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Interview mit Attic (19.12.2012)

Attic

Es müsste schon mit dem Teufel - oder dessen Gegenspieler - zugehen, sollten ATTIC in 2013 nicht richtig durchstarten. Die Band aus dem Ruhrgebiet ist nicht nur der beste Newcomer des zu Ende gehenden Jahres, sondern ist schon jetzt eine der besten Heavy-Metal-Bands, die Deutschland in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Was in Schweden mit Bands wie RAM, PORTRAIT und IN SOLITUDE begann, findet nun seine logische Fortsetzung. "The Invocation" heißt das Album, mit dem ATTIC so ziemlich überall für Begeisterung sorgen und in den Soundchecks ganz oben landen: Platz 1 im Rock Hard, Platz 2 im Legacy - besser geht es kaum. Wir unterhielten uns mit Gitarrist Katte über die Ereignisse der letzten zwölf Monate.

Hallo Katte, wie geht's? Schon viel zu tun mit Interviews und Pressearbeit und so oder hält es sich noch im Rahmen?

Aktuell investiere ich tatsächlich mehr Zeit in die Beantwortung von Interviews als in mein Studium und die Liste an noch ausstehenden Interviews wird eher länger als kürzer, aber das ist man den Hörern der Musik auch schuldig und solange der ein oder andere Redakteur sich beim Stellen der Fragen Mühe gibt, macht es auch Spaß, sich mit den Fragestellungen auseinanderzusetzen und eine treffende Antwort zu liefern, es hält sich also noch im Rahmen.

Wie fühlt man sich denn so als aufgehender Stern am deutschen Metal-Himmel? Ok, das mag jetzt ein bisschen übertrieben klingen, aber ihr habt in den letzten Monaten doch ordentlich Staub aufgewirbelt und habt für euer Demo jede Menge gutes Feedback bekommen. Hat euch das ein bisschen überrascht?

Auf jeden Fall. Als wir anfingen, Songs für ATTIC zu schreiben und zu proben, gingen wir davon aus, dass sich nur eine ausgewählte Anzahl an Plattensammlern, die unseren Geschmack teilen, für unsere Musik interessiert. Dass das Feedback so positiv ausfallen würde und aus diversen Genres kommt, hätten wir wirklich nicht erwartet, erfreut uns aber umso mehr.

Was bedeutet euch der "Ritterschlag" von Fenriz? (er kürte ATTIC im Oktober zur "Band of the Week" - d. Verf.)

Da wir DARKTHRONE bereits in unserer Jugendzeit für uns entdeckten, bleibt man von seinem Lob natürlich nicht unberührt, aber in Anbetracht der Menge an Bands, die er bereits geehrt hat, gab es in unserer kurzen Bandgeschichte wahrscheinlich "Ritterschläge", die uns bedeutender erschienen, was nicht bedeutet, dass uns seine "Band of the Week" Nominierung nicht erfreute.

Euch gibt es seit gut zwei Jahren. Wie ist es zur Bandgründung gekommen? Und in dem Zusammenhang: wie findet man einen Sänger wie Meister Cagliostro? Mit einem Sänger wie ihm steht doch eigentlich von vornherein fest, welchen Stil man als Band verfolgt, oder? Wie war das bei Euch?

AtticEin Kollege schickte mir damals eine Aufnahme von Meister Cagliostros Gesang und erzählte mir, dass dieser Sänger eine Band sucht. Als Fan traditioneller Metal Bands wusste ich sofort, dass ich irgendetwas mit diesem Sänger machen muss und wenn es nur ein Projekt mit einem Demo wird. Der Rest ergab sich daraufhin durch Freunde, die unsere Leidenschaft teilten und das erste komplette ATTIC-Line-Up ergaben. Tatsächlich ist die musikalische Ausrichtung bei dieser Art von Falsett-Gesang eher eine natürliche Entwicklung als eine bewusste Entscheidung gewesen. Die Ausrichtung unserer Texte, der Atmosphäre und des Visuellen ergab sich ebenfalls auf natürlichem Wege aus unseren Vorlieben für Horrorfilme, phantastische Literatur und Okkultismus, da alles andere erzwungen gewesen wäre.

