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Swimming With God: -Mea Minima Culpa- (Review)
Artist: | Swimming With God |
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Album: | -Mea Minima Culpa- |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock/Independent/Jazz/Filmmusik |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 23:52 | |
Erschienen: | 2006 | |
Website: | [Link] |
Es ist schon durchaus seltsam, wenn einem eine CD in den Briefkasten flattert, die spätestens nach dem ersten Hören eine große Verunsicherung und Neugier beim Kritiker auslöst. Schon die Beigaben zu SWIMMING WITH GOD, ein netter Brief des Musikers Björn Göran DETJEN sowie eine CD-Rom mit jeder Menge Hintergrundinformationen zu „–mea minima culpa–“, machen auf die Klanglandschaften, die sich auf dem Mini-Album über fast 25 Minuten entfalten, neugierig. Und wenn dann in dieser kurzen Laufzeit eine Unmenge von musikalischen Stilen die Gehörgänge des andächtig lauschenden Zuhörers regelrecht bombardieren, ist Mann/Frau erst einmal platt oder vielleicht auch überfordert. Doch das sind nun mal die Risiken und Nebenwirkungen von Musik, vor denen kein Arzt oder Apotheker warnen kann. Und BJÖRN GÖRAN DETJEN, das einzige Mitglied in dem von ihm selbst als Studioprojekt bezeichnetem SWIMMING WITH GOD, nimmt sich und seine Musik in ihren unterschiedlichsten Farben und Schattierungen sehr ernst und versteht sie nicht als ein radiotaugliches Abführmittel, sondern als Musik, die „zum Zuhören und nicht zum Nebenbeihören“ einlädt.
Stehenden Fußes folgt die nächste Überraschung: dieses leider viel zu kurze und in völliger (musikalischer und finanzieller) Eigeninitiative innerhalb einer Woche in einem Studio produzierte Album umfasst Aufnahmen aus einem Zeitraum von 12 (!!!) Jahren. Die älteren Stücke (1/4/6) erkennt man, trotz ihres frischen Klangs, an der Drummachine, während die verbleibenden drei neuen Stücke mit akustischem Schlagzeug eingespielt wurden.
Auch verbirgt sich hinter jedem Titel eine Geschichte, die Detjen mit einem gewissen Augenzwinkern auf der CD-Rom beifügt – ein paar Ausschnitte gefällig? Bitte sehr:
„I´d rather wear fur than go naked“: - Geschrieben zur Peta-Kampagne, die auf jeden Fall Pelz-tragende Models darstellte, die nackt posierten mit dem Versprechen „I´d rather go naked than wear fur“. Das Intro der CD enthält textlich genau einen Satz, der jedoch, an die Anfänge unseres Geschlechts denkend, existenziell scheint: I´d rather wear fur than go nacked.
„Another foggy day in town / The world as we know it / No quarter”: Diese drei Stücke stellen den jetzigen Stil von SWIMMING WITH GOD dar. Je nach Stück dominieren Jazzgitarre (Titel 2), Klavier (Titel 5) oder Bass und 12- saitige Gitarre (Titel 3). Textlich geprägt sind die Stücke durch eine zärtlich negative Sicht auf das Leben mit einem Hauch Mitgefühl für die auf dem Planeten Erde wandelnde Menschheit.
Ein kleiner Zusatz noch meinerseits: bereits bei dem an die nackt posierenden, nicht Pelz tragenden Models erinnernden Intro glaubt der Hörer, in eine neue CD des Großmeisters FRANK ZAPPA versetzt zu werden, was natürlich mit dem folgenden, swing-jazzigen „Another Foggy Day In Town“ in eine völlig andere Richtung gelenkt wird. Aber das macht dieses Album aus: nie weiß man, was einen als nächstes erwartet. Besonders aufregend empfinde ich auch „No Quarter“, ein Titel der mich in seiner Intensität und musikalischen Atmosphäre sowie dem zerbrechlich erscheinenden Gesang an das eine oder andere Solo-Werk eines PETER HAMMILLs erinnert.
