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Interview mit Burden (17.01.2011)
Bei einigen BURDEN-Fans ging der Puls gehörig nach oben, nachdem sie meine Rezension zum aktuellen Langeisen „A Hole In The Shell“ zu lesen bekamen – eine lebhafte Diskussion entbrannte. Diese war eine der Triebfedern, mit den Jungs ein Interview zu führen, und dabei entpuppte sich Sänger Thorsten als ehrlicher, direkter, sachlicher und sympathischer Gesprächspartner.
Sei gegrüßt! Nun, ihr habt es sicherlich schon mitbekommen, dass eure aktuelle, nicht unbedingt schlechte Scheibe bei uns von mir auch scharf kritisiert wurde. Entsprechenden Gegenwind gab es dann auch in Form von teilweise erbosten Kommentaren.
Ja, das Review habe ich gelesen. Und es hat mich besonders gefreut, dass sich tatsächlich doch einige Gedanken um uns machen. BURDEN sind ja eine recht junge Band. Dass man uns dann so vehement verteidigt, hat mich gerührt. Leider entwickelt sich in solchen Fällen immer gleich eine generelle „Was darf ein Review/Reviewer?“-Diskussion, die dann mit der ursprünglichen Platte nicht mehr viel zu tun hat. Das zeigt aber gleichzeitig, dass hier einiger Gesprächsbedarf vorherrscht. Zurück zu uns: Würden wir jedem gefallen wollen, hättest du bestimmt auch schon das BURDEN-Weihnachtsalbum in der Plattenkiste. Kritik von außen berührt mich allerdings nicht sonderlich - klar, es ist interessant zu erfahren, wie andere das eigene Schaffen wahrnehmen, jedoch machen wir uns schon selbst einige Gedanken darüber, wie wir klingen. Die Ergebnisse dieser Überlegungen sind meistens auch die entscheidenden, die uns nach vorne bringen.
Wie geht ihr mit den DOWN-Vergleichen denn so um?
Positiv. Es gibt nicht viele Bands in unserer Richtung, da kommt man schnell auf einen DOWN-Vergleich. Die Leute brauchen Vergleiche, um Musik einzuordnen, ich ja auch. Und DOWN ist eine sehr gute Band! Dass wir ein „DOWN-Methadon“ sind, sehe ich nicht so. Würden wir jetzt in Einzelheiten übergehen, würde das sicher den Rahmen dieses Interviews sprengen, aber die sprachlich sehr pfiffige Behauptung ebbt sicher nach dem zweiten Durchhören ab. Man kann es Euch auch nicht übel nehmen. Aus engeren Bekanntenkreisen weiß ich genau, wie lange die Rezensenten sich mit Platten beschäftigen. Das da nicht immer fundiert und fachmännisch vorgegangen wird, ist selbstredend. Wir sind in fast allen Magazinen gut bis sehr gut rezensiert worden, da können wir den einen stichelnden Vergleich mehr als verkraften.
Nun, Eure Platte hat auf jeden Fall eine zweistellige Anzahl an Durchläufen in meinem Player gehabt – das war wichtig und notwendig. Im Grunde provoziert ihr diese Vergleiche ja auch auf visueller Basis – wieso ein Logo in der selben Schriftart?
Naja, DOWN haben sicherlich nicht die Frakturschrift erfunden. Zumal die Diskussion um Ähnlichkeiten in Logos von Rockbands ja schon fast lächerlich ist. Fest steht: Wir rennen nicht mit Südstaatenflaggen herum und Jack Daniel's ist für mich auch kein Grund, den Opferaltar rauszuholen. Diese ganzen Klischeebands gibt es auch hier zuhauf. Damit hat die Musik von BURDEN nichts zu tun. Fraktur hat etwas von altertümlicher Härte, die feinen Linien, die unseren Namen einrahmen, haben etwas Fragiles, Schönes. Das macht unseren Sound und unsere Texte aus. Zerbrechlichkeit und innere Zerwürfnisse stehen Wut und Aggression gegenüber. So klingen wir - das passt einfach.
Kommen wir aber wieder zurück zu eurer Musik. Was beeinflusst euch denn eurer Meinung nach beim Erschaffen neuen BURDEN-Materials?