Inwiefern waren die Erfolge von schwedischen Bands wie RAM, PORTRAIT oder IN SOLITUDE ausschlaggebend dafür, dass ihr euch dazu entschieden habt, einen solchen Stil zu spielen? Oder anders gefragt: wären ATTIC ohne das Wissen, dass so eine Musik derzeit gut von den Fans angenommen wird, überhaupt entstanden? Ich will da keinesfalls Kalkül unterstellen oder so, aber wir dürften uns einig darüber sein, dass ihr vor fünf, sechs Jahren nicht aus dem Stand heraus Erfolg gehabt hättet, oder?

Bei dem letzten Punkt gebe ich dir recht, allerdings würden wir diese Art von Musik wahrscheinlich auch spielen, wenn es diese Bands in den letzten Jahren nicht gegeben hätte. Es war, wie schon erwähnt, nicht erwartet oder geplant, diese Aufmerksamkeit für unsere Musik zu bekommen und unsere Interessen haben sich nicht aus den oben genannten Bands entwickelt, während unser Sänger diese Art von Gesang als JUDAS PRIEST-, HELSTAR- und KING DIAMOND-Fan bereits seit vielen Jahren trainiert. Hätten wir früher begonnen, wären wir aber vielleicht eher unbeachtet geblieben, wie METALHEAD oder A TORTURED SOUL, die in meinen Augen viel zu unterbewertet sind.  

Ihr seid bei Ván Records unter Vertrag, was sicherlich eine hervorragende Wahl ist. Gab es noch gute Angebote von anderen Labels?

Wir hatten vor Ván Records schon ein paar Angebote von Labels, dessen Veröffentlichungen wir wirklich schätzen, ließen diese aber vorerst offen, bis wir eine Antwort von Ván Records bekamen, da es unser Wunschlabel war und unsere Erwartungen dort wurden bisher nur übertroffen.

Und inwiefern hat es euch Türen geöffnet, die vielleicht verschlossen geblieben wären, wenn euer Demo nicht Demo des Monats im Rock Hard geworden wäre?

Das ist schwer zu beurteilen, tatsächlich haben wir uns von der "Demo des Monats" Platzierung warscheinlich mehr erwartet als eingetroffen ist. Bis auf einige Facebook likes und die Ansprache darauf in einigen Interviews, haben wir keine Auswirkungen feststellen können, aber ich vermute, es hat uns vielleicht auf lange Sicht gesehen in das Bewusstsein einiger Leute gesetzt, denen zumindest unser Name ein Begriff wurde, auch wenn sie sich nicht unmittelbar darauf mit uns auseinandergesetzt haben.

Liest du das Rock Hard regelmäßig? Wenn ja, was ist Deine Meinung zur derzeitigen Debatte über "Hobbit Metal" und "ernstzunehmenden Metal"?

Ich lese das Rock Hard relativ regelmäßig, jedoch nur die Artikel, die mich wirklich interessieren und die Debatte über "Hobbit Metal" und "ernstzunehmenden Metal" fiel anscheinend nicht darunter, daher kann ich - so gern ich dies auch tun würde - nicht viel dazu sagen.

Ich habe den Eindruck, dass die Metalszene derzeit an gewissen Punkten auseinanderdriftet und Ansätze von Zersplitterung zeigt, was die Diskussionen im Rock Hard und um das Rock Hard herum meiner Meinung nach belegen. Hast du einen ähnlichen Eindruck?

Ich kann zur aktuellen Metalszene nicht viel sagen, ich höre die Musik die ich mag, sammle die Platten die ich schätze, besuche Festivals und Konzerte, die mich interessieren und habe Freunde und Bekannte, die diese Vorliebe teilen. In diesen Bereichen gibt es Meinungen, die sich wie überall überschneiden oder auseinandergehen, was die Metalszene darüber hinaus angeht, kann ich wirklich keine Aussage treffen. Ich höre Metal, muss aber nicht jede Metalparty besuchen, nicht jedes Metal-Magazin lesen oder mit jedem Metaller verbrüdert sein, genausowenig wie ich als JOY DIVISION- und PORCUPINE TREE-Fan Aussagen über die Post-Punk- oder Prog-Rock-Szene treffen kann.

