ROCK AM RING 2023 | Freitag - NÜRBURGRING - 02.06.2023

Tag 1, Freitag, 02.06.2023

Drei Großbühnen, deren Aufbau drei Tages- und zwei Nachtschichten dauert und von 135 Bühnenbauern bewerkstelligt wird, mehr als 1500 Meter durchlaufende Lichttraversen, mehr als 52 Kilometer (!) Stromkabel, eine 400 Mann starke Festivalcrew, die sich um das Herrichten und die individuelle Gestaltung der Bühnen für die jeweiligen Acts kümmert, 750 Security-Mitarbeiter, ein Line-Up, das wie das Who-Is-Who der angesagtesten Bands der Szene klingt und eine Location, deren weltberühmte Streckenabschnitte „Hohe Acht“, „Schwalbenschwanz“, „Brünnchen“und „Bergwerk“ nicht nur Motorsportfans in aller Welt geläufig sind, dazu mehr als 150.000 Besucher, die ein Festival der Extraklasse feiern: Das ist Rock am Ring 2023.

Der Start ins Festival-Wochenende gestaltet sich für mich perfekt. Die Akkreditierungsformalitäten sind dank der eingespielten Crew am Check-In innerhalb weniger Minuten erledigt, was mir die Gelegenheit gibt, im Media-Center einige Kollegen zu treffen und erste Infos des Tages abzugreifen. Gleich zu Beginn gibt es die Mitteilung, dass die FOO FIGHTERS keine Fotografen zulassen werden, was für mich wenig überraschend kommt, da es in der Vergangenheit selbst Printmedien aufgrund extrem rigider Fotoverträge vorgezogen hatten, statt des Fotografen einen Karikaturisten in den Fotograben zu entsenden. Einem ähnlich kreativen Ansatz folgte die Tageszeitung WHASHINGTON CITY PAPER: Statt eines eigenen Fotografen bezahlte die Tageszeitung einigen Konzertbesuchern Honorare für deren per SmartPhone geschossener Fotos.

Rock am Ring 2023 startet mit FLOGGING MOLLY, HOT MILK und JINJER

Auch APACHE 207 möchten während ihres Late Night Specials nicht fotografiert werden, schade. Hier stellt sich dann die Frage, ob es den Künstlern bzw. deren Managements bekannt ist, dass das komplette Event „live“ gestreamt wird? Wie wäre es zudem, wenn man als Veranstalter den Bands eine entsprechende Klausel in die Verträge schreiben würde, die bei einem Event der Größenordnung Rock am Ring / Rock im Park das Recht der Berichterstattung über etwaige Fotoverträge stellt? Sei es drum – das Festival startet bei bestem Wetter auf der UTOPIA-Stage mit FLOGGING MOLLY, die im gleißenden Sonnenlicht die bereits zahlreich versammelten Fans an Stelle MOLLYs musikalisch kräftig „auspeitschen“. Ein starker Auftakt. HOT MILK eröffnen den Reigen auf der MADORA-Stage, die in diesem Jahr erfreulicherweise wesentlich niedriger gebaut wurde als noch 2022 und somit wieder zuschauerfreundlich geworden ist.

JINJER in Top-Form

Zurück an der UTOPIA-Stage legen JINJER los wie die Feuerwehr. Tatiana Shmailyuk, an diesem Tag mit rot-schwarzem Oberteil, dominiert eindeutig die Szenerie, während ihre Bandkollegen das musikalische Fundament legen. Ein gewohnt starker Auftritt der seit dem Krieg in der Ukraine bekanntesten Botschafter des Friedens im Bereich Metal. Einen Rekord stellen im Anschluss FEVER 333 auf, die es schaffen, zum dritten Mal in Folge bei den Zwillingsfestivals an den Start zu gehen. Nach 2019 und 2022 sind die sprunggewaltigen Amerikaner erneut dabei und versprühen wie gehabt beste Laune zu perfekter Show.