Schön, dass du uns an dieser Stelle nach unserer Meinung fragst! Wir sind fünf sehr eigene Charaktere, jeder hat seinen ganz eigenen Bezug zu Musik. Für mich sind es Bands wie PINK FLOYD und LED ZEPPELIN. Eine neuere Band, die es uns allen angetan hat, ist MASTODON. „Crack The Skye“ ist ein wirklich unglaubliches Album. Gesangliches Vorbild ist für mich schon immer Layne Staley (ALICE IN CHAINS) gewesen. Seine Gesangslinien passten einfach zu jedem Song wie die Faust aufs Auge, und er konnte live genau das reproduzieren, was er im Studio geleistet hat. Schau dich um, wer kann das heute schon bei all den Rockbands, die es gerade gibt? Na gut, vielleicht Glenn Hughes noch...
Und was geschieht in lyrischer Hinsicht? Ganz davon abgesehen, dass es interessant wäre, etwas über die Inhalte und Aussagen der Texte zu erfahren – was prägt diese Texte?
Meine Texte haben immer einen sehr privaten Hintergrund. Es sind erlebte Situationen und durchlebte Gefühle, die ich für mich in den Texten für BURDEN verarbeite. Ich zeichne gerne Bilder mit meinen Texten und versuche mit meiner Art, diese Worte zu singen, ihnen eine zweite Ebene zu geben. Ich glaube, dass ich so vielen Menschen aus der Seele spreche, läuft es doch bei vielen auf die gleichen Sorgen hinaus. Meine Texte entstehen fast immer in den dunkleren und bewölkteren Momenten. Ich bin ein sehr positiver Mensch, kann aber nur gut in mich selbst hineinsehen, wenn es mir beschissen geht. Diese Texte zu singen, stimmt mich zwar melancholisch, aber ich habe auch unglaubliche Freude daran, sie mit dem Publikum zu teilen. Dieses Hin und Her begeistert mich.
Last. Bürde. Wieso ausgerechnet der Bandname BURDEN?
Da gibt es so viele Gründe. Wir sind ein nachdenklicher Haufen. Wir sind teilweise auch ein selbstzerstörerischer Haufen. Sich freiwillig mit vier anderen Querschlägern jeden zweiten Tag in einen Proberaum zu zwängen, sich auf Kosten von Beruf und Familie in der Weltgeschichte herumtreiben, um etwas zu machen, mit dem man nichts verdienen kann außer Leberzirrhosen und Pancreatitis. Das ist die schönste Bürde der Welt.
Um noch mal auf das Thea Plagiarismusvorwurf anzusprechen: Kennt ihr andere Bands, die eurer Meinung nach zu Unrecht ein ähnliches Problem haben?
Ich verstehe die Frage nicht so recht. Wir haben kein Problem. Du machst das an Deiner eigenen Meinung fest. Und dass mehr als genügend andere Meinungen vorhanden sind, weißt du selbst ganz gut. Ich denke, wer uns Plagiarismus vorwirft, versteht unsere Musik einfach nicht. Oder die von DOWN oder CROWBAR oder von wem wir sonst noch geklaut haben sollen. Und das ist kein Problem, ganz im Gegenteil: Es gibt einige Bands, bei denen ich mir nicht erklären kann, wer denen ein Daseinsrecht ausgesprochen hat und warum diese Nasen ganze Hallen füllen. Muss ich aber auch nicht. Es scheint ja genügend andere zu geben die es verstehen. Musik ist immer etwas Persönliches. Deswegen glaube ich auch nicht, dass man sich die Meinung anderer durchlesen muss, wenn es um Musik geht.
Es ist nicht abzustreiten, dass sich bei euch so langsam Erfolg und ein breiteres Publikum anbahnen. Wie bekommt ihr das so mit? Könnt ihr diese Wahrnehmung überhaupt teilen?
Natürlich, letztlich sind wir ja die Typen, die auf der Bühne stehen und immer öfter in fremden Städten bekannte Gesichter sehen. Auf der SAINT VITUS-Show in Köln waren ein paar junge motivierte Kerle, die unsere Texte mitsingen konnten. Das ist schon ziemlich irre. Und wir genießen das jeden Tag ein bisschen mehr, denn man sollte so viel Zuspruch niemals geringschätzen, das kann jeder Zeit wieder verschwinden und man steht erneut am Anfang. Wir nutzen den Schwung, den uns die Fans geben, um weiterzumachen. Mal sehen, wo die Reise hingeht.