Andererseits kann ich das nicht wirklich nachvollziehen, weil mein persönlicher Musikgeschmack sehr breit gefächert ist und ich keine Probleme damit habe, neben WATAIN und den Ván-Bands auch NIGHTWISH, IN FLAMES oder ORDEN OGAN zu hören (aber SABATON und POWERWOLF nicht), um mal ein paar "Extreme"  oder "Gegenpole" zu nennen. Letztendlich geht es doch eigentlich nur darum, dass Musik, die man hört, einem selber etwas gibt, völlig unabhängig davon, wie das Standing in einer Szene ist oder wie "authentisch" eine Band ist, oder?

Schwieriges Thema. Ich gebe dir recht, dass es am wichtigsten ist, wie man selbst die Musik bewertet, unabhängig von den Meinungen anderer, dementsprechend ist es auch egal, wie die Szene zu der Band steht. In diesem Zusammenhang fällt mir ein aktuelles Mark Shelton (MANILLA ROAD, HELLWELL - d. Verf.) Interview im Iron Fist Magazine ein, bei dem er gesteht, neben den neuen ANGEL WITCH- und GRAND MAGUS-Platten den neuen KATY PERRY-Song zu mögen, was man nicht teilen muss, aber einfach nochmal hervorhebt, dass es egal ist, was die "Szene" als hörbar legitimiert. Ich persönlich teile deine "extremen" Vorlieben wohl nicht in jedem Punkt, besitze dafür aber andere Vorlieben, die aus der Reihe tanzen und lege mehr Wert auf die Authentizität, als es in deiner Frage herauslesbar ist. Ich glaube, gerade wegen solcher Diskussionen ist mir die Metalszene im Ganzen relativ egal, schließlich bietet nicht zuletzt das Internet die Möglichkeit, mit Leuten distanzunabhängig in Kontakt zu treten, die dieselben Geschmäcker haben und einen davor bewahren, sich in musikalischen Kreisen bewegen zu müssen, in denen man sich nicht wohl fühlt.

Attic "The Invocation" CoverZurück zu ATTIC und eurem Album, das ich jetzt ein paar Mal gehört habe und das mich erwartungsgemäß sehr begeistert. Auch wenn die Aufnahmen noch nicht allzu lange her sind: wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis?

Wir sind wirklich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Wir haben im Studio unserer Wahl aufgenommen, hatten im Vorfeld genug Zeit zum Ausarbeiten der Songs, haben das Artwork vom Künstler unserer Wahl zeichnen lassen, die Fotos von der Fotografin unserer Wahl und das Ganze ist bei unserem Wunschlabel erschienen, da können wir uns wirklich nicht beschweren.

Waren die Aufnahmen stressig oder ging das eher locker von der Hand?

Ich denke, Aufnahmen verlaufen nie stressfrei, allerdings hatten wir genug Zeit um alles zu unserer Zufriedenheit auszuarbeiten. Es gab viele Momente, in denen wir an unsere Grenzen stießen und kurz davor waren, alles hinzuschmeißen, bevor wir in selber Stunde von Erfolgserlebnissen erfüllt waren. Studioaufnahmen sind meist Psychostress, weshalb es wichtig ist, sich in der Band wohl zu fühlen, zudem hatten wir mit Mersus einen super Produzenten, der genau wusste, bis zu welchen Grenzen er uns reizen kann und muss, um das Beste aus uns herauszuholen. Die einzigen Probleme ergaben sich tatsächlich an Stellen, mit denen niemand gerechnet hat, während die Parts, vor denen man sich gefürchtet hat, mit unerwarteter Leichtigkeit eingespielt wurden.

Auf dem Album finden sich auch Tracks vom Demo bzw. auch "Satan’s Bride" von der Split-7". Habt Ihr diese Songs nochmal ein bisschen überarbeitet, bevor ihr sie fürs Album aufgenommen habt oder waren die schon so ausgereift, dass sie keiner Veränderung mehr bedurften? Größere Unterschiede habe ich jetzt nicht herausgehört, aber einen genauen Vergleich habe ich auch nicht vorgenommen.

