext: Wir freuen uns, aber wir drehen auch nicht komplett durch. Wir sind einfach einfach froh, das machen zu können, was uns am meisten Spaß macht.
Ihr habt mit dem Neueinstieg auf Platz 9 die Top 10 der deutschen Albumcharts geknackt. Was hattet ihr euch realistischerweise ausgemalt oder was hattet ihr erwartet? Als Major-Band hat man doch zumindest schon mal höhere Erwartungen was Chartentries oder das Medieninteresse allgemein angeht, oder?
Wir sind ja mit unserem Vorgängeralbum bereits auf Platz 31 der Albumcharts gegangen, und wir haben natürlich gehofft, das toppen zu können. Dass es dann am Ende in die Top Ten geht, hatten wir echt nicht erwartet. Und egal, ob wir bei einem Major sind, oder nicht, wir sind nun mal eine Metalband, da ist das nicht selbstverständlich. Natürlich hilft es, bei einem Label zu sein, das eine größere Breitenwirkung hat als ein Ein-Mann-Indie, aber letztendlich hängt es immer an der Musik und an den Leuten, die sie hören.
Könnt Ihr inzwischen davon leben, Musiker zu sein oder kommt das jetzt erst? Geht ihr noch anderen Tätigkeiten nach, um Geld zu verdienen und wenn ja, welchen?
Wir können mittlerweile davon leben, dass wir Musik machen, und auch, wenn wir keinen Porsche, keine Yacht und keine riesige Villa besitzen, ist das natürlich eine große Befriedigung, und eröffnet uns als Band auch viel mehr Möglichkeiten. Unser Sänger Basti und ich haben vor zwei Jahren außerdem eine Werbeagentur gegründet, die wir natürlich weiterführen, und deren Aufgabenbereicht sich auch stark mit CALLEJON überschneidet. Ansonsten hat auch jeder bei uns eigentlich noch die eine oder andere Nebentätigkeit, unser anderer Gitarrist und unser Drummer geben Instrumentenunterricht, und unser Basser studiert nebenbei.
In Eurem Wikipedia-Eintrag steht, dass ihr euch 2010 in beiderseitigem Einverständnis von Nuclear Blast getrennt habt. Das verwundert zunächst, denn beim größten Metal-Label Deutschlands ist eine Band doch immer gut aufgehoben. Dann erfuhr man, dass ihr jetzt bei Sony seid. Hat Sony euch also aus eurem Vertrag bei NB herausgekauft? Oder wart ihr doch nicht ganz zufrieden mit der Arbeit von Nuclear Blast?
Als wir uns von Nuclar Blast getrennt haben, hatten wir noch gar kein neues Label in Aussicht. Es ist nicht so, als hätten NB schlechte Arbeit geleistet, aber unsere Arbeitsweise und die Idee von CALLEJON waren nicht wirklich kompatibel mit denen von Nuclear Blast. Am Ende haben wir uns darauf geeinigt, dass es für beide Parteien das Beste ist, getrennter Wege zu gehen. Dass Nuclear Blast dazu bereit waren, war ein feiner Zug - sie hätten uns auch einfach im Vertrag halten können. Insofern gibt es kein böses Blut. Der Schritt zu Sony kam dann erst einige Zeit später. Wir haben uns mit verschiedenen Labels unterhalten und sind letztendlich dahin gegangen, wo wir die meiste Handlungsfreiheit haben - auch wenn man das bei einem Major wie Sony eigentlich nicht erwarten würde.
Mal ganz ehrlich: habt ihr durch den Wechsel zu einem Major an "künstlerischer Freiheit" eingebüßt? Oder hält sich Sony komplett aus den musikalischen Dingen heraus und lässt euch völlig autark das machen, was ihr wollt?
Wie gesagt – wir haben bei Sony, bzw. bei Four Music, wo wir ja eigentlich gesignt sind, alle musikalischen und künstlerischen Freiheiten. Wir sprechen uns natürlich mit dem Label ab, aber uns obliegen die Entscheidungen über die Inhalte. Four ist ja auch ein Label, das nicht gerade auf Metal spezialisiert ist, und deshalb sind sie auch oft ganz froh, wenn wir ein paar Vorschläge machen.
