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WACKEN OPEN AIR 2019 | Samstag - Wacken Holy Ground, Wacken - 03.08.2019

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Samstag, 03.08.2019

Der Samstag ist traditionell der Finaltag des bedeutendsten Metal-Festivals der Welt und das aus gutem Grund, denn die Abreise der mehr als 75.000 Fans aus aller Welt würde an einem normalen Werktag zu einem Verkehrschaos ohne gleichen führen. Aber soweit denke ich an diesem Tag nur kurz beim Frühstück, denn gerade der heutige Abschluss bietet noch einmal Leckerbissen, die Ihresgleichen suchen.

Los geht es auf der LOUDER-Stage mit EMIL BULLS. Parallel dazu spielen DIE KASSIERER, die ich mir aber in diesem Jahr spare. Der Andrang an beiden Bühnen ist immens, man merkt den Fans an, dass sie ihrerseits zum Endspurt ansetzen.

Auch bei SUBWAY TO SALLY ist das Infield zum Bersten gefüllt. Nachdem sich der Frontmann seines Goldsakkos entledigt hat, gibt es diverse Pyro-Elemente, die auch im Bühnengraben noch für Hitzestöße sorgen. Neben den mittelalterlichen Instrumenten liefern auch die Stromgitarren und die Rhythmussektion ihren Beitrag zu den Songs, die von der Menge gefeiert werden. Auch zu dieser frühen Stunde ist richtig Stimmung im weitläufigen Infield.

Danach bin ich kurz bei RECKLESS LOVE an der HEADBANGERS-Stage. Die Band, die ich zuletzt im Rahmen der letzten Tour gesehen habe, was mittlerweile auch schon wieder zwei Jahre zurückliegt, gehört für mich zu den Bands, die, falls sie in den 80er Jahren schon aktiv gewesen wären, mit Sicherheit weltweiten, kommerziellen Erfolg gehabt hätten. Ollie ist ein Frontmann im Stile Jon Bon Jovis, der es ab der ersten Sekunde versteht, sein Publikum bestens zu unterhalten. Neben den grandiosen Riffs, die Gitarrist Pepe aus seiner Jackson zaubert, beeindrucken die Finnen durch bärenstarke Hooks mit Wiedererkennungswert, die an VAN HALEN in ihren besten Zeiten erinnern.

Danach geht’s wieder zurück zur Hauptbühne, auf der OF MICE&MEN loslegen. Während das Wetter sich von seiner besten Seite zeigt, feuern die Jungs aus Kalifornien ein High-Energy Set auf die Menge ab, das keine Wünsche offen lässt.

Wie der geneigte Leser/In wahrscheinlich bereits mitbekommen hat, habe ich eine Schwäche für die kleineren Bands, die immer mit viel Herzblut auf die Bühne gehen und quasi um ihr Leben spielen. Ein Vertreter dieser Garde hat sich auf der WACKINGER-Stage angesagt. Aus dem fernen China sind DREAM SPIRIT nach WACKEN angereist, um den Fans ihre Version des Metal auszulegen. Die Bühnendeko ist im asiatischen Stil gehalten, die Band ist in farbenprächtige Gewänder gehüllt, die im Schein der Stagelights und der kräftig scheinenden Sonne malerische Farben erzeugen.

Bei meinem Eintreffen sind die Bandmitglieder schon auf der Bühne, obwohl es noch mindestens 15 Minuten bis zum Auftritt sind. Also Soundcheck. Was bei etablierten Bands in stoischer Routine durch Roadies abläuft, gerät hier bei DREAM SPIRIT bereits zum Happening, denn die vollzählig versammelte Metal-Gemeinde treibt die Band schon beim Austarieren der Lautstärkepegel zu Posings und Flirts mit dem Publikum an.

Danach geht es dann aber erst so richtig los. Man merkt der Band an, wie sehr sie sich auf diesen Moment gefreut hat. Man merkt, wie stolz die Jungs sind, hier in WACKEN spielen zu dürfen. Das merkt auch das Publikum, das die Band anfeuert, als ob hier ein Weltact auf der Bühne stünde. Die Luft pulsiert voller Energie, was auch ich in dieser Form nicht alle Tage erlebe. Solche Momente sind es, die den Chronisten antreiben. Nicht das schon tausendmal geschossene, einstudierte Posing eines Weltstars, sondern die schiere Freude, die sich mit jedem gelungenen Riff manifestiert. One moment in time und einer meiner ganz persönlichen, unvergesslichen Momente des WACKEN OPEN AIR 2019 – thanks DREAM SPIRIT!