Habt ihr eigentlich schon auf Festivals gespielt? Und wenn ja, was ist euch lieber? Im Freien oder in einem Club? Vor 100 Leuten oder vor 2000?
Diesen Sommer waren wir lediglich auf den SOULFLY-Shows dabei, nächsten Sommer werden wir auch Festivals spielen. Ich persönlich stehe ja auf Hexenkessel-Atmosphäre. In einem Raum mit achtzig Gästen, in den vielleicht nur sechzig reinpassen, wenn der Schweiß von der Decke tropft, das gibt einem die Energie zurück, die man braucht, um so eine Show zu spielen. Ich bin da ziemlich schmerzfrei und habe auch schon vor 20 Kiddies im Jugendzentrum gespielt, das war zwar vor BURDEN, hat mich aber trotzdem geprägt. Um auf den Punkt zu kommen, die Stimmung ist viel wichtiger als die Größe des Clubs oder die Höhe der Bühne.
Werdet ihr musikalisch euren Stiefel so weiterzocken oder kann man eventuell mit Neuerungen im BURDEN-Sound rechnen?
Wir werden sicherlich nicht anfangen, unseren eigenen Sound zu kopieren. Es wurde schon so oft gesagt, aber es ist wahr: Ein Album ist eine Momentaufnahme. Wir haben uns bereits weiterentwickelt, was man an den neuen Songs hören kann, an denen wir gerade arbeiten. So eine Band kann eine unglaubliche Eigendynamik entwickeln, wenn man sie lässt. Wir wachsen mit den Songs, und zwar schnell. Vielleicht nehme ich den Mund etwas voll, aber wir selbst erwarten von uns jetzt am meisten.
Der Onlinejournalismus ist ja in den letzten Jahren immer präsenter geworden, allerdings bin ich der Meinung, dass die schreiberische Stümperei nicht nur im WWW vorhanden ist, sondern – und meiner Ansicht nach – besonders im Printbereich zugenommen hat. Selten lese ich wirklich noch interessante Interviews in Heften, die meisten haben kaum Infogehalt. Auch die Reviews sagen oftmals – nicht zuletzt auch durch Zeichenlimits – wenig aus. Wie nehmt ihr das wahr?
Ich glaube, ich bin da der falsche Ansprechpartner. Ich habe mir seltenst Musikzeitschriften gekauft und mich vor BURDEN auch nicht für Webzines interessiert. Gerade in der heutigen Zeit hast Du Dir ein neues Album schneller angehört, als dass du eine andere Meinung darüber lesen kannst. Wozu also der Umstand? Ich habe den Verdacht, dass viele zu ängstlich sind, sich einen eigenen Musikgeschmack zuzulegen. Und denen ist es sowieso egal, was man schreibt. Die wollen nur das Fazit wissen: Darf ich die Band jetzt cool finden oder nicht? Im Musikjournalismus wurde doch schon so ziemlich jede Frage hunderte Male gefragt. Ich habe noch nicht viele Interviews beantwortet, aber es sind immer die selben Fragen. Wer will das denn zum hundertsten Male wissen?
Generell haben die Medien (also auch TV, Zeitungen) einen gravierenden qualitativen Wandel durchgemacht, besonders seit den 90ern, extrem allerdings in den letzten drei, vier Jahren. Ist da noch was zu retten? Oder wird irgendwann gar eine Rückbesinnung auf ergiebigere Inhalte einsetzen?
Nun ja, man hat sich gerade im TV eine anspruchslose Zuschauerschaft gezüchtet. Wozu also noch Mühe geben? Der Rest kann sich die wertige Unterhaltung, die er will, im Internet holen - macht aber kaum jemand. Ich denke nicht, dass diese Rückbesinnung kommen wird. Fernsehen ist ja gerade so verlockend, weil man hinter all seinen Sorgen die Tür zumachen und sich berieseln lassen kann.
Jungs, ich danke euch für eure Zeit – habt ihr noch etwas loszuwerden? Wenn ja, so habt ihr nun freie Bahn. Selbst wenn es meine virtuelle Steinigung ist: Nur zu!
Ich muss sagen, ich bin dankbar für Dein Review, man konnte endlich mal die Stimmen von denen hören, die die ganzen Reviews auch lesen. Und das hat mir sehr gefallen. Dafür gibt es nächstes Jahr unser Weihnachtsalbum per Post. Und an alle Leser: Happy New Year! Wir sehen uns hoffentlich auf Tour!
