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Interview mit Mithras (30.04.2007)

Mithras
Leon, wie wahnsinnig Gitarre spielender Drummer der britischen MITHRAS, stellte sich kürzlich meinen Fragen zu seiner seltsamen Death-Metal-Band. Wie steht es derzeit um die Szene im UK für eure Musik? Gibt es einen Aufwind wegen des Hypes um Bands wie Bullet For My Valentine, obwohl die ja nicht sehr Metal sind? Die Lage ist recht gesund im Moment; es gibt viele neue, aufstrebende Bands und so...Ich weiß nicht, ob Metal beliebter ist wegen dieser Band – und nein; sie sind nicht Metal -, aber wen juckt’s, solange die Leute es mögen? Morbid Angel sind als Einfluss auf eure Musik offenbar – wer noch? Ja, definitiv waren sie es zu Beginn. Seitdem haben wir aber unsere eigenen Ideen entwickelt und nicht so viel auf ähnliche Bands geachtet, wenn es ans Komponieren ging. Eigentlich mögen wir neben dem Extremen auch andere und vor allem atmosphärische Musik. Mich beflügeln heute eher progressive Gruppen wie Rush, aber es etwas Konkretem festzumachen ist schwierig. Stell mal das Textkonzept vor! – Die Titel legen nahe, dass es um mehr geht als üblich. Sicher. Kurz gesagt, unsere Alben erzählen eine fortlaufende Geschichte, und jedes macht da weiter, wo das letzte aufgehört hat. Mit der neuen Scheibe sind wir sozusagen zu einem Ende Mithrasgekommen, so dass wir schauen müssen, wie es in Zukunft weitergeht. Die Geschichte ist Science-Fiction- und Fantasy-orientiert. Wir gebrauchen Metaphern und Allegorien zu realen Geschichten, um unsere Ideen darzustellen. Es gibt einen Hauptcharakter, von dem die Texte handeln. Sie stellen universelle Fragen über die menschliche Existenz und die Beschaffenheit des Universums. Die Titel sind dabei wichtig, um die Stimmungen der Stücke auszudrücken. Die Kombination aus Drums und Gitarre ist selten unter Musikern, besonders auf einem so hohen Niveau wie bei dir. Welche musikalische Ausbildung hast du genossen? Erst mal danke. Es war enorm viel Arbeit – ich hatte ein wenig Musikerziehung als Kind, aber nicht auf der Gitarre oder am Schlagzeug. Mit der Gitarre habe ich 1996 begonnen und nahm anfangs einige Stunden Unterricht. Ende 1999 fing ich mit den Drums an, also musste ich schnell lernen. Das habe ich mir eigentlich selbst beigebracht, mit gesundem Menschverstand und indem ich mir andere Drummer angeschaut habe. Warum verfolgt ihr die Idee mit den verschiedenen Gesangsstilen wie im Opener des neuen Albums nicht weiter? – Es würde dem monotonen Growling eine zusätzliche Farbe zur Seite stellen. Rayner variiert seinen Gesang stärker als es in manch anderer extremen Band der Fall ist. Wir haben die klaren Vocals in „To Fall From The Heavens“ einfach deshalb benutzt, weil sie dort passten. Wir ziehen das für die Zukunft auch weiterhin in Erwägung, aber auf dieser Scheibe bot es sich nicht mehr weiter an. Die Melodien und Soli hören sich oft so an, als gehörten sie zu verschiedenen Stücken – irgendwie ohne Bezug zueinander. Auf welches harmonisches Konzept beruft ihr euch da? Du hast recht: einige dieser Parts stehen absichtlich im Kontrast mit der Grundstruktur der Songs. Das ist wohl ein Markenzeichen unserer Musik und meines Gitarrenstils geworden – die ätherischen Melodien gegen die dunklen, hämmernden Rhythmen zu setzen bringt einfach einen unüblichen Klang, den ich mag. Habt ihr schon live gespielt, oder werdet ihr das in Zukunft tun? Ist es schwierig, Sessionmusiker für diese Art von Metal zu finden? Davon ab: was wollt ihr generell mit MITHRAS erreichen? Wir hatten über die Jahre hinweg einige Auftritte, aber nicht in letzter Zeit. Es ist in der Tat schwierig, fähige Musiker zu finden. Die letzten sieben Jahre haben wir hauptsächlich damitMithras verbracht, neue Mitglieder einzuarbeiten, die es letztlich nicht auf die Reihe bekamen und uns immer wieder im Stich ließen. Deshalb hat es auch drei Jahre gedauert, bis „Behind The Shadows Lie Madness“ veröffentlicht wurde. Wir proben gerade mit Sessionmusikern und würden gerne eine UK-Tour machen oder sogar weiter weg. Mal sehen, wie die Sache ausgeht. Bist du auch an anderen Projekten beteiligt? Gerade nicht, aber ich habe auf dem letzten Album von Sepia Dreamer, „The Sublime“, Schlagzeug gespielt. Hör es dir an! Hör du mal in „Dreamweaver“ von Golem rein! Kennst du diese deutsche Band, die mich etwas an euch erinnert? Ja, die kenne ich, denn jemand hat kürzlich schon einmal gemeint, sie klängen wie wir. Also habe ich genau dieses Album gekauft. Es ist gut, aber doch ein wenig anders. Sie klingen eher nach Carcass, wenn du mich fragst. Im Melodiebereich gibt es vielleicht einige Gemeinsamkeiten mit uns. Welche fünf Alben hörst du gerade gerne? Vital Remains – “Icons Of Evil”, Monstrosity – “Spiritual Apocalypse”, Immolation – “Shadows In The Light”, Rush – “Signals”, Octavia Sperati – “Grace Submerged”. Besten Dank für deine Zeit!
Andreas Schiffmann (Info)
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