Die Änderungen lagen eher im Detail und wurden zum großen Teil erst im Studio vorgenommen, nachdem Mersus uns nach der Sinnhaftigkeit einzelner Spielweisen befragt hat, über die wir uns zuvor wenig Gedanken gemacht hatten. Vergleicht man speziell das Drumming von "Satan's Bride" bei der 7" und dem Album wird man feststellen, dass die Spielweise weitaus dynamischer ist und die geänderten Übergänge sich positiv auf den Song auswirken. Die Entscheidung, einzelne Songs neu aufzunehmen ergab sich aus dem Entschluss, die Demo und 7" in der erhältlichen Form nicht neu zu veröffentlichen. Da es Demoversionen waren, mit dessen Produktion wir selbst nicht zufrieden waren, und da wir diese Songs nicht verwerfen wollten, wurden sie für die weitere Verfügbarkeit neu aufgenommen und auf das Album gepackt.

Musstet ihr "auf die Schnelle" noch neue Songs schreiben oder hattet ihr einen ausreichenden Fundus, aus dem ihr die Tracklist für "The Invocation" zusammenstellen konntet?

Wir mussten schon neue Songs schreiben, haben uns den Studiotermin aber so gelegt, dass wir genug Zeit hatten, das Album fertigzustellen und etwas reifen zu lassen. Hätten wir mehr Zeit für das Songwriting benötigt, hätten wir die Aufnahmen auf einen späteren Zeitpunkt gelegt.

Ein umgedrehtes Kreuz im Bandlogo, Texte über Tod und Teufel, dazu passende Optik bei euren Konzerten – inwieweit sind all diese Dinge Teil eurer "Corporate Identity"?

Die Atmosphäre und die Stimmigkeit des Gesamten ist uns bei ATTIC sehr wichtig. Wir legen viel Wert darauf, dass die Liveshow, das Artwork, die Lyrics usw. zur Musik passen, dementsprechend sind solche Elemente in unseren Augen nicht von ATTIC zu trennen, obgleich die Musik beim Hörer das Entscheidende sein sollte.

Die Frage zielt in die Richtung, dass ihr im Grunde genommen jetzt schon im Teil der Szene seid, in der spirituelle, religiöse Inhalte oft mehr sind, als Mittel zum Zweck und durch entsprechende persönliche Hintergründe geprägt sind. Wie ist das bei euch oder konkret bei dir?

AtticWir versuchen, okkulte Symboliken in unseren Lyrics relativ gering zu halten, da wir den Hörer, der unsere Musik mag, sich aber nicht mit den gleichen Themen wie wir beschäftigt, durch die Texte nicht ausgrenzen wollen. Es gibt diverse Anspielungen, mit denen der Hörer auf einer ernsthafteren Ebene in unsere Songs eintauchen kann, während es ihm freigestellt bleibt, die Songs nur als unterhaltende Geschichten wahrzunehmen. Ich persönlich befasse mich ernsthaft mit diesen Themen und investiere viel Zeit, mich damit auseinanderzusetzen. Dabei sind wir aber nicht an einen speziellen Orden gebunden, obwohl ich mich auch für Ordenspublikationen des Dragon Rouge, Temple of the Black Light, Fraternitas Saturni usw. interessiere. Das Spirituelle ist für mich auf jeden Fall Bestandteil bei ATTIC, ohne dass ich dieses durch die Band allzu sehr propagieren möchte.

Bei mir ist es so, dass ich Musik, bei der ich den Eindruck habe, dass da "mehr" hinter steckt, als ein Image, tatsächlich ernster nehme und sie mich auf einer anderen Ebene anspricht, als Musik, bei der man weiß, dass es anders ist. Selbst dann, wenn ich die Inhalte nicht teilen kann und will. Geht es dir da ähnlich oder gehörst du eher zur "Hauptsache die Mucke knallt"-Fraktion?

Das spielt bei meiner Musikauswahl zwar nicht die primäre Rolle, es steigert jedoch mein Interesse und meine Achtung vor der Band. Ich denke, es gibt viele Wege, aus denen man seine Inspiration und Kreativität schöpfen kann, was wiederum unterschiedliche Assoziationen beim Hörer hervorruft.

