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Silent Voices: Building Up The Apathy (Review)

Artist:

Silent Voices

Silent Voices: Building Up The Apathy
Album:

Building Up The Apathy

Medium: CD
Stil:

Progressive Power Metal

Label: Low Frequency Records
Spieldauer: 59:56
Erschienen: 2006
Website: [Link]

Sind finnische Bands, die nicht bei einschlägigen Labels unter Vertrag stehen oder noch nicht zu Klingeltönen verarbeitet wurden auf niedriger Qualitätsstufe anzusiedeln? – Nicht im Falle von SILENT VOICES, die auf ihrem vierten Album den Vertragspartnern die Treue halten, nicht aber denen, die typischen Finnland-Metal erwarten. Offenbar sind hier Musiker von Sonata Arctica beteiligt, doch Pop mit harten Gitarren kommt dem Hörer nicht in den Sinn: heftiger (!) Power Metal mit starkem Prog-Einschlag ist SILENT VOICES’ Programm.

Kein Song gibt sich mit weniger als sechs Minuten zufrieden, den Anfang machen gar fast zehn. Tieftönende Riffs leiten „World’s End“ ein, aus dem Galopp gleitet man sauber in gemäßigtere Strophen, in denen sich Michael Henneken als stimmliches Pendant zu Urban Breed oder Roy Khan empfiehlt; letzteres bekräftigt die Kamelot-artige Melodik im Refrain: hymnisch, geschmackvoll, aber nicht kitschig – ebenso wie der Pre-Chorus davor mit feinem Chorgesang. Eine kurze, im stets heavy treibenden Kontext ungewöhnliche Piano-Impression führt zum Hauptriff zurück und macht bereit für die zweite Durchführung. Der fetten Midtempo-Bridge folgen abgefahrene Synthiesounds, bevor ein an John Petrucci erinnerndes Gitarrensolo die Technikschau eröffnet. Das traditionelle Tastensolo ist erstklassig, ebenso der Abschluss mit transponiertem und textlich variiertem Refrain – vielversprechend...

...und nicht enttäuschend. Dream Theaters „Train of Thought“-Brutalität hat sicherlich beim zweiten Track Pate gestanden. Das Keyboard nimmt inmitten dieser Rifforgie einen gleichsam marginalen Stellenwert ein. In den Bass-gertagenen Strophen transportiert der Gesang ordentlichen Rock-Dreck und eine Rauheit, die in einem reinrassigen Thrashpart und harschen Shouts kulminiert. Vielleicht ist der Refrain vergleichsweise harmlos, wird aber gut von einem gefühlvollen Mittelteil nebst Solo aufgefangen.

Von gemäßigt-treibend bis flink-preschend huldigt „Once Lost Life“ dem europäischen Power Metal: epischer Chorus, dafür spärliche Tastenklänge und eine generelle Melancholie, welche im Zwischenpart der Erbaulichkeit weicht und sich im Solo-Tradeoff zur Euphorie steigert. Neben der Dynamik besticht hier auch das Rhodes-Piano.

Was folgt, könnte man einen doomigen Schleicher nennen, der auf einer hypnotischen Melodie basiert, sich darauf mit aggressivem Gesang in die Regionen früher Pain Of Salvation aufschwingt, im Chorus jedoch die mittlerweile unverkennbare Eigenheit der Band bewahrt. Der Zusammenbruch mit folgendem Piano-Zwischenstück und Stimmfetzen rechtfertigt allerdings das Warten auf den finalen Refrain nicht. Das Stück könnte also drei Minuten früher aufhören. Dass es so kompakt funktioniert, beweist „Corridors“, welches sich im Thrash-Rhythmus, mit Euro-Speed-Refrain und tollen Soli als Anspieltipp anbietet. Als Kontrast zu diesem härteste Ausschlag spielt man eine Ballade – fast ohne Drums und Verzerrung, unaffektiert im Gesangsvortrag und trotz reduzierter Mittel effektiv wie kurzweilig. Im vorletzten Stück fährt die Gruppe den Pegel wieder nach oben – rockig und Banger-freundlich, allerdings nicht, ohne die Virtuosität beiseite zu lassen – so geschehen beim Pentatonik-Ritt über die Bridge.

Schließlich bringen SILENT VOICES im längsten Stück all ihre Qualitäten zusammen. Nachvollziehbare und trotzdem unerwartete Arrangements werden vor allem in den nie gleich instrumentierten und gespielten Strophen deutlich: entweder clean oder distorted, deftiger oder leiser – jedoch ist immer klar erkennbar, wo sich die Musiker gerade befinden. Introspektive Texte, im schönen Booklet (Konkrete Photographien bilden abstrakte Montagen) abgedruckt, bescheren der Band auch in der B-Note keine Abzüge.

FAZIT: SILENT VOICES hätten einen Spitzenplatz unter den populären finnischen Bands verdient. Ihr stringenter wie anspruchsvoller, verspielter Power Metal trägt eine eigene Handschrift. Weitere Vergleichspunkte seien mit ausgeschlafeneren Divided Multitude oder Redemption ohne Langatmigkeit angegeben...hoffentlich bald kein Geheimtipp mehr...

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3546x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • World’s End
  • Distorted
  • Once Lost Life
  • Blood of Eden
  • Corridors
  • Hollowed
  • The Realm of Flames
  • Into the Flow

Besetzung:

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