Ich würde nicht grundsätzlich behaupten, dass die Songs auf "Blitzkreuz" jetzt großartig massentauglicher geworden wären. Songs wie "Meine Liebe" oder auch "Kind im Nebel" haben trotzdem das Zeug dazu, auch mal im Radio gespielt zu werden, zumindest auf Sendern wie 1Live. Zumal in beiden Songs kaum Geschrei vorkommt, was den normalen Radiohörer ja eher abschrecken würde. War das auch ein bisschen der Vater des Gedankens, als die Songs entstanden? CALLEJON endlich mal tagsüber im Radio zu hören wäre ja zumindest ein beachtlicher Erfolg.
Es ist ja nicht das erste mal, das wir etwas ruhigere oder "balladeske" Töne anschlagen. Außerdem sind alle Songs, die auf dem neuen Album sind, aus der Entwicklung heraus entstanden, die diese Band gemacht hat. Wir haben nicht auf Radiotauglichkeit oder sonst irgendwas hingearbeitet. Unsere Maxime ist es immer, Songs zu schreiben, die wir selber als Musikfans hören wollen würden.
Das Album hat mit "Blitzkreuz" einen sehr simplen Titel, es heißt einfach so, wie euer Bandsymbol aussieht. Man kennt das ja, dass Bands ein Album nach sich selbst benennen, wenn es in gewisser Weise einen "Wechsel", also zum Beispiel einen Stilwechsel oder eine Änderung, wie eine neue Plattenfirma, gibt. Hattet ihr einen ähnlichen Gedanken bei der Suche nach dem passenden Albumtitel?
Wir hatten ursprünglich die Idee, das Album ganz einfach "Callejon" zu betiteln. Letztendlich haben wir uns aber für "Blitzkreuz" entschieden, weil wir erstens das Blitzkreuz-Symbol sowieso synonym für CALLEJON benutzen. Zweitens hat "Blitzkreuz" aber auch noch einen eigenständigeren, epischeren Klang, es steht stellvertretend für alle Inhalte, die CALLEJON transportieren. Es auch tatsächlich so, dass dieses Album für uns einen Neuanfang markiert, einen Befreiungsschlag. Es ist die Essenz dieser Band.
Wie kam es dazu, dass mit Colin Richardson und Ted Jensen zwei ziemlich angesehene Knöpfchendreher Hand an "Blitzkreuz" gelegt haben? Durftet ihr euch das wünschen oder kamen diese Vorschläge vom Label? Ist schon ein geiles Gefühl, wenn solche Leute die eigene Musik veredeln, oder?
Beide Entscheidungen, sowohl den Mix von Colin Richardson machen zu lassen, als auch Ted Jensen mit dem Mastering zu beauftragen, sind von uns gekommen. Colin Richardson ist ja im Metal eigentlich schon eine Legende. Er hat von MACHINE HEAD über SLIPKNOT, BULLET FOR MY VALENTINE oder TRIVIUM bis hin zu CARCASS und AS I LAY DYING so viele Alben gemacht, die zu unseren Favoriten gehören, dass ein Mix von ihm für uns echt schon die Erfüllung eines lange gehegten feuchten Traums ist. Von Ted Jensen will ich gar nicht anfangen, der ist über jeden Zweifel erhaben.
War es eigentlich schwer, Mille Petrozza zum Mitmachen an "Porn From Spain 2" zu bewegen? Und hat er sich mal dazu geäußert, wie er eure Musik findet?
Mit Mille hatten wir schon länger Kontakt, und seit einiger Zeit stand auch im Raum, ein Feature bei uns zu machen, insofern ging es eigentlich ziemlich schnell. Mille ist Fan von CALLEJON, wir haben mal auf einem Festival zusammen gespielt, und er ist einfach zu uns rüber gekommen, und hat uns erzählt, dass er auf unsere Musik steht... ein total netter, höflicher Mensch, ein interessierter und aufgeschlossener Musikfan, und die trueste Legende des deutschen Metal.
Im Promozettel wird direkt erst einmal die rhetorische Keule geschwungen, indem ein völlig unpassender Begriff zu RAMMSTEIN gezogen wird. In der "Fachpresse", also in Rock- und Metal-Magazinen, egal ob Print oder online, wird so etwas natürlich schnell als Unsinn enttarnt. Man muss aber davon ausgehen, dass die fachfremde Presse, die sicherlich auch bemustert wurde, so etwas dankbar aufnimmt, weil die jeweiligen Redakteure eh keine wirkliche Ahnung von eurer Musik haben. Nervt so was oder nimmt man es einfach hin?