Zurück im Media-Center ist unter den betroffenen Kollegen noch einmal die Enttäuschung des gestrigen Abends Thema, da weder DEMONS AND WIZARDS noch SLAYER Fotografen zugelassen hatten. Die Entscheidungen bleiben unverständlich, scheinen aber zumindest im Fall von DEMONS AND WIZARDS auf ein Missverständnis zurückzuführen zu sein. Bei SLAYER hat das Vorgehen scheinbar Methode, da es schon bei ROCK AM RING praktiziert wurde. Unverständlich und wenig professionell ist die einhellige Meinung der Fotografen. Wie das auch nach mehr als 30 Jahren im Business funktioniert, beweisen an diesem Abend SAXON, doch dazu später mehr.

Zunächst einmal stehen die Jungs von POWERWOLF auf dem Programm. Obwohl die Sonne noch hoch am Himmel steht, ist es an der Zeit, für Atilla Dorn und sein Wolfsrudel, die Metal-Messe zu zelebrieren. Die Gebrüder Greywolf, Roel van Helden, sowie Einpeitscher Falk Maria Schlegel kommen nach dem Intro unter Einsatz der ersten Feuerwerkskörper zu den Klängen von „Fire And Forgive“ auf die FASTER-Stage. Atilla Dorn packt dann zur Mitte des Songs die Flammenwerfer aus und brennt imaginäre Löcher in die Abendluft. Ein Spektakel, das zu späterer Stunde sicher noch eindrucksvoller gewirkt hätte.

Keyboarder Falk Maria Schlegel nutzt seine Spielpausen immer wieder dazu, am Bühnenrand die Fans zu Höchstleistungen anzutreiben. Die Crowdsurfer sorgen wieder für Vollbeschäftigung der Leid erprobten Security und jedes erfolgreiche Anlanden im Bühnengraben wird von der Menge frenetisch gefeiert, was Nachahmer dazu anregt, ihrerseits das Abenteuer, auf den Händen der Fans in Richtung Bühne getragen zu werden, auf sich zu nehmen. Mit zunehmender Spielzeit verschwindet auch die Sonne mehr und mehr hinter dem Horizont und macht den Weg für die Abendshows endgültig frei, was die Feuershow, die POWERWOLF mit im Gepäck haben, umso eindrucksvoller erscheinen lässt.

Attila und seine Mitstreiter sind sichtlich gerührt, wie textsicher die WACKEN-Fans die Hits der Band intonieren. Die Resonanz der Menge lässt den Eindruck entstehen, dass POWERWOLF an diesem Abend der heimliche Headliner sind. Als die Wölfe nach etwa 80 Minuten die Bühne verlassen, gibt es im weiten Infield wohl niemanden, der nicht gerne mehr Metal der Marke POWERWOLF gehört hätte.

Doch nebenan auf der HARDER-Stage bereiten sich bereits die Jungs von PARKWAY DRIVE vor, die direkt im Anschluss loslegen. Im Vorfeld war die Diskussion aufgekommen, ob die Band wohl in der Lage sein würde, die hohen Erwartungen zu erfüllen. Solche Zweifel werden dann allerdings recht schnell pulverisiert, denn der Gig strotzt nur so vor Spielfreude und Power. Allein der denkwürdige Ritt des Bassisten Jia O´Connor im Rollstuhl über die Bühne wird wohl noch lange in Erinnerung bleiben.

PARKWAY DRIVE räumen dann kurz vor Mitternacht die Bühne, während nebenan auf der HARDER-Stage bereits der überdimensionale Adler der Spielleute von SAXON gelandet ist. Dieses illuminierte Monster ist seit einer gefühlten Ewigkeit Teil der Show der Briten, die seit mehr als 30 Jahren eine feste Größe im Business sind.

