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Rock Hard Festival 2014 - Freitag - Amphitheater Gelsenkirchen - 06.06.2014

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Pfingsten ist Rock Hard Festival. Und für viele beginnt damit die alljährliche Festival-Saison im Amphitheater von Gelsenkirchen. Das ist auch 2014 so und doch liegen die Dinge in diesem Jahr ein bisschen anders. Es ist das erste Rock Hard Festival nach dem großen Bruch in der Redaktion. Und wie einschneidend der war, sieht man daran, dass die Bands auf der Bühne in diesem Jahr von den Herren Stratmann, Peters, Kupfer und vor allem von einem gewissen Brian Nero angesagt werden, statt von Leuten wie Kühnemund, Albrecht oder Himmelstein, die alle nicht vor Ort sind. Brian Nero war in den Jahren 2004 und 2005 im Rahmen seiner Tätigkeit beim Radiosender BFBS Präsentator des Festivals und damals wohl auch schon Moderator. Die Reaktionen auf seine Ansagen fallen 2014 beim Publikum jedoch weitestgehend eher mau aus.

Bei dem einen oder anderen ist die - nennen wir es mal - Gemütslage 2014 also anders, als in den Vorjahren und manch eine(r) fragt sich, ob es vielleicht sogar das letzte Rock Hard Festival ist. Immerhin ist bekannt, dass hauptsächlich Götz Kühnemund sich viele Jahre lang um die Bandbuchungen gekümmert hat. Auf diese Frage gibt es, das sei vorweggenommen, am dritten Festivaltag die Antwort, denn es wird verkündet, dass OVERKILL 2015 auf dem Rock Hard Festival spielen werden.

Ansonsten ist im Grunde genommen alles wie immer und das heißt schön wie immer. Am Drumherum hat sich jedenfalls nichts geändert, sei es im Positiven, wie im Negativen. Im Nachhinein gibt es mal wieder Kritik an den Getränkepreisen, denn bei brütender Hitze an allen drei Tagen ist der Durst auf Mineralwasser groß und nicht jeder findet 3,- € für einen Becher angemessen. Doch für die Getränkepreise kann das Rock Hard nichts, denn die liegen in der Hand des Betreibers des Amphitheaters. Der hat sich jedoch bei der Menge verkalkuliert, denn am Nachmittag des dritten Tages heißt es an vielen Ausgabestellen "Wasser gibt es keines mehr".

Eine Veränderung hat es aber offenbar im FOH-Zelt gegeben und zwar beim Mischer. Es heißt, dass dieses Jahr jemand anders an den Reglern steht, was auch dadurch deutlich wird, dass so ziemlich jede Band an diesem Wochenende einen richtig guten Sound hat. Abgesehen von TESTAMENT, doch dazu im dritten Teil unseres Berichtes mehr. Steigen wir also ein, das Wort haben in diesem Jahr Andreas Schiffmann (AS), Lars Schuckar (LS) und Andreas Schulz (ASZ).

NocturnalEs ist Tradition, dass das Festival von einer Thrash-Metal-Band eröffnet wird. In diesem Jahr ist die Wahl auf NOCTURNAL aus Mainz gefallen, die kürzlich mit "Storming Evil" ihr bislang stärkstes Album veröffentlicht haben. Das Quartett zählt zu der Gattung Bands, die ihre Musik nicht nur spielen, sondern auch leben, wie es so schön heißt. Das sieht man auch daran, dass Tyrannizer für den Auftritt nicht etwa in ihr Bühnenoutfit geschlüpft ist, sondern auch an den anderen Festivaltagen mit eben diesen Klamotten auf dem Gelände zu sehen ist. Die Band steigt mit "Storm From The Graves", dem Opener des aktuellen Albums, in ihr Set ein und bei den hohen Screams von Tyrannizer stellen sich einem die Nackenhaare auf. Ihr garstiger Keifgesang passt nicht nur perfekt zur Musik, sondern ist einfach eine Klasse für sich. War es zu Anfang des Auftritts noch recht leer im Rund des Amphitheaters, so füllen sich die Plätze nun schnell und auch vor der Bühne wird es angemessen voll. Zwar ist der simple Oldschool-Thrash von NOCTURNAL nicht unbedingt jedermanns Sache, doch die, die darauf können, feiern die Band gut ab. Nach drei älteren Stücken geht es mit "Taken By Fire" zurück zur neuen Scheibe und auch die letzten beiden Songs, die auf "Beast Of Hades" folgen, sind neueren Datums. Während Gitarrist Avenger sich mehr auf sein Spiel konzentriert, bearbeitet Vomitor seinen Warlock-Bass wild bangend, dass das Augenmerk jedoch auf Tyrannizer gerichtet bleibt, verwundert kaum. Ein starker Festival-Einstieg. (ASZ)