Ich danke ebenfalls und freue mich schon aufs nächste Interview. Und natürlich auch auf die Weihnachts-CD.
Chris Popp
(Info)
Sei gegrüßt! Nun, ihr habt es sicherlich schon mitbekommen, dass eure aktuelle, nicht unbedingt schlechte Scheibe bei uns von mir auch scharf kritisiert wurde. Entsprechenden Gegenwind gab es dann auch in Form von teilweise erbosten Kommentaren.
Ja, das Review habe ich gelesen. Und es hat mich besonders gefreut, dass sich tatsächlich doch einige Gedanken um uns machen. BURDEN sind ja eine recht junge Band. Dass man uns dann so vehement verteidigt, hat mich gerührt. Leider entwickelt sich in solchen Fällen immer gleich eine generelle „Was darf ein Review/Reviewer?“-Diskussion, die dann mit der ursprünglichen Platte nicht mehr viel zu tun hat. Das zeigt aber gleichzeitig, dass hier einiger Gesprächsbedarf vorherrscht. Zurück zu uns: Würden wir jedem gefallen wollen, hättest du bestimmt auch schon das BURDEN-Weihnachtsalbum in der Plattenkiste. Kritik von außen berührt mich allerdings nicht sonderlich - klar, es ist interessant zu erfahren, wie andere das eigene Schaffen wahrnehmen, jedoch machen wir uns schon selbst einige Gedanken darüber, wie wir klingen. Die Ergebnisse dieser Überlegungen sind meistens auch die entscheidenden, die uns nach vorne bringen.
Wie geht ihr mit den DOWN-Vergleichen denn so um?
Positiv. Es gibt nicht viele Bands in unserer Richtung, da kommt man schnell auf einen DOWN-Vergleich. Die Leute brauchen Vergleiche, um Musik einzuordnen, ich ja auch. Und DOWN ist eine sehr gute Band! Dass wir ein „DOWN-Methadon“ sind, sehe ich nicht so. Würden wir jetzt in Einzelheiten übergehen, würde das sicher den Rahmen dieses Interviews sprengen, aber die sprachlich sehr pfiffige Behauptung ebbt sicher nach dem zweiten Durchhören ab. Man kann es Euch auch nicht übel nehmen. Aus engeren Bekanntenkreisen weiß ich genau, wie lange die Rezensenten sich mit Platten beschäftigen. Das da nicht immer fundiert und fachmännisch vorgegangen wird, ist selbstredend. Wir sind in fast allen Magazinen gut bis sehr gut rezensiert worden, da können wir den einen stichelnden Vergleich mehr als verkraften.
Nun, Eure Platte hat auf jeden Fall eine zweistellige Anzahl an Durchläufen in meinem Player gehabt – das war wichtig und notwendig. Im Grunde provoziert ihr diese Vergleiche ja auch auf visueller Basis – wieso ein Logo in der selben Schriftart?
Naja, DOWN haben sicherlich nicht die Frakturschrift erfunden. Zumal die Diskussion um Ähnlichkeiten in Logos von Rockbands ja schon fast lächerlich ist. Fest steht: Wir rennen nicht mit Südstaatenflaggen herum und Jack Daniel's ist für mich auch kein Grund, den Opferaltar rauszuholen. Diese ganzen Klischeebands gibt es auch hier zuhauf. Damit hat die Musik von BURDEN nichts zu tun. Fraktur hat etwas von altertümlicher Härte, die feinen Linien, die unseren Namen einrahmen, haben etwas Fragiles, Schönes. Das macht unseren Sound und unsere Texte aus. Zerbrechlichkeit und innere Zerwürfnisse stehen Wut und Aggression gegenüber. So klingen wir - das passt einfach.
Kommen wir aber wieder zurück zu eurer Musik. Was beeinflusst euch denn eurer Meinung nach beim Erschaffen neuen BURDEN-Materials?