Die Jungs um Biff Byford sind auch im 41. Jahr ihres Bestehens immer noch ein absolutes Zugpferd im Metal Zirkus. Byford ist prächtig gelaunt und auch der Rest der Band beweist in dieser Nacht, dass man noch lange nicht Teil einer Vergangenheit ist, die in den 80ern glorreich begann, dann etwas abflaute, nun aber, im Fahrwasser einer Renaissance dieser Jahre, wieder die Gegenwart prägt. Wie ernst es den Jungs ist, zeigt das aktuelle, sehr gelungene Album „Thunderbolt“, das zu den stärkeren Outputs der Band gehört.

Byford & Co. rocken das Infield u.a. mit den Evergreens „And The Band Played On“, „Strong Arm Of The Law“, „Denim And Leather“ und als Rausschmeißer „Princess Of The Night“ so richtig durch. Man merkt SAXON an diesem Abend an, dass die Reise noch etwas länger weiter gehen kann und sollte. Zu stark ist der Eindruck, den man hier vermittelt, als dass dies in absehbarer Zeit anders werden könnte. Als die letzten Takte verklungen sind, gibt es noch minutenlang Ovationen, die die Band in sich aufsaugt.

Nun, um 1.30 Uhr Ortszeit, stehen noch die Jungs von RAGE auf dem Programm, die ich aber aufgrund der Niete in der Fotopasslotterie am Vormittag, leider nicht mehr fotografieren kann.

FAZIT: Die 30. Auflage des WACKEN OPEN AIR liefert im Jubiläumsjahr ein Festivalevent wie von einem anderen Stern. Mehr als 190 (!) Bands geben sich auf den 9 Bühnen die Mikrofone in die Hand und bescheren den 75.000 Metalheads aus aller Welt ein denkwürdiges Spektakel, das trotz zweier wetterbedingter Unterbrechungen reibungslos über die Bühnen geht. Nicht von ungefähr haben es die Veranstalter geschafft, aus dem Nichts das größte Metal-Festival der Welt aus dem Boden zu stampfen. Es spricht eine deutliche Sprache, dass alle 75.000 Tickets für das Jahr 2020 bereits 21 Stunden nach Vorverkaufsstart vergriffen sind. Zudem gibt es mit JUDAS PRIEST, AMON AMARTH und AT THE GATES bereits die ersten Hochkaräter zu vermelden, die auch das 31. WACKEN zum Highlight des Veranstaltungsjahres 2020 werden lassen. Darüber hinaus meldete die ICS INTERNATIONAL CONCERT SERVICE den Einstieg des renommierten Festivalveranstalters PROVIDENCE EQUITY PARTNERS, der das W:O:A auf Dauer unterstützen soll, denn der Markt ist hart umkämpft, Festivals schießen aus dem Boden und buhlen um die Headliner, deren Gagen im Gegenzug steigen. Auch hier beweisen die Organisatoren Thomas Jensen und Holger Hübner die nötige Weitsicht und stellen die Weichen Richtung Zukunft, um den Titel des WACKEN OPEN AIRs als des größten und bedeutendsten Metal-Festivals der Welt auch in den kommenden Jahren unangefochten verteidigen zu können.

Als besonderer Erfolg ist es außerdem zu werten, dass das Event friedlich und ohne nennenswerte Vorkommnisse über die Bühne ging. Ein Riesenlob gebührt den Organisatoren, den Sicherheitskräften, der Polizei, den diversen medizinischen Diensten und den WACKEN-“Ureinwohnern“, die das Event tatkräftig unterstützen.

Ich könnte jetzt noch stundenlang in Superlativen schwelgen, doch das würde den Rahmen dieser Berichterstattung sprengen. Abschließend möchte ich nur noch das folgende Resümee ziehen:

See you next year in WACKEN – Rain or shine!

Alle POWERWOLF Fotos gibt es hier.

Alle OF MICE&MEN Fotos gibt es hier.

Alle DREAM SPIRIT Fotos gibt es hier.

Alle SUBWAY TO SALLY Fotos gibt es hier.

Alle EMIL BULLS Fotos gibt es hier.

Alle RECKLESS LOVE Fotos gibt es hier.

 

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Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info)

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