Olaf von den FLIPPERS sagt: „Dankeschön“

Während sich die Fans vor der UTOPIA-Stage nach dem FEVER-Schub in Richtung Erfrischung auf den Weg machen, geht plötzlich ein Raunen durch die Menge: die mächtigen LED-Wände kündigen einen Überraschungsgast an, den niemand auf dem Zettel hat: Olaf von den FLIPPERS kommt in rotem Glitzersakko auf die Bühne und hat nach wenigen Momenten die Menge auf seiner Seite. Seit der Trennung der FLIPPERS auf Solopfaden unterwegs, gefällt die 15-minütige Einlage, Titel wie „Dankeschön“ oder „Lotusblume“ werden vielstimmig mitgesungen, obwohl hier am Ring nicht unbedingt das typische Schlagerpublikum zu vermuten ist.

YUNGBLUD setzen die Bühne unter Feuer

Ähnlich sprunggewaltig wie FEVER 333 übernimmt YUNGBLUD das Mikrofon, der zudem reichlich Pyrotechnik mit an den Ring gebracht hat und mit Hits wie „Dancing At My Funeral“, „Parents“ und „Loner“ zu gefallen weiß. Schaut man sich die Fotos an, wird deutlich, dass der Mann regelrecht „unter Feuer“ steht und genau so verhält es sich auch mit der Show, die er abfackelt. Das Konzert bietet beste Unterhaltung, wobei der Hauptakteur durchaus nicht glattgebügelt sondern provokant zu Werke geht. Zu seinem Ringelpulli und den pinkfarbenen Kniestrümpfen trägt der Amerikaner an diesem Tag ein Shirt mit der Aufschrift „Star Fucker“, der Patch auf seiner Hose signalisiert „I´m A Low Life“, alles nicht ganz ernst gemeint und zu nehmen, genauso wenig wie der Kuss, den er seinem Gitarristen aufdrückt. Ein Bad in der Menge ist zu guter Letzt auch noch drin. Großes Kino!

LIMP BIZKIT, GIANT ROOKS und die FOO FIGHTERS setzen Glanzlichter

Danach sind LIMP BIZKIT an der Reihe, die bei strahlendem Sonnenschein dort weitermachen, wo YUNGBLUD aufgehört haben: beste Stimmung bei einem bunten Querschnitt durch die Hits aus mehereren Jahrzehnten Karriere. Neben den Gassenhauern „Behind Blue Eyes“ und „Rollin´ (Air Raid Vehicle) geht bei „Break Stuff“ die Party so richtig los, ein Titel, den LIMP BIZKIT bei Rock im Park zwei Tage später dann sogar zusammen mit YUNGBLUD spielen. Nach diesen beiden High-Energy Auftritten geht es bei RISE AGAINST nicht weniger heftig zu. Punk-Rock mit Hardcore Elementen steht auf dem Plan und die Fans lassen sich nicht lange bitten: die Party geht weiter, auch wenn es leichte Ermüdungserscheinungen in den ersten Reihen gibt, in denen mach headbangender Ringrocker den hohe Temperaturen Tribut zollen muss.

Ein kurzer Abstecher bei GIANT ROOKS steht danach auf dem Programm: Art-Pop aus deutschen Landen gefällt den Fans vor der MANDORA-Stage, denn die Jungs haben sichtlich Spaß und reichlich ohrwurmhafte Songs im Köcher. Ein starker Gig, den ich allerdings aufgrund des straffen Zeitplans leider sehr bald wieder verlassen muss, da sich auf der UTOPIA die bereits angesprochenen FOO FIGHTERS angesagt haben. Das aktuelle Album „But Here We Are“, das meinem Kollegen Oliver Uschmann eine 14/15 Punkte-Wertung entlocken konnte, wird erstmals live einem deutschen Publikum präsentiert und beweist, dass die Männer aus Seattle es noch einmal wissen wollen. Fotos gibt es aus den oben geschilderten Gründen nur aus der Totalen von den Video-Walls.

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