Schön, dass du uns an dieser Stelle nach unserer Meinung fragst! Wir sind fünf sehr eigene Charaktere, jeder hat seinen ganz eigenen Bezug zu Musik. Für mich sind es Bands wie PINK FLOYD und LED ZEPPELIN. Eine neuere Band, die es uns allen angetan hat, ist MASTODON. „Crack The Skye“ ist ein wirklich unglaubliches Album. Gesangliches Vorbild ist für mich schon immer Layne Staley (ALICE IN CHAINS) gewesen. Seine Gesangslinien passten einfach zu jedem Song wie die Faust aufs Auge, und er konnte live genau das reproduzieren, was er im Studio geleistet hat. Schau dich um, wer kann das heute schon bei all den Rockbands, die es gerade gibt? Na gut, vielleicht Glenn Hughes noch...
Und was geschieht in lyrischer Hinsicht? Ganz davon abgesehen, dass es interessant wäre, etwas über die Inhalte und Aussagen der Texte zu erfahren – was prägt diese Texte?
Meine Texte haben immer einen sehr privaten Hintergrund. Es sind erlebte Situationen und durchlebte Gefühle, die ich für mich in den Texten für BURDEN verarbeite. Ich zeichne gerne Bilder mit meinen Texten und versuche mit meiner Art, diese Worte zu singen, ihnen eine zweite Ebene zu geben. Ich glaube, dass ich so vielen Menschen aus der Seele spreche, läuft es doch bei vielen auf die gleichen Sorgen hinaus. Meine Texte entstehen fast immer in den dunkleren und bewölkteren Momenten. Ich bin ein sehr positiver Mensch, kann aber nur gut in mich selbst hineinsehen, wenn es mir beschissen geht. Diese Texte zu singen, stimmt mich zwar melancholisch, aber ich habe auch unglaubliche Freude daran, sie mit dem Publikum zu teilen. Dieses Hin und Her begeistert mich.
Last. Bürde. Wieso ausgerechnet der Bandname BURDEN?
Da gibt es so viele Gründe. Wir sind ein nachdenklicher Haufen. Wir sind teilweise auch ein selbstzerstörerischer Haufen. Sich freiwillig mit vier anderen Querschlägern jeden zweiten Tag in einen Proberaum zu zwängen, sich auf Kosten von Beruf und Familie in der Weltgeschichte herumtreiben, um etwas zu machen, mit dem man nichts verdienen kann außer Leberzirrhosen und Pancreatitis. Das ist die schönste Bürde der Welt.
Um noch mal auf das Thea Plagiarismusvorwurf anzusprechen: Kennt ihr andere Bands, die eurer Meinung nach zu Unrecht ein ähnliches Problem haben?
Ich verstehe die Frage nicht so recht. Wir haben kein Problem. Du machst das an Deiner eigenen Meinung fest. Und dass mehr als genügend andere Meinungen vorhanden sind, weißt du selbst ganz gut. Ich denke, wer uns Plagiarismus vorwirft, versteht unsere Musik einfach nicht. Oder die von DOWN oder CROWBAR oder von wem wir sonst noch geklaut haben sollen. Und das ist kein Problem, ganz im Gegenteil: Es gibt einige Bands, bei denen ich mir nicht erklären kann, wer denen ein Daseinsrecht ausgesprochen hat und warum diese Nasen ganze Hallen füllen. Muss ich aber auch nicht. Es scheint ja genügend andere zu geben die es verstehen. Musik ist immer etwas Persönliches. Deswegen glaube ich auch nicht, dass man sich die Meinung anderer durchlesen muss, wenn es um Musik geht.
Es ist nicht abzustreiten, dass sich bei euch so langsam Erfolg und ein breiteres Publikum anbahnen. Wie bekommt ihr das so mit? Könnt ihr diese Wahrnehmung überhaupt teilen?
Natürlich, letztlich sind wir ja die Typen, die auf der Bühne stehen und immer öfter in fremden Städten bekannte Gesichter sehen. Auf der SAINT VITUS-Show in Köln waren ein paar junge motivierte Kerle, die unsere Texte mitsingen konnten. Das ist schon ziemlich irre. Und wir genießen das jeden Tag ein bisschen mehr, denn man sollte so viel Zuspruch niemals geringschätzen, das kann jeder Zeit wieder verschwinden und man steht erneut am Anfang. Wir nutzen den Schwung, den uns die Fans geben, um weiterzumachen. Mal sehen, wo die Reise hingeht.
Habt ihr eigentlich schon auf Festivals gespielt? Und wenn ja, was ist euch lieber? Im Freien oder in einem Club? Vor 100 Leuten oder vor 2000?
