ROCK AM RING 2023 | Samstag - NÜRBURGRING - 03.06.2023

Tag 2, Samtag, 03.06.2023

Tag zwei startet nach kurzer Nacht bei bestem Festivalwetter. Der sonst am Ring so launische Wettergott hat an diesem Wochenende ein Einsehen mit den Ringrockern, die in diesem Jahr mit Sonnenschein und einem angenehmen Lüftchen verwöhnt werden. Den Reigen eröffnen an diesem Tag CLEOPATRICK, ein Kanadisches Duo, die ihre Sache auf der MANDORA-Stage ordentlich erledigen, wobei anzumerken bleibt, dass die riesige Bühne für die beiden Musiker ohne weitere Live-Begleitung etwas zu groß erscheint.

BURY TOMORROW liefern beinharte Kost in toller Intensität

Aufgrund des straffen Zeitplans bleibe ich direkt vor Ort, bis BURY TOMORROW die Bühne unter ihre Füße nehmen. Gleich in den ersten Minuten machen die Jungs aus Southampton in England deutlich, wie sie sich ein perfektes Konzert vorstellen: krachende Beats, starke Growls und cleane Gesangsparts, die die Fans immer wieder abholen, dazu eine Pyro-Show, die keine Wünsche hinsichtlich Intensität übrig lässt. Frontmann Daniel Winter-Bates fordert die Ringrocker zum Crowd-Surfen auf, einer Forderung, der gerne gefolgt wird und für die Security im Graben Schwerstarbeit bei hochsommerlichen Temperaturen bedeutet. An dieser Stelle ein Dankeschön an alle Helfer, die hier zu jeder Zeit Herr der Lage waren. Chapeau! Eines der bis dato intensivsten Konzerte des Wochenendes.

KINGS OF LEON schießen hinsichtlich Fotovertrag den Vogel ab

Zurück im Pressezentrum gibt es die Fotoverträge für den Hauptact des heutigen Tages: KINGS OF LEON. Neben der Forderung, die Bilder dem Management zur Genehmigung vorzulegen (was des Öfteren vorkommt), enthält der Vertrag, der in Deutschland unter die Kategorie „sittenwidrig“ fallen würde die Passage, dass die jeweilige Fotografin bzw. der Fotograf dafür Sorge zu tragen hat, die Fotos nur im Medium zu veröffentlichen, für das er akkreditiert wurde. Das ist eigentlich Standard. Was weit darüber hinaus geht ist der Passus, der den Rechteinhaber im Falle einer Veröffentlichung der Fotos in anderen Medien / Websites o.ä in Regress nimmt. Taucht das Foto also auf einer anderen Website als auf Musikreviews.de auf, sei es als unautorisierte Kopie auf einer Fan-Seite oder sonst wo, wäre ich als Fotograf zu Schadensersatz verpflichtet gewesen. Starker Tobak und der Grund dafür, an dieser Stelle keine Fotos der KINGS OF LEON zu veröffentlichen.

HALESTORMs absolute Sternstunde

NOTHING BUT THIEVES, die nun auf der UTOPIA-STAGE angesetzt sind, liefern im Anschluss deutlich positivere Schlagzeilen, rocken das mittlerweile proppenvolle Infield und gefallen mit Unbekümmertheit, die ansteckend wirkt. Ein starker Auftritt. Wer es danach an die MANDORA-STAGE geschafft hat, erlebt eine wahre Sternstunde der Band um LZZY und AREJAY HALE, die sich hier am Ring die Seele aus dem Leib singen und spielen. Mittlerweile habe ich HALESTORM ein halbes Dutzend mal live gesehen und fotografiert, so stark wie an diesem Tag habe ich die Band aus Pennsylvania allerdings noch nicht gesehen. Auch der Gig wenige Tage später als Opener für GHOST kommt hier bei weitem nicht ran. Das Ganze startet mit „I Miss The Misery“, „Raise Your Horns“ als Solo-Part der Frontlady inklusive, bei dem LZZY ihr gesamtes, stimmliches Potenzial offenbart. Die Fans vor der Bühne sind komplett elektrisiert und feiern die Band, die neben der grandiosen Lady deren jüngeren Bruder AREJAY am Schlagzeug zu bieten hat, einer der zur Zeit besten Schlagzeuger im Bereich Hard Rock / Metal. Natürlich hat er seine dicken Knüppel dabei, mit denen er während seines obligatorischen Drum-Solos immer noch schneller ist als ein Großteil der aktuell aktiven Schlagzeuger-Gilde. Ein grandioses Konzert! Danach reicht es noch für einen kurzen Abstecher bei BOY BLEACH, die aus dem Londoner East-End stammen und auf der ORBIT-Stage ein tolles Konzert abliefern, das für gute Laune sorgt.