RAMMSTEIN ist eine großartige Band, die wir mehr als schätzen, deshalb gibt es für uns weitaus Schlimmeres, als mit ihnen verglichen zu werden. Aber wenn man sich genauer mit uns auseinandersetzt, wird man schnell zu dem Schluss kommen, dass die Parallelen beider Bands, von den deutschen Texten mal abgesehen, eher spärlich sind. Abgesehen davon ist meistens auch ganz erfrischend, von fachfremder Presse interviewt zu werden, die fragen nicht immer den selben Kram.
Sozialkritik und Gesellschaftskritik sind Themen in euren Texten. Welche gesellschaftlichen Entwicklungen sind euch im Speziellen ein Dorn im Auge? Was prangert ihr an?
Wir sind keine Band, die etwas explizit anprangert oder eine bestimmte politische Position vertritt, das bedeutet aber nicht, dass wir keine Meinung zu Themen haben, die auch politische oder soziale Bereiche tangieren. Man muss kein Soziologe sein, um zu erkennen, dass es immense Probleme gibt, wie die zunehmende Spaltung in arm und reich, die Schädigung der Umwelt, die nach wie vor vorhandene Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung oder sozialer und ethnischer Herkunft, während wir uns von der vielbeschworenen Kulturindustrie berieseln lassen, die uns glauben machen will, dass es das Wichtigste ist, schön, reich und beliebt, oder wenigstens 15 Minuten im Fernsehen zu sein. Von den globalen Problemen der Ressourcenknappheit, der demographischen Entwicklung, der Ausbreitung von Hunger und Aids, der unzähligen undemokratischen Regimes, usw., mal ganz abgesehen. Es ist eine Menge im Arsch, und auch wenn wir die Lösung nicht haben, müssen wir danach suchen, anstatt so zu tun, als wäre immer alles vollkommen in Ordnung.
Hat man immer eigentlich die Hoffnung, zumindest im Kleinen etwas ändern zu können?
Ein Stück dieser Hoffnung muss man sich bewahren. Man hat die Möglichkeit, für sich selbst reflektierte Entscheidungen zu treffen. Und man kann, wenn man Glück hat, ein paar Menschen zum Nachdenken bringen.
Ich hätte gerne Statements zu derzeit aktuellen gesellschaftlichen und / oder politischen Themen. Das erste hat mit dem veränderten Nationalgefühl vieler Deutscher zu tun. Seit der Fußball-WM 2006 "darf" man ja wieder deutsche Fahnen schwenken und ein bisschen stolzer auf sein Land sein, als vorher. Das sieht man jetzt bei der laufenden EM wieder sehr deutlich. Viele sehen das als Erleichterung an, andere sehen in dieser Form von verändertem Nationalgefühl eine Gefahr. Wie denkt ihr darüber?
Ich bin kein großer Fußballfan, und diese Art von Begeisterung ist für mich etwas befremdlich, aber ich kann auch keine wirkliche Gefährlichkeit in dieser Entwicklung erkennen. Ich bin froh, in Deutschland zu leben, denn es gefällt mir hier, die meisten Leute, die ich treffe, sind aufgeschlossen und freundlich, und auch, wenn längst nicht alles perfekt ist, haben wir im globalen Vergleich doch Glück mit unserer politischen Situation. So etwas wie Stolz auf mein Land empfinde ich nicht, aber es ist mir auch nicht peinlich. Diese Welt hat schon Millionen von Jahren existiert, bevor sich Menschen das Konstrukt des Staates ausgedacht haben.
