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Interview mit DANOS (14.11.2018)
DANOS haben soeben ihr Debüt "Doomsday Witchcraft" veröffentlicht und dürften nicht nur bei mir offene Türen mit ihrem dynamisch-krachigen Black / Thrash Metal eintreten. Die Emsdettener betreiben ihre Hexerei im Zwielicht der Finsternis aus hörbarem Spaß an der metallischen Freude und mit enormer Durchschlagskraft. Zugegeben, meine euphorisch geschriebene Rezension wuchert nur so mit großen Namen und noch größeren Klischees - und dennoch: DANOS hauen auf den Putz, dass die Wände wackeln, und sich einige "arrivierte" Bands ein Beispiel an ihrer Leidenschaft und Aufnahme-Alchemie nehmen könnten. Den Jungs mit einem Rucksack Fragen aufzulauern, war nicht nur eine Frage der Ehre. Ein solch starker Newcomer hat einfach die Aufmerksamkeit eines jeden Metal-Heads verdient, der "Underground" im besten Sinne zu schätzen weiß.
Moin! Zunächst mal Hut ab für Euer soeben veröffentlichtes Debut-Album, das mit enormer Spielfreude und Durchschlagskraft voll auf die Zwölf thrasht und keine Gefangenen macht! Seid Ihr Euch im Klaren, dass Ihr da einen echten Hammer rausgehauen habt, oder seid Ihr noch im Post Recording Blues und einfach nur froh, mit "Doomsday Witchcraft" endlich bei Bibelkreisen rund um Emsdetten vorstellig werden zu dürfen?
Julian: Wir haben hart für die Platte gearbeitet und sind froh, dass wir das Ergebnis endlich präsentieren dürfen. Es ist immer interessant, wenn man der Außenwelt die eigene Musik vorstellt. Erst dann zeigt sich, welche Songs gut ankommen. Wir sind gespannt auf die Reaktion der Leute und hoffen, dass unser Album nicht nur in den örtlichen Bibelkreisen bekannt wird. Wir für unseren Teil, sind sehr stolz auf unseren ersten Longplayer.
Bereits in meiner Rezi habe ich unterstellt, dass allein vom Klangbild her einige Eurer Faves auf der Hand liegen. War es von Anfang eine ausgemachte Sache, Euch mit DANOS auf deren Fährten zu begeben und Teil der "Underground Resistance" zu werden?
Dino: Wir haben bereits in unseren Anfängen Songs von Venom, Darkthrone und Toxic Holocaust gecovert. Des Weiteren sind wir alle Liebhaber des ursprünglichen Black- und Thrash Metals. Ich denke, aus den Gründen ist der Stil von ganz alleine entstanden, wir spielen einfach die Mucke die wir selber gerne hören. Ein großer Faktor ist auch die gute Abstimmung zwischen uns. Wir brauchen nie lange, um die Struktur für neue Songs zu finden. Wenn ich Riffs mit in den Proberaum bringe, weiß der Rest direkt ohne Absprache wie Drums und Gesang am besten dazu passen. Das ist manchmal schon unheimlich.
Wie zufrieden seid Ihr mit dem Endergebnis in klanglicher Hinsicht, und gibt es Stellschrauben, an denen Ihr noch drehen wollt?
Jannis: Soundmäßig hat Mario von Liquid Aether Records tolle Arbeit geleistet und uns alle Wünsche erfüllt. Uns war wichtig, keine hochpolierte Metal-Produktion aufzunehmen. Das würde nicht zu uns und der Musik passen. Wir haben versucht, Soundelemente aus dem Black Metal- und dem Punk/Crust-Bereich zu übernehmen aber trotzdem was "neues" zu machen (wenn das überhaupt noch möglich ist). Trotz der guten Qualität der ganzen Aufnahme, hat der Sound einen dreckigen Underground-Unterton. Wir sind absolut zufrieden.
Über die folkig angehauchte Melodie im Stile der frühen Desaster in "Cursed Crusade" habe ich mich wirklich gefreut, denn ich erlebe, dass so etwas leider bei vielen als verpönt und zu cheesy gilt, wobei es ja der Musik nichts an Metal-Spirit raubt. Überhaupt scheint es mir bei DANOS keine zementierten Scheuklappen zu geben: Die Marschrichtung ist klar, und Ihr lauft nicht ansatzweise Gefahr, mit Sabaton oder Korpiklaani verwechselt zu werden, demonstriert jedoch auch eine gewisse Offenheit für Metal-Einflüsse jenseits von Black und Thrash Metal. Wann sind für Euch die Grenzen des guten Geschmacks erreicht?
