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Interview mit Major Parkinson (30.12.2010)

Major Parkinson

Eine Band der sonderbaren Spezies sind sie, die norwegischen MAJOR PARKINSON. Vielerorts wird ihre Musik als „Zirkusrock“ gehandelt, doch ein solch brandmarkender Terminus ist im Falle dieser Kreativlinge zu limitierend, denn sie sind weder alberne Clowns noch Artisten, denen es nach Aufmerksamkeit durch wildeste Kunststückchen dürstet. Vielmehr erschaffen die Bergener eine Melange aus Positivität und Melancholie, aus Zynismus und Euphorie, aus Depression und Wahnsinn - und das auf künstlerisch hohem Niveau, verpackt in aufregende, ereignisreiche, stilistisch sehr vielfältige Songs. Ein Interview war demnach unausweichlich, und da die Jungs, wenn sie nicht gerade Songs schreiben, auf Achse sind, war es eine reine Frage der Geduld, bis irgendwann mal die Antworten hereinflatterten, denn ursprünglich war das Interview für 2009 für das Scarred For Life (R.I.P.) geplant. Nun hat es - etwa ein Jahr später, kurz vor Weihnachten - endlich geklappt. Der hünenhafte Sänger Jon Ivar Kollbotn wälzte meinen dicken Fragenkatalog durch und zeigt sich dabei als angenehmer, sachlicher Interviewpartner, der mit Informationen nicht geizt – und beweist, dass MAJOR PARKINSON alles sind, nur keine Kaspertruppe.

Hallo Jon! Zuerst einmal muss ich Euch zu Eurem exzellenten neuen Album „Songs From A Solitary Home“ gratulieren, das – so finde ich – mindestens so gut wie das Debüt geworden ist. Klar, hierzulande hat sich die Presse förmlich überschlagen, aber wie hast Du persönlich denn die Pressereaktionen so wahrgenommen?

Was die Reviews angeht, so waren diese sowohl in Deutschland als auch in Norwegen unglaublich. Die durchschnittlichen Bewertungen in Magazinen und dergleichen waren deutlich höher als bei unserem Debüt. Ein paar Fans haben wir zwar verloren, ein paar hinzugewonnen, aber wie es scheint, hat sich mittlerweile tatsächlich so etwas wie ein harter Kern in unserer Fanbasis entwickelt.

Auch wenn Euer Bekanntheitsgrad ein wenig gewachsen ist, werden Euch nicht ganz so viele Leser kennen. Kannst Du uns einen kleinen Abriss der Bandgeschichte MAJOR PARKINSONs verraten?

Nun, MAJOR PARKINSON ist eine progressive Pop-Rock-Band, die 2003 gegründet wurde. Während der letzten sieben Jahre haben wir zwei Studioalben („Major Parkinson“ und das aktuelle Werk „Songs From A Solitary Home“ - Anm. d. Red.), eine EP (ebenfalls selbstbetitelt – Anm. d. Red.) und drei Musikvideos aufgenommen, sind sehr oft durch Deutschland, die Schweiz und Österreich getourt, hatten auch in Finnland, den USA und Schweden viele Gigs gespielt – aber hauptsächlich in Norwegen.

Sicherlich hat man Euch das schon unglaublich oft gefragt, aber Euer Bandname zwingt auch mich dazu, da mal nachzuhaken. Daher meine Lieblingsfrage: Was bedeutet der Bandname?


Wir brauchten einen Bandnamen, der schlichtweg wie unsere Musik klingt, einen kunst- und geschmackvollen Kontrast darstellt, aber auch der Name eines Charakters und seines Alter Egos sein könnte. MAJOR PARKINSON erfüllte diese Kriterien perfekt.

Die eigenwilligen Artworks Eurer beiden Alben kann man ja wirklich als fantastisch bezeichnen. Wer hat diese denn beigesteuert? Und was sollen sie eigentlich ausdrücken – sind sie gar auf irgend eine Weise mit den musikalischen oder textlichen Inhalten verbunden?