Das zweite Thema hat mit der GEMA zu tun. Die will ja ihre Tarife reformieren, worin viele Clubbesitzer eine Bedrohung ihrer Existenz sehen und was eine starke Veränderung in der Musiklandschaft, was Livekonzerte angeht, bewirken könnte. Wie steht ihr dazu? Macht ihr euch Gedanken darüber? Sorgen müsstet ihr euch doch theoretisch nicht machen, denn wenn das neue Album gut läuft, wird euer Label ja schon dafür sorgen, dass ihr in angemessen großen Hallen spielen könnt und nicht mehr in kleineren Clubs auftreten müsst – leicht ketzerisch gesagt…
Erst mal ist grundsätzlich zu sagen, dass das Label nichts mit unseren Konzerten zu tun hat, die werden von unserer Bookingagentur gebucht. Aber es stimmt natürlich, dass es bei uns auch live momentan sehr gut läuft. Zweitens ist es so, dass die GEMA die Einhaltung und Vergütung von Urheberrechten regelt, das heißt, in erster Linie die Interessen der Musiker und Künstler vertritt. Meiner Meinung nach gibt es ein zunehmend schwindendes Bewusstsein dafür, dass Musik (oder Kunst im Allgemeinen) nicht umsonst ist und auch nicht sein darf. Jeder halbwegs professionelle Künstler weiß, wie viel Arbeit, Aufwand, Mühe und Geld es kostet, seiner Tätigkeit auf einem entsprechenden Niveau nachzugehen, und wie schwer es ist, einen entsprechenden finanziellen Gegenwert dafür zu bekommen. Vor allem ist es schwer für Newcomer und noch nicht etablierte Künstler, die Großen haben diesbezüglich weniger Probleme, denn da gibt es genügend andere Einnahmequellen. Das schlägt sich auf lange Sicht auf die Vielfältigkeit und Qualität von Musik nieder, und das will doch eigentlich niemand. Ich bin der Meinung, dass es eine Vielzahl von Betätigungsfeldern gibt, in denen die Bezahlung wirklich ungerechtfertigt hoch ist, aber für Musiker gilt das bestimmt nicht. Wie die vorgesehene Tarifreform der GEMA in Bezug auf Clubs aussieht, weiß ich im Detail nicht, aber ich kann natürlich verstehen, dass die in einem ausgewogenen Verhältnis sein sollte, gerade weil Clubs natürlich auch für Bands eine extrem wichtige Anlaufstelle sind. Viel ungerechtfertigter finde ich jedoch, dass ein milliardenschwerer, globaler Konzern wie Google (dem Youtube gehört) nicht bereit ist, für die zweifelsfrei vorhandene Nutzung von urheberrechtlich geschützten Inhalten Bruchteile von Cents zu bezahlen, während er sich an den Werbeeinnahmen dumm und dämlich verdient.
Euer ehemaliger Bassist verstarb 2010. Ihr habt mit "Vergissmeinnicht" und "Bevor du gehst" zwei Songs auf dem Album, die das Thema Abschied bzw. Verlust haben. Besteht da ein Zusammenhang oder sind die Texte dieser Songs eher allgemein gehalten bzw. auf andere Erlebnisse bezogen?
Der überraschende Tod unseres ehemaligen Bassisten hat uns natürlich getroffen und beschäftigt, auch, wenn wir nach seinem Ausstieg eigentlich kaum noch Kontakt zu ihm hatten. Diese Begebenheit ist sicherlich auch in das Songwriting und die Stimmung, in der das Album entstanden ist, mit eingeflossen. Jedoch sind die Texte tatsächlich eher allgemein gehalten und beziehen sich auf unterschiedliche Erlebnisse, die wir gemacht und Emotionen, die wir durchlebt haben.
"Kind im Nebel" erinnert mich textlich ein bisschen an DIE TOTEN HOSEN – Kompliment oder Beleidigung?
Würde ich selber zwar höchstens entfernt in Richtung Hosen einordnen, aber in jedem Falle eher Kompliment. Eine Band mit einer unfassbaren Anzahl ganz großer Songs.
Mir ist zudem aufgefallen, dass der Text des Songs im Gegensatz zum Sprichwort "Ein jeder ist seines eigenen Glückes Schmied" steht. Warum also der wehmütige Blick zurück, wenn man es doch selber in der Hand hat, dass einem das Gesicht im Spiegel morgens immer noch gefällt? Ich zumindest bin nicht der Meinung, dass mit 18 oder 22 alles viel cooler war, als jetzt mit 34…
Wir sind auf jeden Fall Vertreter der Meinung, dass man seines eigenen Glückes Schmied ist – CALLEJON ist der existierende Beweis dafür. Der Song greift eine ganz bestimmte Stimmung auf, die man manchmal hat, wenn man Nachts um zwei an der Theke steht. Wir sind Ende zwanzig, und zum ersten Mal wird uns bewusst, dass unsere Jugend vorbei ist und nicht mehr zurück kommt, auch, wenn wir uns oftmals auch anders benehmen. Wir sind erwachsen geworden, ohne es richtig zu merken, aber das ist nichts Schlimmes, sondern etwas Gutes, es ist nur anders. Und doch wünscht man sich ab und an diese Zeit zurück, in der man vollkommen unbeschwert war und nicht weitergedacht hat als bis zum nächsten Tag. Vielleicht ist der Song aber auch nur der Versuch, das Beste aus dieser Zeit mitzunehmen und für sich zu bewahren.
