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Interview mit Sios (14.11.2012)

Sios

Bezüglich des Fantasy-Konzeptalbums der Alternative Progger SIOS gab es einige Gründe zum Nachhaken. Wir taten es bei ihrem auskunftsfreudigen Gitarristen Christian.

Erzähl mal, wie ihr dazu gekommen seid, Musik zu machen.

Jeder von uns kommt von einer anderen Baustelle. Ich sang in meiner Kindheit in Chören und brachte mir selbst das Klavierspielen bei. Irgendwann gelangte ich zur Gitarre und gründete eine Band nach der anderen. Meine Einflüsse reichen von Tool über Stanley Jordan bis zu Victor Wooten. Im Grunde genommen mag ich alles, was melodisch ist und Substanz birgt.
Gabriel wuchs mit einer Menge Musik um die Ohren auf. Sein Vater malt nicht nur fabelhaft, sondern ist auch ein fantastischer Musiker, also prägte er seinen Sohn stark künstlerisch, während April zur gleichen Zeit wie ich mit der Gitarre begonnen hat. Auch sie ist Autodidaktin und befasste sich schon früh mit dem rhythmischen Aspekt des Spielens. Dennoch ist sie keine typische Rhythmus-Klampferin, dafür aber eine echte Bereicherung für uns.
Phillip war übrigens ursprünglich Gitarrist und schwenkte auf den Bass um. Als er zum ersten Mal das Video zu "Welcome Home" von Coheed And Cambria sah, wollte er selbst in die Saiten langen. Er nahm eine Zeitlang Unterricht bei mir, bis ich einen Tieftöner für eine Band suchte. Phillip nutzte diese Gelegenheit und ist bis heute Basser geblieben. Auch er mag Victor Wooten, außerdem Michael Todd, Jaco Pastorius, Geddy Lee und viele andere Kollegen.

Euer Konzept befasst sich angeblich mit Selbstreflektion und -Entdeckung. Ist es eine typische Initiationsgeschichte?

Beides versinnbildlicht in der Story ein Ort, der Garten der Schatten. Er existiert in der Welt, die wir uns ausgedacht haben, und der Knackpunkt der Geschichte steckt in der Frage: Was geschieht, wenn sich die Schöpfung gegen ihren Schöpfer wendet? Wir beschränken uns weder auf einen einzigen Helden, noch gibt es nur einen Schurken. Jemand in ihrer utopischen Welt begeht Verrat, und alles geht vor die Hunde.

Außer der Liebe, die eine wichtige Rolle zu spielen scheint ...

Tja, Liebe ist eben immer ein wirksamer Katalysator für zünftige Katastrophen. Sie einfach aus der Gleichung zu kürzen ergäbe keinen Sinn. Liebe hat viele Gesichter und kann unserer Meinung nach in der entsprechenden Situation zu maßgeblichen Umwälzungen führen.

Wie habt ihr den Produzenten Kevin Antreassian für euch begeistern können?

Wir haben uns viele Gedanken gemacht, bevor wir ein Studio aufsuchten. Er kam uns wie die beste Wahl vor, also riefen wir ihn an und löcherten ihn mit Fragen, bis er uns zu sich einlud. Er verstand unsere Vision gleich von Anfang an. Uns war es eine Ehre, mit ihm zu arbeiten, und er ist vermutlich der geduldigste Mensch auf der Erde. Ein Album innerhalb eines engen Zeitrahmens fertigzustellen ist verflucht schwierig, zumal bei solch komplexer Musik wie unserer, aber Kevin verlor das Ziel niemals aus den Augen und hielt jeglichem Druck stand.

Was bedeutet euer Bandname im Zusammenhang mit der Geschichte auf dem Album?


Nun, es ist der Name eines der Helden. SIOS wurde im Zuge einer gewaltigen Auseinandersetzung zwischen zwei verfeindeten Völkern geboren. Er begreift, dass er die Macht besitzt, Leben zu schenken, und tritt die Story quasi los.