Die Artworks wurden von Martin Kvamme (PEEPING TOM, FANTÔMAS und viele mehr) erschaffen. Sie sind eher eine Visualisierung des musikalischen Empfindens, weniger eine Illustration der Texte.

Kommen wir trotzdem mal auf die Texte zu sprechen. Um was geht es auf Eurem  Debüt? Ist die Scheibe ein Konzeptalbum oder auf eine andere Art und Weise storybasiert?

Major ParkinsonDie Texte auf unserem Debüt sind lediglich ein wortmalerischer Tanz rund um den Kollisionskurs zwischen Realität und Fantasie, wo versucht wird, das Puzzle im Kopf eines Wahnsinnigen zu entschlüsseln. Dieser Wahnsinnige heißt „Major Parkinson“ und ist in dieser verdrehten Story sowohl der Held als auch der Verbrecher. Es gibt keine chronologische Abfolge und kompositionsbedingt auch keine logischen Verknüpfungen – vielmehr ist das Album ein Manifest aus Chaos, Liebe, Brutalität, Sex, Mord, Hingabe, Reue, im Grunde das Leben als Komplettpaket.

Und wie schaut es mit der aktuellen Platte aus?

Unser neues Album „Songs From A Solitary Home“ handelt eher von Einsamkeit und Entfremdung. Eine Frau taucht in einen endlosen Werbespot ein („Bazooka Mirror“), in eine Art Vorhölle, in der sie niemand finden kann. Der Teufel kommt und wandert durch die Texte wie ein Colliwog aus einer viktorianischen Muppetshow, der immer wieder aus einer Kiste springt. Ein Mann reist durch die Welt – wobei die Welt sich in seinem Geiste abspielt -, um aus seiner Heimatstadt Adville, der Stadt der Vernünftigen, zu fliehen. Er muss feststellen, dass er das nicht kann und nimmt sich das Leben, nachdem er „Der Fänger im Roggen“ gelesen hat. Womit wir bei einer von vielen Interpretationen wären.

Euer Debüt habe ich seinerzeit noch für das eingangs genannte Magazin rezensiert. In jenem Review habe ich die These aufgestellt, dass ihr Musik primär als Kunst wahrnehmt und auch entsprechend erschafft. Was denkst Du darüber?

Alles ist bis zu einem gewissen Maß Kunst. Wir überlassen es den Hörern, zu entscheiden, ob es nun gut oder schlecht ist. Unser Ansatz ist immer der gewesen, einfach loszulegen und etwas Andersartiges zu machen, etwas, das nicht wie alles andere klingt, etwas, das ein Mindestmaß an Bedeutung hat, Dich vor den Kopf stößt, Dir aber gleichzeitig auch die Eier wegrockt.

Ich möchte Dich ja nicht mit Standardfragen quälen, aber es stellt sich natürlich gerade bei stilistisch derart breit gefächerten Bands wie der Deinen die Frage, was Euch so prägt... also Bands, Musik allgemein, Dinge außerhalb der Musik...

Oh, uns beeinflussen zahlreiche Musikrichtungen, alles von Klassik über Punk bis hin zum Hardcore. Es gibt eigentlich keine Hauptvorlieben, und wir versuchen auch, nicht in einer Richtung hängen zu bleiben. Musik aus den Fünfzigern ist ebenfalls ein großer Einfluss.

Der Blick in Eure Plattenregale dürfte jedenfalls interessant sein. Aber genug mit Standardfragen. Es gibt zum Debütalbum ja den exklusiven Online-Bonustrack „Bobby“, doch der kann derzeit lediglich in mp3-Form auf den gängigen Musikportalen gekauft werden. Werdet ihr den Song bald auch in physischer Form präsentieren? Was kannst Du uns sonst noch über diesen Titel sagen?