Ein paar einfachere Fragen zum Ende… was sind deiner Meinung nach die fünf wichtigsten deutschsprachigen Alben, unabhängig vom Genre? Du darfst jetzt übrigens keines von CALLEJON nennen, sorry…
Okay, das ist meine persönliche Top 5, Reihenfolge ist unerheblich:
RAMMSTEIN "Reise, Reise"
DIE FANTASTISCHEN VIER "Vier gewinnt"
SLIME "Alle gegen Alle"
HERBERT GRÖNEMEYER "Mensch"
SUCH A SURGE "Under Pressure"
Freust Du Dich schon darauf, Fortuna Düsseldorf kommende Saison gegen den BVB, die Bayern oder Gladbach zu sehen? Oder hast Du es nicht so mit Fußball oder der Fortuna?
Ich bin echt sehr wenig an Fußball interessiert, aber der Fortuna gönne ich die erste Liga allemal!
Ausgehen in Düsseldorf – wohin und warum? Oder doch lieber direkt nach Köln?
Die Altstadt ist, seit man uns das erste Bier verkauft hat, ein bisschen unser Wohnzimmer, und auch, wenn es am Wochenende manchmal ziemlich ätzend sein kann mit den ganzen Junggesellenabschieden etc., gibt es einfach ein paar Stammkneipen, in denen wir wahrscheinlich noch mit sechzig abhängen werden. Ansonsten gibt es in Düsseldorf ziemlich viele nette, kleine Restaurants, ein paar wenige Clubs in denen auch mal ganz geile Konzerte sind, und nirgendwo kann man so schön am Rhein sitzen wie im Düsseldorfer Norden. Köln ist auch ganz geil, wenn man mal auf Party gekämmt ist, ich habe in Köln studiert, und auch da kann man super einen drauf machen.
Und zum guten Schluss noch ein paar einfache Entscheidungsfragen… eine Begründung der jeweiligen Antwort wäre nett. DIE TOTEN HOSEN oder DIE ÄRZTE?
Beide geil, aber als Düsseldorfer natürlich trotzdem Hosen.
Berlin oder Hamburg?
Berlin ist im Sommer super, im Winter wird’s mir da zu kalt, außerdem stehe ich mehr auf Hafenkneipe als auf laktosefrei-fettreduzierte-stylo-Macchiato-Bar, deshalb Hamburg.
HEAVEN SHALL BURN oder CALIBAN?
Schwer zu sagen, für mich unentschieden. Aber wenn man beide gegeneinander in den Ring stellen würde, würde Maik von HSB wahrscheinlich versuchen, das in einer Diskussion zu klären, während Patrick von Caliban einfach alle platt macht.
Wacken Open Air oder With Full Force?
Wacken war mein erstes Festival, aber beim Full Force gibt es immer Schnaps bis man umfällt. Also erst With Full Force, Lebertransplantation in Leipzig, und direkt ab nach Wacken.
RockHard oder Metal Hammer?
Wenn man sich die Reviews zu Blitzkreuz ansieht wohl eher Metal Hammer, haha.
T-Shirt-Farbe: klassisch schwarz oder quietschbunt?
Dunkelschwarz, alles andere ist Hippiekacke.
Fleischfresser oder Blumenesser?
Blumenkind, das sich das Biofleisch nicht immer verkneifen kann.
Alt oder Pils?
In der Altstadt immer Alt, in der Ferne immer Pils, und egal wo man ist – auf keinen Fall Kölsch...
Danke fürs Beantworten meiner Fragen und alles Gute für euch und eure Zukunft!
Danke für das coole Interview, hat Spaß gemacht!
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