Ihr seid 2012 einige Mal live aufgetreten. Welche Shows waren besonders gut oder haben besonders viel Spaß gemacht?

Es gab im vergangenen Jahr wirklich viele Konzerte, die uns besonders gut gefallen und viel Spaß gemacht haben, ich denke da vor allem an das Headbangers Open Air, das Metal Magic und das letzte Konzert in München auf der THE DEVIL'S BLOOD-Tour, da dort Sound, Publikum, Bühne usw stimmte und man sich einfach uneingeschränkt wohl fühlen und auf die Musik einlassen konnte.

Für 2013 sind auch schon ein paar Auftritte bestätigt. Gibt es da etwas, wo du dich besonders drauf freust?

Da gibt es einige, aber ich denke das Keep it True, das in meinen Augen das beste Festival dieses Genres darstellt und als Gelsenkirchener das Rock Hard Festival zusammen mit KING DIAMOND stellt persönliche Höhepunkte dar, dazu noch das Konzert in Basel mit SATURNALIA TEMPLE, die ich aufgrund oben besprochener Spiritualität besonders schätze und das Konzert mit DENIAL OF GOD, einer meiner liebsten Black Metal Bands in Dänemark.

Würdet ihr in Wacken auftreten, wenn ihr die Möglichkeit bekämt?

Das kommt wohl auf die Umstände an. Wir haben wenig mit der Wacken-Mentalität gemeinsam und dort steht nicht die Zielgruppe, die wir mit unserer Musik erreichen wollen, dementsprechend würde ein Konzert dort auf einer kleinen Bühne zur Mittagszeit, zeitgleich mit diversen anderen Acts, keinen Sinn machen. Sollte irgendwann tatsächlich mal eine Anfrage von Wacken kommen, würden wir individuell anhand des Angebotes und unserem Status in dieser Situation abwägen, wie interessant es für uns dort wäre und wie interessant wir für das dortige Publikum wären. Wenn ich mir das aktuelle Billing dort anschaue, fällt mir auch auf, dass mich beinahe nichts dort interessiert, aber mit Bands wie CANDLEMASS oder DEEP PURPLE zusammen spielen zu können, ist prinzipiell nicht verkehrt, ich kann dir in diesem Fall also kein klares Ja oder Nein geben.  

Du bist neun Jahre jünger als ich (weiß ich von Facebook). Meine metallische Früherziehung erfolgte durch Hardrock-LPs von meinem Vater, richtig los ging es aber erst 1991, nachdem ich "Enter Sandman" und "You Could Be Mine"  gehört hatte. Wie war dein metallischer Werdegang?

Zufälligerweise zählt die "You could be mine" Single auch zu meinen ersten Tonträgern aus meiner Kindheit, ich habe keine Erinnerung daran, wieso ich sie besitze, aber ich müsste zu dem Zeitpunkt vier Jahre alt gewesen sein. Ansonsten wurde ich auch von kulturellem Hardrock-Allgemeingut meines Vaters à la AC/DC beeinflusst, aber wirklich entscheidend war für mich der Kauf meines ersten KISS Tonträgers und im Jahr 2000 schließlich das "The Wicker Man" Video von IRON MAIDEN, was mich endgültig zum Metal brachte.

AtticWann hast Du angefangen, selber Musik zu machen und wieso?

Genau kann ich das nicht mehr sagen, irgendwann zwischen meinem zehnten und vierzehnten Lebensjahr. Ausschlaggebend waren IRON MAIDEN, deren Alben ich ununterbrochen hörte und deren Konzertvideos ich mir mit fanatischer Begeisterung anschaute. Ich ließ mir von meinen Eltern zum Geburtstag eine Gitarre schenken und spielte wie besessen, um einmal wie Dave Murray auf der Bühne stehen zu können.


Bist du eigentlich wegen ATTIC bei ERAZOR ausgestiegen?