Mittlerweile gibt es „Sleeping In A Box“, so der neue Titel des Stückes, zum kostenlosen Download als Teil eines Adventskalender-Specials (15. Türchen des Waggle Daggle-Adventskalenders 2010, hier zu finden - Anm. d. Red.). Irgendwann später wird es der Song aber auch auf eine Bootlegsammlung schaffen.

Das Stück ist eines unserer ersten und handelt von einem jungen Mann, der ein Haus besitzt und versucht, seine Familie zu ernähren. Er trinkt sich zu Tode und hinterlässt seine verzweifelte Frau, die bald darauf durchdreht. Der Text war viel zu konzeptionell, und daher mussten wir den Song fürs Debütalbum erst mal kippen. Für die besonders Interessierten wollten wir den Song aber in der Hinterhand behalten – und nun ist er für alle erhältlich.

Major ParkinsonVor Eurem Debütalbum gab es ja noch die 2004er EP, von der ihr laut Lars (Christian Bjørknes – Keyboarder der Band – Anm. d. Red.) gerade mal eine 250er Auflage veröffentlicht habt. Daher wird das Ding eine ziemliche Rarität sein. Habt ihr vor, das Teil irgendwann mal neu rauszuhauen oder irgendwo als Bonus mit drauf zu packen?

Unsere erste EP wird wahrscheinlich irgendwann später noch mal in einem größeren Rahmen veröffentlicht werden, etwa auf der erwähnten Bootleg-Sammlung, auf der es weiteren unveröffentlichten Stoff zu hören geben wird.

Was hat sich aus Deiner Sicht alles verändert, wenn Du das neue Album mal mit dem Vorgänger vergleichst?


„Songs From A Solitary Home“ hat eine andere instrumentale Zusammenstellung als der erste Langspieler. Auf ihm sind Streicher, Tuba, Piano und Cembalo zu hören – das bedeutet nicht, dass sich unser Stil verändert hat. Er hat sich einfach nur weiter entwickelt.

Noch mal zurück zum Debüt: Ich war ja ziemlich erstaunt, als ich gelesen hatte, dass Sylvia Massy, die bereits für TOOL, SEIGMEN, JOHNNY CASH und einige weitere „big names“ Großes geleistet hat, für den edlen Sound der Scheibe gesorgt hat. Wie zum Henker kam das denn zustande? Und wie war die Arbeit mit ihr?

Sylvia Massy hat uns via MySpace geschrieben und gemeint, dass wir ihre neue Lieblingsband seien. Sie fragte uns: „Wann könnt ihr mal nach Kalifornien runter kommen und eine tolle Platte bei mir aufnehmen?“ - und drei Monate später waren wir bei ihr.

Mit Sylvia zu arbeiten, war großartig. Sie hat eine sehr exzentrische Art, Bands zu produzieren und bringt jedes Bandmitglied während des Aufnahmeprozesses an seine Grenzen. Ich erinnere mich noch, wie ich in einem winzigen Kellerraum einquartiert war und nur einen kleinen Fernseher darin hatte, auf dem die ganze Zeit „Der Zauberer von Oz“ lief, damit ich sowohl stimmlich als auch körperlich besser dazu in der Lage war, die Texte rüberzubringen. Es hat wohl funktioniert.

Heilige Truthahnkacke, das ist in der Tat eine unorthodoxe Trainingsmaßnahme, hehe. Nun, als ich gelesen habe, dass Eddy Schreyer das Mastering für die aktuelle Platte geliefert hat, war ich ja schon ein wenig geschockt, denn neben Namen wie BOB DYLAN, CHRISTINA AGUILERA und PRINCE habe ich auch Namen wie LADY GAGA vernehmen dürfen. Aber als ich dann hörte, wie „Songs From A Solitary Home“ klingt, waren alle Zweifel wie weggeblasen. Und wieder muss ich fragen, wie zur Hölle dieser Kontakt nun wieder zustande kam...