Wie gestaltet sich das Klima für Musik in New Jersey gegenwärtig?

Wir passen eigentlich nicht so richtig in die hiesige Szene, da wir eher progressiv ausgerichtet sind, und in Jersey gibt es eben viel Hardcore oder Post Punk. Bands, die ebenfalls aus dem Rahmen fallen, sind A Thousand Times Goodnight und Adapted, aber abgesehen von ihnen entspricht nichts der Musik, von der wir beeinflusst wurden. Mag sein, dass wir erst noch darauf stoßen müssen in dieser Gegend, aber bislang kennen wir niemanden dieser Art.

Euer Haupteinfluss ist recht offensichtlich; hättet ihr die zwangsläufigen Vergleiche nicht umgehen und keine Sciencefiction-Story wählen können?

Na ja, die Geschichte ist eigentlich nicht so futuristisch angelegt, sondern vielmehr in einer primitiven Vorzeit, und so eindeutig unsere Einflüsse auch sein mögen, kopieren wir niemanden. Grob gesagt mögen wir Kunst in epischen Dimensionen, und wenn etwa Claudio Sanchez von "Krieg der Sterne" inspiriert wurde, bedeutet dies nicht, dass er diese Quellen nachahmt, wenn er sich in seinem Schaffen darauf bezieht .Ich selbst habe mich nicht hingehockt und gefragt: Wie können wir noch deutlicher nach XY klingen?

Warum beginnt ihr mit dem zweiten Teil eurer Geschichte?

Die Art und Weise, wie sich die Ideen dazu entwickelten, ließ keine andere Möglichkeit zu. Ich mag es sehr gern, Geschichten zu erzählen und den Hörer im Dunkeln tappen zu lassen, damit er sich nach mehr sehnt. So wie wir uns im Laufe der Zeit ändern, nimmt das Konzept ebenfalls neue Wendungen, und es war beim besten Willen keine bewusste Entscheidung, mit Teil zwei der Saga zu beginnen.

Werdet ihr euren Stoff auch visuell umsetzen? Ich denke da etwa an Comics oder so.

Die Fans würden so etwas sicherlich begrüßen, aber einen Comic peilen wir nicht an, sondern eher einen Roman oder irgendetwas im Web. Schön wäre es, irgendwann einmal einen Film daraus zu machen, aber wir befinden uns ja noch in der Anfangsphase des Unterfangens. Ohnehin muss man sich nicht mit dem Konzept befassen, um Gefallen an unserer Musik zu finden. Das ist schlicht eine Option, die den Hörspaß vergrößern könnte.

Zwischendurch covert ihr gerne mal „Hotel California“; wie passt das in euer Konzept?

Ach, wir halten die Chose spannend für uns selbst und greifen eben auf viele Einflüsse zurück. Das Lied ist ein Meisterwerk; warum also nicht? Wir haben schon alles mögliche nachgespielt, die Bee Gees und System Of A Down. Grenzen bestehen für uns nicht.

Versklavt man sich nicht auch bis zu einem gewissen Grad, wenn man ein solches Konzept stemmt?

Wir unterwerfen uns dem Plot nicht notwendigerweise und werden damit brechen, wenn es nichts mehr zu sagen gibt. Als progressive Band mögen wir es, wenn alles einem steten Wandel unterworfen ust, und die Story bietet uns einen perfekten Ausgangspunkt, um in verschiedenen Richtungen auszuscheren. Wir tun, was uns Freude bereitet, und ist dies nicht mehr der Fall, hören wir auf und finden andere Möglichekeiten.

Was steht unmittelbar an in eurem Lager?

Momentan spielen wir ausgiebig live und schließen uns mit all den tollen Leuten kurz, die wir kennenlernen. Eine Tournee mit Bands wie Coheed And Cambria, Circa Survive oder 3 wäre genial.

Andreas Schiffmann (Info)
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