Leider ist das Album dann schon fast am Ende und wartet zum Abschluss noch mit einem Instrumental-Titel auf, der bei mir eine ganz bestimmte Erinnerung hervorruft: „Hat der alte Hexenmeister /sich doch einmal fortbegeben / und nun sollen seine Geister / auch nach meinem Willen leben.“ – Was Goethe in seinem Gedicht unsterblich werden ließ, den Zauberlehrling, lässt Detjen in „March Of The Hexenmeister“ musikalisch wie einen Soundtrack zu Goethescher Lyrik erklingen. Instrumentale Klänge zwischen progressivem Rock und Jazz mit mächtiger Schieflage, dominiert von einem E-Bass, etwas Percussion und einer sich ständig „einmischenden“ elektro-akustischen Gitarre.
Leider bleibt nach dem Hexenmeister-Titel nur die „schreckliche“ Feststellung, dass diese an musikalischer Vielfalt so reich gesegnete CD bereits vorbei ist – und nichts bleibt als Stille und die Hoffnung, dass dem Album „Meine kleinste Schuld (Mea minima culpa)“ eine deutlich „größere (also längere) Schuld“ folgen wird, womit auch schon der Titel fest stehen würde: „Mea Maxima Culpa“. Nur Mut!
Meine letzten (Kritiker-)Worte zu „-Mea Minima Culpa-“:
Nach x-maligem Hören war ich dermaßen neugierig auf dieses Projekt geworden, dass ich Björn Göran Detjen in Verden angerufen habe, da mich auch das nirgendwo gelüftete Geheimnis um den Projekt-Namen interessierte. Eigenartig ist es schon, wenn man sich SWIMMING WITH GOD nennt und die CD mit dem Zusatz versieht, dass sie „kein religiöses Projekt“ ist. Auch verweist nicht ein einziger Text thematisch auf die von NEAL MORSE immer wieder bis ins Unendliche durchgekaute Bekehrungs-Mucke. Und mit Hilfe des sympathischen Detjen kann ich dieses Geheimnis nun lüften: Die Idee zum Namen kam ihm bei einer Rückfahrt aus seinem Italien-Urlaub, in dem er die unglaubliche Schönheit von Land, Natur usw. abschließend bewunderte. Und auch wenn sein Vater Pastor ist, Detjen selber eine Vielzahl von religiösen Symbolen (Kreuze / Bilder usw.) sammelt und aufbewahrt, ist es mit seinem Glauben doch nicht so weit her, dass er mit Gott baden gehen würde – sondern den Namen als so eine Art Symbolik für das „Wunder der Natur“ sieht. Er verlässt sich lieber nach wie vor auf sich selbst, da man ja nie wissen kann, ob und mit wem man beim Schwimmen vielleicht untergeht.
Und noch eine zweite Anmerkung:
Bei meiner Suche nach zusätzlichen Informationen im www. stieß ich bei „TurnToRock.de“ auf die doch recht anmaßende Kritikermeinung: „Ich würde behaupten, dass es nicht wirklich gute Rezensionen über dieses Album geben kann. Das liegt aber eher an dem Mix und den ‚Experimenten´ des Musikers, diese in sechs Tracks auf einem Album zu vereinen. Und so weit gefächert ist selbst mein Musikgeschmack nicht.“
Irrtum, lieber Kritiker – vielleicht sollte man sich nur bei seinem Musikgeschmack nicht so stark limitieren. Dann könnte man solche Behauptungen getrost unausgesprochen lassen, denn gerade den hier formulierten Vorwurf sehe ich als die besondere Stärke von „-Mea Minima Culpa-“ an.
FAZIT: Ein Album für musikalische Grenzgänger zwischen ART-ROCK über JAZZ bis ZAPPA, das in völlig idealistischer Eigeninitiative von B.G.D. veröffentlicht und für läppische 5 Euro bei www.getyourmusic.de oder über den Musiker selbst unter bgoerand@web.de vertrieben wird. Auch das Reinhören unter www.myspace.com/swimmingwithgod lohnt sich. Dicke Empfehlung!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- I´d Rather Wear Fur Than Go Naked (An Introduction)
- Another Foggy Day In Town
- The World As We Know It
- The Devils Day Work
- No Quarter
- March Of The Hexenmeister (An Outroduction)
- Bass - Björn Göran Detjen
- Gesang - Björn Göran Detjen
- Gitarre - Björn Göran Detjen
- Keys - Björn Göran Detjen
- Schlagzeug - Björn Göran Detjen
- -Mea Minima Culpa- (2006) - 12/15 Punkten
- Reptoids, Gods And Mean Machines (2010) - 12/15 Punkten
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