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Spheric Universe Experience: Mental Torments (Review)
Artist: | Spheric Universe Experience |
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Album: | Mental Torments |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Metal |
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Label: | Nightmare Records | |
Spieldauer: | 58:14 | |
Erschienen: | 2005 | |
Website: | [Link] |
Französischer Prog Metal – eine gewisse Skepsis macht sich breit, denn die Franzosen haben sich im prog-metallischen Sinne bisher nicht ausnahmslos mit Ruhm bekleckert. Eine äußerst interessante Duftmarke haben jüngst „Gojira“ hinterlassen, das Interesse ist also doch irgendwie geweckt.
Gitarrist Vince Benaim, Bassist John Drai und Drummer Sam haben bereits im Jahre 1999 mit ihren Instrumentalprojekt „Gates Of Delirium“ Bühnenerfahrung gesammelt. Ab 2001 war man mit Sänger unter dem Namen „Amnesya“ aktiv – wegen musikalischer Differenzen erfolgte der Split prompt ein Jahr später. 2003 wurde dann endlich das Demo „Burning Box“ mit neuer Besetzung unter dem Namen „Spheric Universe Experience“ eingetütet.
„Mental Torment“ ist nun also das erste komplette Studioalbum … und bietet Progressive Metal in seiner reinsten Form.
„So Cold“ legt nach atmosphärischer Intro mit einfachem Metal Riff und durschnittlichem Gesang eher mittelmäßig los – doch das verdeckte Gähnen bleibt einem im Halse stecken, wenn die Herren sich hingebungsvoll über ihre Instrumente hermachen, Bass-, Keyboard- und Gitarrenläufe sich in leidenschaftlicher Achterbahnfahrt gegenseitig überholen, verheddern und wieder freispielen. Das ist wirklich gut gemacht, auch wenn ganz schnell klar wird, wer wieder mal Pate stehen mußte: „Dream Theater“ winken und lächeln gönnerhaft. Einige gesprochene Textpassagen verbreiten dezentes „Pain Of Salvation“ Feeling.
„Now Or Never“ – wieder gutklassiger Prog Metal Stoff, die Keyboards erinnern in ihrer psychedelischen Angeschrägtheit wieder an das übergroße Vorbild. Der Track geht nahtlos in den nächsten Song über, eine Praxis, die vor allem im Prog natürlich weit verbreitet ist; die Franzosen setzen aber noch einen drauf, indem das Ende des einen Songs teilweise bis zu einer Minute in den nächsten Song „hineinragt“ – man wird quasi gezwungen, das Album am Stück auf sich wirken zu lassen.
„Burning Box Gala“ bietet perfekten, vertrackt-komplizierten Spannungsaufbau mit kopfzerbrechenden Takt- und Rhythmuswechseln – wenn man vor lauter Schlenkern und spieltechnischen Finessen langsam den Faden zu verlieren droht, erlösen einen „Spheric Universe Experience“ gerne auch mit einem erleichternden Riff in Banger-Simplizität und fangen den erschöpften Hörer danach mit einem relaxten Gitarrensolo auf.
„Saturated Brain“ führt den Stil der vorherigen Tracks fort: Psychedelische Keys, dichte Schlagzeug Kaskaden, rasantes Riffing. Strophe/Refrain Schemata werden konsequent vermieden. Die Atmosphäre ist in weiten Teilen technisch-unterkühlt, einige gelungene Gesangslinien und warme Gitarrenklänge machen den Prog Metal aber auch für „normale“ Hörer genießbar.
„Sidereal Revolution“ bezaubert mit einer coolen Piano Intro, was ein wenig an die Softprogger von „Shadow Gallery“ erinnert, später verbreiten die Keys entspannte Samba Vibes.
Angenehm kommt auch der Gesang: Die Melodien wirken zwar streckenweise etwas bemüht und wollen nicht wirklich zünden, aber Frank Garcia strapaziert die Jaul- und Wimmertoleranzgrenze zum Glück nicht bis zum äußersten. Vor allem in tieferen Tonlagen können die Gesangslinien überzeugen.
„Echoes Of The Stars“ könnte über weite Teile als „Liquid Tension Experiment“ Hommage angesehen werden …
Es ist äußerst eindrucksvoll, mit welch spieltechnischer Perfektion und Virtuosität „Spheric Universe Experience“ zu Werke gehen. Ich habe lange keine Band mehr zu Ohren bekommen, die ihre Instrumente in solchen Ausmaßen beherrscht. Aber leider wird allzu schnell klar, daß „Dream Theater“ nicht nur Inspiration für die Franzosen sind: Die großen Vorbilder wurden mit stellenweise beinahe dreister Genauigkeit kopiert. Die Grenzen zwischen Huldigung und unverschämten Kopistentum verschwimmen.
Und leider fehlt dem Quintett das gewisse Händchen für wirklich mitreißende Arrangements – einige packende Momente sind zwar durchaus vorhanden, aber eben nicht genug für ein Album, das über eine Stunde Spielzeit vorweist.
FAZIT: Technisch höchst anspruchsvolle Dream Theater Kopie – von dieser Sorte gibt es aber ganze Heerscharen von weitaus schlechteren Vertretern. Die Franzosen wissen vor allem in den äußerst zahlreichen Instrumentalabfahrten zu begeistern. DT-Klon hin oder her: „Mental Torment“ kann durchaus als gelungen bezeichnet werden – und ganz nebenbei wecken die Fransosen große Hoffnungen, was ihre Zukunft angeht …
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- So Cold
- Now Or Never
- Burning Box Gala
- Saturated Brain
- Moonlight
- Halleygretto
- Mental Torments
- Sidereal Revolution
- Echoes Of The Stars
- Bass - Jonathan Frédéric Drai
- Gesang - Frank Garcia
- Gitarre - Vince Benaim
- Keys - Fred Colombo
- Schlagzeug - Nicolas Muller
- Mental Torments (2005) - 11/15 Punkten
- Anima (2007) - 8/15 Punkten
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