Na ja, wir haben ihm eigentlich einfach nur eine E-Mail geschickt. Er mochte die Musik und hat sogar zwei weitere kostenlose Tage fürs Mastering drangehängt, um das Werk fertigzustellen. Prima Kerl!

Also habt ihr reiche Eltern, habt Banken ausgeraubt, verkauft Drogen, besitzt womöglich geheime Großfirmen? Ich denke mal, dass Madame Massy, Herr Schreyer und Senor Kvamme nicht gerade die kostengünstigste Wahl waren...


Hallo, wir sind Norweger, hast Du das vergessen? Wir liefern das Öl, verdammt noch mal!

Soso, nun erklären sich die hohen Heizkosten endlich mal, har har. Wie kam der Kontakt zu Eurem Label Waggle Daggle zustande? Und was hat Euch dazu bewogen, zu sagen, ja, DAS sind UNSERE Jungs?

Major Parkinson self titled albumDen Kontakt zu Waggle Daggles Daniel Theuerkaufer hat Angela Teistler, eine Bookingagentin von der „Geheimagentur“ in Deutschland, für uns hergestellt. Sie hat uns auf einem großen norwegischen Event namens „by:Larm“ entdeckt.

Wir mögen Waggle Daggle, da sie sehr idealistisch an ihre Arbeit mit Künstlern herangehen. Sie nehmen ihren Job sehr ernst und sind zu hundert Prozent verlässlich. Es macht Spaß, mit Leuten zu arbeiten, die das, was sie tun, aufrichtig lieben.

Daniels Label scheint ja sehr internetorientiert zu sein. Soziale Netzwerke und andere Web 2.0-Plattformen scheinen ja sein Ding zu sein (was Daniel ein wenig verwunderte, als wir später darüber sprachen - Anm. d. Red.)... Was ist deine Meinung über diese Dinge?


Die Vorteile der Web-Promotion sind zum Beispiel a) das Potenzial, ein viel breiteres Publikum zu erreichen als es Musikern früher noch möglich war, b) die Möglichkeiten, mit seinen Fans zu kommunizieren und c) Neuigkeiten und Updates viel schneller zu verbreiten. Ein Nachteil ist offensichtlich der, dass die Plattenverkäufe weniger werden, was dem Musiker das Geldverdienen erschwert.

Dafür habt ihr ja genug Öl. Worin siehst Du generell die Vorteile und Nachteile des World Wide Web?

Ich glaube, dass deine Musik früher oder später von einem breiten Publikum wahrgenommen wird, wenn Du ein Produkt mit einem Mindestmaß an Qualität vorweisen kannst und der Markt dafür bereit ist. Individualistisch oder idealistisch zu sein muss nicht bedeuten, dass Du deswegen keinen Erfolg haben kannst.

Ich weiß, die Frage, die ich jetzt stelle, ist fies, aber: Wenn ein großes Indielabel oder ein Majorlabel Euch ein verdammt gutes Angebot macht – was wäre wichtiger für Euch? Individualismus und Idealismus oder der Erfolg? Kämen stilistische Korrekturen in Frage?

Wenn wir reich wären, würde Musik vielleicht nicht einmal an erster Stelle für uns stehen. Musik zu machen, nur um berühmt oder erfolgreich zu sein ist wie jemandem vorzugaukeln, ihn oder sie zu lieben, nur weil es wie ein toller Plan erscheint. Ich könnte niemals auf die Bühne gehen und einen Song spielen, hinter dem ich nicht stehen könnte. Klingt das jetzt anmaßend?