HOLLYWOOD UNDEAD und INCUBUS hinterlassen starken Eindruck

Und es geht Schlag auf Schlag weiter. HOLLYWOOD UNDEAD übernehmen die MANDORA-Stage: Rap mit Rock-und Nu-Metal Elementen steht auf dem Programm, der nicht weniger intensiv daherkommt als der High-Energy Rock der Marke HALESTORM kurz zuvor. Das Gewusel auf der Bühne ist amtlich, tummeln sich hier nämlich alleine vier Rapper plus Begleitband, die nach nicht ersichtlicher Choreografie umher tapsen. Das Ergebnis ist Unterhaltung pur, die durch perfekt gesetzte Einspieler über die LED-Walls unterstützt wird. Weiter geht es auf der UTOPIA mit INCUBUS, die sich in den vergangenen Jahren auf deutschen Bühnen etwas rar gemacht hatten. Brandon Charles BOYD ist immer noch der „Chef im Ring“, kann sich allerdings zu jeder Zeit auf seine formidablen Mitstreiter verlassen, die auch eine Bassfrau in ihren Reihen haben, die hier am Ring zum Publikumsliebling avanciert, da selbst technische Probleme ihr nur ein Lächeln abringen können. Die Vermutung, der Titel „Karma, Come Back“, vierter Eintrag der Setlist, sei hier ein Auslöser gewesen, konnte nicht bestätigt werden.

GOJIRA vs. TENACIOUS D: Hartkeks trifft Comedy

Das Stage-Hopping geht nun munter weiter. An der MANDORA-Stage machen sich die Security-Mitarbeiter bereit für einen neuen Ansturm der Crowd-Surfer, die bei den nun folgenden GOJIRA berechtigterweise zu erwarten sind. Die Franzosen mit JAPAN-Faible (GOJIRA ist der japanische Originaltitel des GODZILLA-Blockbusters), lassen es so richtig krachen und sorgen für kollektives Headbanging vor der Bühne.

Tenacious D stehen kurz darauf auf der UTOPIA-Stage. Gleißendes Sonnenlicht bestrahlt die Truppe, deren Mission der komödiantische Ansatz ist. Die Outfits passen zum Anspruch der Band, dem die Ringrocker seit je her zugetan sind. Danach ist es Zeit für ein paar Kalorien. Auch in diesem Jahr gibt es ein gastronomisch vielschichtiges Angebot, das für jeden Geschmack etwas bereithält. Die Preise sind im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben, ein weiterer, positiver Aspekt. Nach erfolgter Stärkung geht es weiter mit dem nominellen Headliner des zweiten Festivaltages: KINGS OF LEON stehen auf dem Programm, die gefühlt ihre große Zeit hinter sich haben und neues Material im Vergleich mit ihrem Karrierehighlight „Only By The Night“ deutlich abfällt.

VV und EVANESCENCE sorgen für einen perfekten Abschluss

Das sehen die Fans am Ring hier ähnlich und wandern in großer Zahl zu KONTRA K, EVANESCENCE oder Ville Valo ab. Mister HIM, der seit einiger Zeit unter dem Psydonym VV oder HEARTAGRAM firmiert, präsentiert sich zu vorgerückter Stunde aufgeräumt und bei bester Laune, kein Wunder, denn an der ORBIT-Stage haben sich zahlreiche Fans eingefunden, die sowohl bewährtes wie neues Material textsicher mitsingen. Ein starker Gig, der in dieser (vor)sommerlichen Nacht ein ganz spezielles Flair bietet.

EVANESCENCE haben sich speziell für Rock am Ring / Rock im Park ein Special ausgedacht, das neben einer exquisiten Bühnendeko auch Songs bereithält, die nicht immer auf der Setlist stehen. Ein grandioser Abschluss des zweiten Festivaltages, der erst um kurz von 2:00 Uhr beendet ist.

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