Ich weiß nicht, ob ich ohne ATTIC bei ERAZOR ausgestiegen wäre, sehe ATTIC aber nicht als Hauptgrund meiner Entscheidung an. ERAZOR war für mich die erste Band, mit der man über einen langen Zeitraum hin etwas erarbeitet hat und menschlich sowie musikalisch diverse Veränderungen durchgemacht hat, vergleichbar mit einer langjährigen Jugendliebe, mit der man sich auseinanderlebt. Nachdem Benne (ex-Sänger, d. Verf.) ausgestiegen war, verlor das Line-Up für mich die Person, mit der ich mich musikalisch und menschlich am verbundendsten fühlte und spielerisch fiel es mir zunehmend schwerer, Songmaterial für ERAZOR zu schreiben. ATTIC war, glaube ich, nur der ausschlaggebende Faktor, der mir vor Augen führte, dass ich mich bei ERAZOR nicht mehr so wohl fühlte und es sich für mich richtiger anfühlte, meine Prioritäten auf ATTIC zu setzen. Die Entscheidung fiel mir jedoch nicht leicht, schließlich hatten wir jahrelang Musik gemacht, sind durch Höhen und Tiefen gegangen, schrieben bereits an neuen Songs für das zweite Album und Konzerte waren geplant, zugleich fiel mir durch den Ausstieg aber auch eine Belastung von den Schultern und ich wollte der Band nicht durch meine mangelnde Motivation schaden und nach einem ausgiebigen Gespräch reagierte die Band mit Verständnis. Es freut mich aber zu sehen, dass sie mit Alex einen adäquaten Ersatz gefunden haben, es dort vorrangeht und ein angenehmes Bandklima zu herrschen scheint. Wir verstehen uns mittlerweile wahrscheinlich besser als zu der Zeit als ich noch zum Line-Up gehörte, gemeinsame Konzerte wie neulich in Belgien sind für beide Seiten besondere Erlebnisse und wir teilen uns nicht nur den Drummer, sondern auch einen Proberaum. Ich habe ERAZOR viel zu verdanken und bin stolz auf das gemeinsam Erarbeitete, sehe meinen Ausstieg jedoch als richtige Entscheidung an, die ich nicht bereue.  

Du wirst sicher öfter nach Einflüssen gefragt und welche alten Klassiker dir besonders am Herzen liegen, deshalb frage ich mal anders: welche neuen, jungen Bands kannst du unseren Lesern empfehlen?

HORACLE aus Belgien, VIGILANCE aus Osteuropa, BORROWED TIME, HESSIAN und NATUR aus den USA, SERPENT VENOM aus England, NOCTURNAL WITCH und SERPENT aus Deutschland... da gibt es wahrscheinlich einige, aber als Anspieltipps dürften diese vorerst genügen.

Zum Schluss noch ein paar Entscheidungsfragen, die du knapp beantworten kannst. Gegen Begründungen Deiner Wahl hätte ich aber auch nichts. PORTRAIT oder IN SOLITUDE?

Ich mag jede Band auf ihre Weise, da könnte man ja gleich MERCYFUL FATE mit KING DIAMOND gegenüberstellen.

MERCYFUL FATE oder KING DIAMOND?

Siehe oben.

FC Schalke 04 oder Borussia Dortmund?

Keins von beidem, da ich mich nicht für Fußball interessiere. Tendenziell Schalke, da ich aus Gelsenkirchen komme, aber da ich wegen dem Schalke-Verkehr häufiger im Stau stehe, bleibt es unentschieden.

SODOM oder KREATOR?

Ich mag Onkel Toms Temperament genauso wenig wie Milles politische Ansagen, aber musikalisch gesehen liegen KREATOR bei mir knapp vor SODOM.

Stauder oder Fiege?

Hansa Export.

Tarantino oder Coen Brothers?

Ich denke, ein Vergleich ist unangebracht, daher kann ich niemanden bevorzugen

Nuclear Blast oder Century Media?

Bieten mir beide mehr Nach- als Vorteile, wenn ich mir die Bands dort anschaue.

Vielen Dank fürs ausführliche Beantworten der Fragen, man sieht sich spätestens beim Rock Hard Festival 2013!

Andreas Schulz (Info)
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