Gerrit: Nie. [Gelächter] Nein, es ist wirklich noch nicht vorgekommen, dass wir irgendetwas nicht verarbeitet haben, weil es nicht dem "Metal-Spirit" entspricht, wie du es nennst. Sobald es aus unserer Feder kommt, ist es DANOS. Ob es jetzt ein langsamer Black-Metal-Song wie "Nights Queen" oder ein schneller Thrash-Song wie "Striking With The Devil" ist. Beide sind sehr unterschiedlich, aber entsprechen trotzdem unserem Sound, da gibt es im Gesamtbild diesen gewissen roten Faden.
Es fällt mir schwer, einzelne Songs hervorzuheben, da "Doomsday Witchcraft" von vorne bis hinten knallt. Es klingt so, als hättet Ihr es in kurzer Zeit aufgenommen und alle Energie fokussiert darein gesteckt?
Julian: Wir wollten die Platte gezielt nicht gestückelt und einzeln aufzunehmen. Das macht alles wesentlich komplizierter. Deshalb haben wir uns alle eine Woche Urlaub genommen und sind für die Zeit zusammen im Studio geblieben. Dadurch, dass alle bei jeder Aufnahme dabei waren konnten wir uns immer wieder gegenseitig motivieren. Man bekommt deswegen mehr das Gefühl, dass die Platte "aus einem Guss" kommt. Nebenbei hatten wir unglaublich viel Spaß zusammen bei den Aufnahmen. Die Songs an sich sind aber alle innerhalb der letzten drei Jahre entstanden, wenn auch einige Riffs und Parts noch älter sind. Da wurde also auch mal was rausgeschmissen oder verändert, bis wir selbst zufrieden waren.
Einige kleine Holperer in den Aufnahmen werden meines Erachtens doppelt und dreifach durch die Leidenschaft ausgeglichen, die durch die Boxen dröhnt. Zugegeben: Meine größte Sorge wäre, dass Ihr dieses draufgängerische Moment zuungunsten von mehr "Professionalität" verlieren könntet – doch so einen Unfug habt Ihr nicht vor, hoffe ich?
Dino: Nein, auf keinen Fall. Wir haben nicht vor, etwas zu ändern, was die Musik betrifft. Man kann natürlich nicht verhindern, dass man mit der Zeit an Erfahrung gewinnt, aber wir fühlen uns mit dem, was wir machen, wohl. Organisatorisch, also alles was im Hintergrund passiert, darf aber gerne etwas professioneller werden unsererseits.
Auf Euer Album bin ich durch einen Hinweis im Fratzenbuch aufmerksam geworden, womit mal wieder bewiesen wäre, dass diese Datenkrake ab und zu ihren Wert hat. Auf der anderen Seite gibt es genügend Beispiele für Menschen, die ihre dortigen Kontakte intensiver "pflegen" als Freundschaften althergebrachter Art. Ich nehme an, über einen Fan, der mit Euch auf einem Gig anstoßen möchte, freut Ihr Euch mehr als über ein "like"?
Jannis: Es nervt manchmal, dass der Wert einer Band an Likes auf FB bemessen wird. Für viele hat das direkt was mit Qualität zu tun. Wir nutzen die Plattform gerne, um unsere Musik vielen Leuten zeigen zu können aber kleinere Plattformen wie Bandcamp sind uns eigentlich lieber. Es ist auch natürlich immer "echter", nach einem Konzert mit Leuten zu reden, die uns grade live gesehen haben. Das wird ein Like nie ersetzen.
Das spanische "daño" hat offenbar zahlreiche Bedeutungen, u.a. "Behexung". Was verbindet Ihr mit dem Namen?
Gerrit: Dino hatte den Namen aus einem früheren Projekt übernommen. Die Übersetzung "Schaden" passt wohl am besten zu uns, das ist, meine ich, aber dann portugiesisch, haha. So soll die Musik rüberkommen. Uns gefiel der Name auch, weil er nicht gewollt böse rüberkommt und erst mal niemand was damit anfangen kann. In Verbindung mit dem Logo-Design bekommt der Name erst die richtige Wirkung.