Nach dem heftigen Start ins lange Wochenende mit NOCTURNAL, steht schon die zweite Band des Billings für die stilistische Bandbreite des Rock Hard Festivals. Die Münsteraner ZODIAC befinden sich spätestens seit ihrem zweiten Album "A Hiding Place" ganz klar auf dem aufsteigenden Ast, aber werden sie mit ihrem Retro 'n' Blues-Rock auch in einem Metal-Billing mit starker Thrash-Schlagseite bestehen können? Ja, können sie, denn der Platz vor der Bühne ist schon gut gefüllt, als die anfangs leicht nervös, aber durchweg sympathisch wirkenden Mofa-Rocker (siehe ihr YouTube-Video) strategisch klug mit ihrem aktuellen Hit "Downtown" loslegen und sofort positive Energie ausstrahlen, die mächtig ins Bein geht (bei manchem auch in Lunge und Geist, denn die ersten kreisenden Tüten sind nicht zu überriechen). Und bei der Textsicherheit der Fans im gehobenen Durchschnittsalter ist auch gleich klar, dass diese nicht nur vor den ersten Ausläufern der angekündigten Hitze in den Schatten unterm Bühnendach geflüchtet sind. Beim folgenden "Free" wird schon fleißig mitgeklatscht und besonders die intensiv und leidenschaftlich gespielten Gitarren verfehlen ihre Wirkung nicht, die auch langsam auf die Ränge überspringt, wo die Besucherzahl stetig ansteigt. Frontmann Nick van Delft, anfangs mit etwas zu leisem Sound bedacht, weiß nicht nur mit seiner Stimme zu überzeugen, sondern steht auch bei den langen Instrumental-Parts mit seiner Gitarre im Mittelpunkt. Amüsant zu sehen, wie sich seine Gesichtszüge stets dem Spiel seiner Finger anpassen. Insgesamt steckt die Band ihre ganze Leidenschaft in ihr Spiel, da bleibt keine Zeit für viel Show. Die vermisst man aber auch nicht bei dieser ansteckenden Spielfreude. Das getragene und tiefschürfende Neil-Young-Cover "Cortez The Killer" kommt besonders gut bei den Fans an und nach dem groovigen "Diamond Shoes" vom ersten Album verbreitet die Band beim abschließenden "Coming Home" noch mal besonders ausführlich ein Jam-Rock-Feeling im Amphitheater. Den guten Eindruck von der kürzlichen Tour mit Grand Magus und Audrey Horne kann die Band heute locker bestätigen und verdienterweise trifft man nach ihrem 40-minütigen Auftritt auch auf den Rängen einige neue ZODIAC-Anhänger. (LS)

Welcher Teufel die Organisatoren dazu bewogen hat, die Polen DECAPITATED einzuladen, weiß man nicht, doch fest steht: Die Band stand schon in ihrer “klassischen” Phase in der zweiten bis dritten Reihe der extremen Bands nicht nur ihres Landes – technischer Death Metal klang und klingt anderswo hingebungsvoller und nachhaltiger komponiert, doch die nach dem todes- beziehungsweise verletzungsbedingten Ausscheiden von Drummer und Sänger vorgenommene Kurskorrektur hin zum “Groove” Metal (dessen Malen-nach-Zahlen-Rhythmen der Bezeichnung nicht gerecht werden) mit allenthalben rudimentären Einflüssen der traditionellen Todesblei-Schule braucht auch im Publikum kaum jemand. Die alte Schote "Spheres Of Madness" ist demzufolge nach viel zu viel Zeug, das sich wie schlechte, frühe Slipknot anhört ("Homo Sum", "Carnival Is Forever"), bei aller Sympathie für die Musiker der einzige Höhepunkt, und zwar am Ende des Programms. (AS)

Stumpf ist Trumpf. Und in Sachen MIDNIGHT ist Stumpf ganz schön geil. Das sehen zwar bei weitem nicht alle so im mittlerweile gut gefüllten Rund, aber in Hubschrauber-Entfernung oben auf den Kuscheldecken geht von der Durchschlagskraft des Kapuzen-Trios eben auch einiges verloren. Direkt vor der Bühne geht zu der brachialen Mischung aus Venom- und Motörhead-Sounds hingegen ordentlich die Post ab und so bildet sich bereits zum neuen Song "Evil Like A Knife" vom demnächst erscheinenden zweiten Longplayer "No Mercy For Mayhem" standesgemäß der erste Moshpit. Abwechslung und variables Tempo kann man in der Folgezeit zwar getrost vergessen, dafür sind Nummern wie "Lust Filth And Sleaze", "All Hail Hell" und "You Can't Stop Steel" aber allesamt Nackenbrecher vor dem Herrn. Dem dunklen Herrn, versteht sich, auch wenn die Satansbeschwörung bei MIDNIGHT reines Showelement ist. Ihr spartanischer, aber effizient gespielter Heavy Metal mit der räudigen Punk-Kante, dazu der Knüppel-auf-den-Kopf-Gesang vom zusätzlich Bass spielenden Leader Athenar (aka Jameson Walters), der in seiner dicken Lederjacke ganz schön schwitzen muss, ist sicher nichts für die vermeintlich Anspruchsvollen im Publikum. Viele andere aber haben Spaß mit den Asi-Metallern da oben und nicht erst bei der Bandhymne "Satanic Royalty" sind im Mob alle Arme oben. Und dass sich hinter der Mentors-Gedächtnis-Optik durchaus versierte Musiker verbergen, könnte man anhand der vielzähligen Gitarreneinlagen und der durchaus vorhandenen Melodien auch ohne die Kenntnis, dass sich die Band aus der Ohio-Szene und dem Auburn-Records-Umfeld zusammengefunden hat, vermuten. Auch showtechnisch lässt sich die Band vor ihrem kultigen Mini-Backdrop nicht lumpen. Die beiden Klampfer geben ordentlich Hackengas, knien vor den Boxen und wälzen sich schon mal auf dem Boden und malträtieren ihre Instrumente gegen Ende der Show in bester Rock 'n' Roll-Manier. Mit "Violence On Violence" gibt es noch mal ordentlich Speed, dann macht der rüpelige Dreier fast eine Viertelstunde vor der zugeteilten Zeit Schluss. Das passt zwar bestens zur Fuck-Off-Attitüde, ist aber dennoch schade, denn eigentlich haben sie noch so einige feine Kotzbrocken in petto. Wie, endlich ist der Schund vorbei? Komm Alter, kauf dir ein Gummiboot und geh die tollen Reiter gucken. (LS)