Eher wie die Worte eines Musikers, nicht wie die eines Geschäftsmannes, würde ich sagen. Als eine Band mit einem eher „freakigen“ Sound werden doch bestimmt viele Leute erwarten, dass ihr selbst als Menschen genau so seid: Freaky, verrückt, was auch immer. Dabei denke ich eher, dass auch ihr einfach nur ein paar normale Kerle seid, die einfach das lieben, was sie da treiben. Wenn ich allerdings das ein oder andere Bandfoto von Euch so sehe, unterfüttert ihr dieses Vorurteil dann doch so ein klein wenig. Was sind deine Gedanken hierüber? Ich glaube, es ist nicht einfach, zu vermeiden, dass man eine Art Image aufgedrückt bekommt – wie sind Eure Erfahrungen damit?

In der Tat passiert es uns oft, dass manche Leute genau dieses Verrückte von uns erwarten. Ich sehe uns eher als einen Haufen gewöhnlicher, aber sehr verschiedener Leute, und diese Mischung ist eigenwillig, was zu einem interessanten Ergebnis führt. Nicht der Maler ist der Mittelpunkt, sondern sein Gemälde. Heutzutage brauchst Du doch eine Story, um ein Produkt zu verkaufen. Irgend eine Kontroverse oder einen Skandal. Das Produkt selbst allerdings ist hingegen völlig uninteressant für den Markt und die Medien. Was die Musik angeht, möchte man es den Hörern offensichtlich bequem machen und sie nicht überfordern. Darum geht es in der Popmusik: Image, Kontroversen und Bequemlichkeit. Das ist die Art Business, von denen wir kein Zahnrad sein wollen, daher möge man uns unseren Nonpopulismus bitte verzeihen.

Wenn Bands unkonventionelle, meinetwegen verrücktere Musik praktizieren, passiert es oft, dass sie nicht so richtig ernst genommen werden, etwa: „Oh, das ist viel zu weit draußen, warum sollen wir die berücksichtigen?“, oder: „Haha, schau Dir diese Crackheads an, die kann man doch nicht ernst nehmen!“ - lebt auch ihr mit diesem Handicap?

Es gibt einen Unterschied zwischen „lustig sein“ oder „amüsant sein“. Wir praktizieren Satire, nicht etwa Comedy. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe, aber ich kann nachvollziehen, dass sich manche Leute damit schwer tun, das von Anfang an zu erkennen.

Wie bereits erwähnt, hat Eure Musik ja unglaublich viele Einflüsse. Manchmal ist es vielleicht gar nicht so einfach, „von allem etwas“ zu sein. Daher wäre es doch mal, gerade wenn man bislang nicht auf Euren Gigs gewesen war, interessant zu wissen, aus welchen Fans sich Euer Livepublikum zusammensetzt. Mehr Indie-Fans? Mehr Metalheads?


Major ParkinsonMehr von allen, hoffe ich. Wir erwarten nicht von allen, uns zu mögen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Leute ihren Horizont etwas erweitern und sich nicht selbst ein Schild um den Hals hängen. Indie-Fans und Metalheads, wie Du sie gerade erwähnst, leben ja sehr häufig noch nach einem Kodex, was man denn nun zu hören habe und was nicht. Das bedeutet also, dass das, was eigentlich ein Konzept der Freiheit sein sollte, zu einem Zaun wird. Das reine Indie- und das reine Metalgenre sterben demnach langsam aus, da die Fans oft zu sehr darauf achten, was die Hörer ihrer Szene mögen. Das hat nichts mehr mit dem Drang nach Freiheit zu tun, sondern mit Bequemlichkeit. Eine bequeme Umgebung ist kein gesundes Zeichen für Kreativität – und ein deutliches Zeichen dafür, dass das Genre auf dem absteigenden Ast ist.

Ist Eure genrefreie Musik ein Problem, wenn es darum geht, Gig- oder Festivaltermine zu finden?

Man kann sich nur schwer vorstellen, dass wir für Gigs auf Blues-, Jazz- oder Metalfestivals gebucht werden. Aber das ist uns ziemlich egal, denn wir spielen für die, die zu uns kommen und uns sehen wollen.  Wir wollen uns niemandem anbiedern.