Dino: Für das ältere Projekt haben wir uns aber an Alt-Makedonisch bedient, eine ausgestorbene Sprache. Dort steht "Danos" für den Tod.
Für mich als Sauerländer passt das Cover Artwork mit dem Hexentanz hervorragend zur Idee von "Hiking Metal", und natürlich erinnert es mich auch an Wanderungen mit einem Freund und Metal-Bruder im Harz, nicht zuletzt auf dem dortigen Hexen-Stieg. Erstens möchte ich hiermit ein Shirt mit diesem Motiv, bitte mit passendem Hiking Metal Slogan, bestellen, und zweitens interessiert mich, was Ihr mit "Hiking Metal Punks" verbindet?
Julian: Tatsächlich ist ein Shirt mit diesem Motiv grade im Druckwerk. Wir werden dir eins reservieren. Das ganze Album wurde zum Großteil unter dem Thema "Witchcraft" erstellt. Deswegen haben wir auch das Cover Artwork so gewählt. Nesha von Doomsday Graphics hat da wirklich tolle Arbeit geleistet. Wir wollten Endzeitstimmung mit Hexerei paaren, deswegen auch "Doomsday Witchcraft". Ich glaube, dass das Motiv den Albumtitel gut wiederspiegelt.
Bei uns in der Band bin ich wohl am ehesten am "hiken", da ich gerne auf Wandertouren gehe. Auch ins schöne Sauerland. Ansonsten verbinden wir mit "Hiking Metal Punks" den großartigen Song von Darkthrone, den wir bis vor einem Jahr noch live gecovert haben. Großartiger Track.
Im Sommer habe ich auf dem Kölner Edelweißpiraten-Festival eine Ausstellung über die Wanderjugend besucht, und deren Freiheitsdrang und instinktiver Widerstand gegen Konformismus, vor allem im NS, war mir gleich sympathisch. Die Entdeckung, dass diese jungen Menschen damals viele derselben Orte aufgesucht haben wie einige (Metal-)Freunde und ich heute, hat mich bewegt, und ich erkenne da eine für mich Metal-typische Haltung: Bevor ich mich irgendwo einreihe, wo ich mich nicht wohlfühle, fröne ich lieber ein Leben lang dem Krach und trolle mich durch Wald und Heide. Das mag idealisiert klingen, doch kennt Ihr solche Überlegungen und Einstellungen?
Julian: Als Metalhead bist du vielleicht auch einfach etwas selbstreflektierter, vor allem im Bezug auf das System und den Alltag in dem wir leben, und wie sich das aktuell alles entwickelt. Entweder haust du dir deinen Sound um die Ohren, oder du suchst die Ruhe, und wo ginge das besser als in der Natur?
Jannis: Das Video zu "Blazing Sky" haben wir damals auch bewusst in der Natur aufgenommen. Solche Orte erzählen von selbst schon eine Geschichte, aber es passte auch einfach zum Inhalt des Songs.
Ihr positioniert Euch politisch ja unmissverständlich. Ist das für Euch "Ehrensache", und glaubt Ihr, dass sich auch zunächst unpolitische Musiker früher oder später positionieren müssen, wenn soziale Spaltungen und nationalistische Orientierungen zunehmen?
Dino: Es ist als Band im Black-Metal-Bereich heutzutage leider notwendig, sich politisch zu positionieren, da es so viele schwarze Schafe gibt. Für uns ist die antifaschistische Einstellung absolut selbstverständlich, deswegen nervt es, sich dauernd rechtfertigen zu müssen. Wir wollen Politik so gut es geht aus unserer Musik raushalten, aber es ist nicht immer möglich, daher auch die Lyrics zu "Fuck You From The Underground". Wir wurden schon mal von einem Festival ausgeladen, weil der Veranstalter befürchtet hat dass die Gäste unser Speed Metal Swirl im Logo als schwarze Sonne missverstehen könnten. Wenn man Black Metal spielt, müsse man doch damit rechnen. Das ist als Band, die sich absolut dagegen orientiert, schwer zu ertragen. Fuck NSBM!
Jannis: Unser privater und musikalischer Background ist aber auch noch stark mit dem Punk verbunden. Für uns tut es anscheinend also nicht so weh, sich zu positionieren. Auch unpolitische Bands sollten das tun, besonders die Großen mit ihrer Reichweite. Im Metal passiert das aber leider zu selten.
