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Apocalyptica / Sturm und Drang / Stam1na - Hamburg/Große Freiheit 36 - 21.10.2007
Gut gefüllt ist die Große Freiheit 36 an der Reeperbahn in Hamburg: Wer Karten an der Abendkasse haben wollte, guckte in die Röhre. Was die Atmosphäre angeht, ist die Große Freiheit mit seinen Holzvertäfelungen und den Oberrängen immer ein Erlebnis - daran können auch STAM1NA aus Finnland nichts ändern, die kompetent propellerbangend ihre Thrash Nummern mit Prog-Einschlag abrufen, aber aufgrund eines verwaschenen Sounds ihr Potential nicht ausschöpfen können. Gute-Laune Band.
STURM UND DRANG wurden in deutschen Landen schon als die finnischen TOKIO HOTEL bezeichnet, was den kleinen Nachwuchsmusikern aber nicht unbedingt gerecht wird. Man mag von dieser Band halten was man will, aber mit welcher Professionalität STURM UND DRANG ihren Power Metal/Hard Rock inszenieren, ist doch beeindruckend. Viele Posen wirken zwar noch etwas unsicher einstudiert und den meisten Songs fehlt noch ein eigenes Gesicht, aber gute Stimmung herrscht nicht nur nach dem IRON MAIDEN Cover „Fear Of The Dark“.
APOCALYPTICA haben sich schon seit langem von einer originellen Begleiterscheinung der Metal Szene zu einem quasi Mainstream-Act gewandelt, der auch unmetallische Artgenossen in seinen Bann zieht. Vergisst man all die albernen Single Hits mit ach so bekannten und großartigen Gastsängerinnen und Gastsängern, vergisst man die von Verfechtern des reinen Geistes des musikalischen Undergrounds verhasste Medienpräsenz der Rock-Cellisten, dann bleiben auf den Studioalben der Finnen einfach Songs, die auf einer Spannbreite vom originellen Klassik/Metal-Verschnitt bis zum beliebigen Streicher-Tralala alles abdecken.
Doch wie jeder weiß, sind Studioalben und Live Konzerte zwei Paar Schuhe, die nicht immer im Einklang zueinander stehen. APOCALYPTICAS Musik eignet sich einfach prächtig für die Live Präsentation: Das fängt beim exotischen Erscheinungsbild entfesselt headbangender Cellisten an und endet ganz und gar nicht beim unglaublich raumgreifenden Soundvolumen dieser unschuldig anmutenden Instrumente – auch Schlagzeuger Mikko Sirén trägt mit seinem entfesselten Stil zu einer mitreißenden Show bei. Genau hier wird auch klar, dass Gastauftritte Dave Lombardos auf den Studioalben nichts als dumpf-blödes Schmücken mit fremden Namens-Federn sind.
Erwartungsgemäß kommen die schnellen, härteren Nummern deutlich besser an als die balladesken Zwischentöne. Was die fünf Musiker im stroboskopischen Blitzlichtgewitter an rasenden Hochgeschwindigkeitsläufen fabrizieren, das ist einfach exzessiv, dynamisch, fast schon ultimativ - Objektivität adé! Anfangs gehen die Melodielinien in der Cello-Apokalypse etwas unter, doch glücklicherweise ist dieses Soundproblem bald behoben. Eine kleine Überraschung an diesem Abend ist die Instrumentalversion des ansonsten von Cristina Scabbia eingesungenen „S.O.S. (Anything But Love)“, das ohne die LACUNA COIL Stimme zu einem düster verhangenen Doom-Instrumental mutiert. Gewohnt gut kommen METALLICA Coverversionen an, die auch lauthals mitgesungen werden („Enter Sandman“, „Nothing Else Matters“). Auf den Studioalben haben APOCALYPTICA ihren Reiz schon länger verloren bzw. an Glanz eingebüßt: Live sind die Finnen immer noch ein Garant für kurzweilige Konzerterlebnisse. Nachzuhören ist das noch auf der gesamten restlichen Deutschlandtournee.