Wenn ich mir Euch so anhöre, denke ich oft: „Oh Mann, diese Musik würde perfekt als absurdes Theater funktionieren – oder gar als eine Art Musical!“. Hast Du mal über so etwas nachgedacht? Und falls nicht: Wäre dies nicht eine gute Möglichkeit, Euch  mal auf eine andere Art und Weise musikalisch auszudrücken?

Wir haben durchaus darüber diskutiert und mit der Idee gespielt, ein surreales Musical aufzuziehen... etwa in einer Art moderner Farbfilmlandschaft, inklusive Schauspielern, philharmonischen Arrangements, Ballett und so weiter. Demnächst wollen wir unsere Musik in einen völlig anderen Kontext stellen, einfach um zu sehen, wo uns das hinführen mag...

Immer, wenn ich mich mit „andersartigen“ Bands wie der Euren unterhalte, möchte der Musikoholiker in mir natürlich wissen, ob die Musiker von MAJOR PARKINSON noch anderweitig kreativ sind. Gibt es da Bands oder Projekte, in die ihr sont noch involviert seid?


Wir arbeiten nebenbei noch in verschidenen Projekten, ja. Zwei unserer Bandmitglieder haben eine Band namens OCEAN OF LOTION, deren Namen ich witzig finde. Das ist so Retro-Achtziger-Kram mit durchgeknallten Lyrics, so etwas wie „ALEX HARVEY meets DURAN DURAN“. Unser Keyboarder und ich arbeiten an klassischer Musik, und unser Drummer spielt in gottweißwievielen Bands – momentan bin ich aber mit der Vorproduktion für unser drittes Album beschäftigt, das der absolute Knaller werden wird.

Das nenne ich kreativ... und die Spannung auf das nächste Album wird somit schon mal nur schwer erträglich sein. Aber bleiben wir noch mal bei der Kreativität. In Norwegen gibt es eine faszinierende Palette an verschiedenen Stilen – mir scheint,  es sind bei euch noch mehr als in den meisten anderen Ländern – zumindest kommt mir das als deutscher, sehr offener Musikfan aus meinem Blickwinkel so vor. Abgesehen von Jazz, Electronica, Extremmetal, Rock und Pop scheinen die Musiker Norwegens sehr mutig zu sein, was bunten und experimentellen Stoff angeht. Wie siehst Du das? Scheint es tatsächlich so zu sein oder nehme nur ich das jetzt so wahr?

Major Parkinson Songs From A Solitary HomeDas hat wahrscheinlich mit den Luft- und Lichtverhältnissen zu tun. Und mit den Temperaturen. Wenn sechs Monate im Jahr Winter herrscht, sitzt Du eher zu Hause und experimentierst mit Musik. Ein kaltes Klima ist wirklich sehr förderlich für Kreativität – wenn es zu heiß ist, geht das doch stark auf Kosten derselben.

Damit kommen wir so langsam zum Schluss unseres Interviews. Wenn man nach Norwegen kommt, was sollte man definitiv getan haben?

Im August die Hardangervidda entlang zu spazieren (hier übrigens wunderbar beschrieben – Anm. d. Red.)

Und was sollte man besser bleiben lassen?


Im Winter nach Oslo zu gehen...

Was sollte man gegessen und getrunken haben?


Kråtakaka (eine Art skandinavische Pfannkuchen – Anm. d. Red.) mit Zimt und Zucker und echter Apfelcidre aus Hardanger.

Und was sollte man unbedingt gesehen haben?

Das Polarlicht.

Und wo macht man in Norwegen am besten seinen Urlaub?


In Bergen natürlich!

Jon, ich danke Dir vielmals für das Interview und habe – vorerst! - keine Fragen mehr. Möchtest Du uns und den Lesern noch etwas sagen? Die letzten Worte sind die Deinen.

So ist das Leben.

Eben.

Chris Popp (Info)
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