Als alter Sack erinnere ich mich heute mit Milde an jene Normalos, die mich einst gepiesackt haben, als ich in den Achtzigern als Dreikäsehoch in der Schule mit Scorpions- und später mit selbst gebasteltem Kreator-Shirt auflief. Als "Heavy" war ich zwar bei vielen unten durch, hatte aber auch oft meine Ruhe. Ihr seid ja noch vergleichsweise junge Hüpfer – wie ist es Euch ergangen: Was waren "metallische Erweckungserlebnisse" und wie erlebt Ihr Euch als Metal-Heads: Eher in oder eher am Rande der Gesellschaft?
Julian: In unserer Heimatstadt wurde man als alternativer Jugendlicher zum Glück gut aufgefangen. Die Proberäume der Rockinitiative und das Jugendzentrum in Emsdetten waren ein guter Sammelpunkt für Gleichgesinnte im Bereich Metal, Hardcore usw. Die Szene ist daher gut vertreten und man fühlt sich nicht "am Rande" der Gesellschaft, das ist hier alles ganz entspannt. Diese Szene hat auch zu vielen Bands im Bekanntenkreis geführt. DANOS ist schließlich auch daraus hervorgegangen. Als "Erweckungserlebnisse" kann man wohl am ehesten die vielen Konzerte nennen, die man schon in jungen Jahren besucht hat.
Gerrit: Klar wird man mal schief angeguckt, aber man lernt als Underdog in der Schule ja schon diese gesunde Metal "Don't give a fuck" Einstellung.
Ihr spielt ja bald mit Vendul in Münster. Wird das quasi eine Record Release Show, auf der es dann richtige Tonträger zu erwerben geben wird?
Gerrit: Ja, Freitag werden wir das erste Mal unser Album als Digipack verkaufen. Auch wird es Shirts mit dem Albumdesign geben.
Könnt Ihr Euch vorstellen, in ein paar Jahren auf dem PartySan oder dem Rock Hard Festival zu spielen? Welche Wünsche und Träume verfolgt Ihr mit DANOS?
Dino: Die beiden Festivals sind für fast alle von uns seit langen Jahren Pflicht-Termine. Auf dem PartySan-Zelt zu spielen ist ein großer Traum von uns. Wir hoffen, dass wir mit dem Album diesem Traum ein bisschen näher kommen. Uns schwebt keine kommerzielle Karriere vor, aber wir möchten unsere Musik so vielen Leuten wie möglich näher bringen können, gerne auch im Ausland.
Euer Werk ist eines von mehr als einer Handvoll aus dem deutschen Underground, die mich in diesem Jahr sehr positiv überrascht haben, vor allem den Death-Metal-Sektor erlebe ich derzeit sehr stark. Wie nehmt Ihr die lokale und nationale Szene wahr; welche Bands hauen Euch aus den Socken, wo gibt es Eurer Meinung nach Verbesserungsbedarf?
Jannis: Vielen Dank für das tolle Feedback. Wir freuen uns darüber, dass es so schnell gute Resonanzen zu dem Album gibt. Wir haben auch das Gefühl, dass es mit der Szene wieder bergauf geht. Es gibt so viele kleine unglaublich gute Bands im Metal-Bereich. Lokal hast du befreundete Bands wie Panzer Squad aus Osnabrück, die viel Herzblut in den Underground stecken und nebenbei Konzerte organisieren. Münster hat auch super Bands und massig Konzerte. Da weißt du am Wochenende oft nicht, wo du hingehen sollst, das ist fast schon zu viel des Guten, haha.
Dino: Ja, der Death Metal ist stark besetzt. Ich fahr' ziemlich auf Cryptic Brood ab. Oder Minenfeld, die haben nicht mal 'ne Facebook-Seite. Das ist old school! Für den Black Metal würd ich mir etwas mehr Vernetzung, Offenheit und DIY wünschen. Da macht jeder so sein eigenes Ding, das wirkt auf Shows oftmals alles sehr distanziert und unpersönlich, es ist schwierig da Kontakte zu knüpfen.
Danke für Eure Zeit, für das Hexenwerk, und nicht vergessen: Jesus saves!
Wir haben zu danken, schöne Grüße ins Sauerland.