Die Apokalyptischen ReiterAls Co-Headliner fungieren heute DIE APOKALYPTISCHEN REITER, jene Band also, die für ihre aufwändig-witzige Bühnenshow bekannt ist. Von der jedoch ist heute wenig bis nichts zu sehen. Man hat sich offenbar vorgenommen, nur mit der Musik überzeugen zu wollen und verzichtet komplett auf jegliche Späße, selbst Keyboarder Dr. Pest steht heute ohne Ledermasken auf der Bühne. Mit ihrem aktuellen Album "Tief.Tiefer" haben die Reiter ihren eh schon nicht kategorisierbaren Sound nochmals verändert und ein bisschen mehr Pop und Elektronik einfließen lassen. Live funktionieren diese Songs dann nur aber nur begrenzt. Dass hinterher gar von Musik à la Unheilig gesprochen wird, mag übertrieben sein, doch tatsächlich kommt nur bei den älteren Stücken Stimmung auf - dann aber auch richtig. Zum Beispiel bei "Revolution" und "Der Adler" und schon bald macht man erste Crowdsurfer aus. Vor der Bühne gibt es bei "Friede seit mit dir" und "Es wird schlimmer" weiterhin ordentlich Bewegung und bei "Seemann" gelingt es Fronter Fuchs, einen großen Teils des Publikums zum Mithüpfen zu motivieren. "Adrenalin" fließt vor den Zugaben und zum Ende hin ergeht man sich im "Rausch" - was wiederum eine kleine Überraschung ist, denn den "All You Need Is Love"-Track erwartet man nicht unbedingt live. Richtig ab geht es dann natürlich nochmal bei der "Reitermania" und bei der letzten Zugabe "Du kleiner Wicht". Ob man die Reduktion der Showelemente zugunsten der rein musikalischen Darbietung gutheißt oder nicht, ist Geschmackssache. Über weite Strecken kommen DIE APOKALYPTISCHEN REITER damit aber gut an und haben selber ebenfalls Spaß an der Sache, wie man an den dauerbangenden Saiteninstrumentalisten Volk-Man und Ady deutlich sieht. (ASZ)

Tom Warrior sammelt Punkte bei der fotografierenden Zunft, indem er statt der nur üblichen drei Songs Aufnahmen des gesamten Sets erlaubt, wiewohl kaum jemand das Angebot nutzt, was zugleich auf ein Problem hindeutet, unter dem TRIPTYKON trotz allseitiger Bauchpinselei leiden: Ihre Stücke sind viel zu lang für das, was letztlich in ihnen steckt, und das kann man auch nicht mit Stichworten wie "Grower" oder "Intensität" durch Monotonie im Hinterkopf beschönigen. Der heutige Gig wird der Legende Fischer aber insofern gerecht, als sie nicht Material der bisher zwei Alben ("Black Snow", "Altar Of Deceit", "The Prolonging") einreicht, sondern auch dem Vermächtnis von Celtic Frost Rechnung trägt ("Circle Of The Tyrants", "The Usurper") und verhältnismäßig humoriger Stimmung ist. Die Widmung des Auftritts an den Rock-Hard-Abtrünnigen und persönlichen Freund Götz Kühnemund als Spitze gegen die Veranstalter hätte sich Tom, hinter dem seine Mitmusiker in Sachen Charisma verblassen vielleicht sparen können, aber der kurz aufkommende Jubel zeugt eher von pawlowscher Konditionierung und Höflichkeit des Publikums als von der Wahrheit des Un-Slogans "No Götz, no glory". (AS)

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Andreas Schulz (Info)

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