Diesen Sommer waren wir lediglich auf den SOULFLY-Shows dabei, nächsten Sommer werden wir auch Festivals spielen. Ich persönlich stehe ja auf Hexenkessel-Atmosphäre. In einem Raum mit achtzig Gästen, in den vielleicht nur sechzig reinpassen, wenn der Schweiß von der Decke tropft, das gibt einem die Energie zurück, die man braucht, um so eine Show zu spielen. Ich bin da ziemlich schmerzfrei und habe auch schon vor 20 Kiddies im Jugendzentrum gespielt, das war zwar vor BURDEN, hat mich aber trotzdem geprägt. Um auf den Punkt zu kommen, die Stimmung ist viel wichtiger als die Größe des Clubs oder die Höhe der Bühne.
Werdet ihr musikalisch euren Stiefel so weiterzocken oder kann man eventuell mit Neuerungen im BURDEN-Sound rechnen?
Wir werden sicherlich nicht anfangen, unseren eigenen Sound zu kopieren. Es wurde schon so oft gesagt, aber es ist wahr: Ein Album ist eine Momentaufnahme. Wir haben uns bereits weiterentwickelt, was man an den neuen Songs hören kann, an denen wir gerade arbeiten. So eine Band kann eine unglaubliche Eigendynamik entwickeln, wenn man sie lässt. Wir wachsen mit den Songs, und zwar schnell. Vielleicht nehme ich den Mund etwas voll, aber wir selbst erwarten von uns jetzt am meisten.
Der Onlinejournalismus ist ja in den letzten Jahren immer präsenter geworden, allerdings bin ich der Meinung, dass die schreiberische Stümperei nicht nur im WWW vorhanden ist, sondern – und meiner Ansicht nach – besonders im Printbereich zugenommen hat. Selten lese ich wirklich noch interessante Interviews in Heften, die meisten haben kaum Infogehalt. Auch die Reviews sagen oftmals – nicht zuletzt auch durch Zeichenlimits – wenig aus. Wie nehmt ihr das wahr?
Ich glaube, ich bin da der falsche Ansprechpartner. Ich habe mir seltenst Musikzeitschriften gekauft und mich vor BURDEN auch nicht für Webzines interessiert. Gerade in der heutigen Zeit hast Du Dir ein neues Album schneller angehört, als dass du eine andere Meinung darüber lesen kannst. Wozu also der Umstand? Ich habe den Verdacht, dass viele zu ängstlich sind, sich einen eigenen Musikgeschmack zuzulegen. Und denen ist es sowieso egal, was man schreibt. Die wollen nur das Fazit wissen: Darf ich die Band jetzt cool finden oder nicht? Im Musikjournalismus wurde doch schon so ziemlich jede Frage hunderte Male gefragt. Ich habe noch nicht viele Interviews beantwortet, aber es sind immer die selben Fragen. Wer will das denn zum hundertsten Male wissen?
Generell haben die Medien (also auch TV, Zeitungen) einen gravierenden qualitativen Wandel durchgemacht, besonders seit den 90ern, extrem allerdings in den letzten drei, vier Jahren. Ist da noch was zu retten? Oder wird irgendwann gar eine Rückbesinnung auf ergiebigere Inhalte einsetzen?
Nun ja, man hat sich gerade im TV eine anspruchslose Zuschauerschaft gezüchtet. Wozu also noch Mühe geben? Der Rest kann sich die wertige Unterhaltung, die er will, im Internet holen - macht aber kaum jemand. Ich denke nicht, dass diese Rückbesinnung kommen wird. Fernsehen ist ja gerade so verlockend, weil man hinter all seinen Sorgen die Tür zumachen und sich berieseln lassen kann.
Jungs, ich danke euch für eure Zeit – habt ihr noch etwas loszuwerden? Wenn ja, so habt ihr nun freie Bahn. Selbst wenn es meine virtuelle Steinigung ist: Nur zu!
Ich muss sagen, ich bin dankbar für Dein Review, man konnte endlich mal die Stimmen von denen hören, die die ganzen Reviews auch lesen. Und das hat mir sehr gefallen. Dafür gibt es nächstes Jahr unser Weihnachtsalbum per Post. Und an alle Leser: Happy New Year! Wir sehen uns hoffentlich auf Tour!
Ich danke ebenfalls und freue mich schon aufs nächste Interview. Und natürlich auch auf die Weihnachts-CD.